Fr. Mrz 29th, 2024

Fulda (ots) –

Irgendwie wurde alles knapp in diesem Jahr: Im Frühjahr begann es mit Holz und anderen Baustoffen, dann kamen Dinge dazu, in denen Halbleiter werkeln: Autos, Computer, Elektronikgeräte. Schließlich Papier, was auch viele Zeitungsverlage traf – und, nicht zu vergessen, manche Lebensmittel, Rolex-Uhren und Handwerker. Das Beratungsunternehmen Goldman Sachs identifizierte allein 169 Branchen, die unter dem Dauer-Chipmangel litten. Vielleicht sollte man lieber fragen: Was war 2021 eigentlich keine Mangelware?

Die Welt ist mehr denn je aus den Fugen geraten. Was an DDR-Sozialismus mit Planwirtschaft und Kaufkraftüberhang erinnert, bekommt bei uns schnell den Corona-Stempel aufgedrückt. Das mag zutreffen, sofern Länder wegen des Virus ihre Grenzen schlossen und Konsumgüter nicht mehr produziert und exportiert wurden oder die Nachfrage nach bestimmten Produkten (wie bei Klopapier) explodierte. Doch vielmehr zeigt sich in der Knappheit vieler Güter unsere Abhängigkeit von Weltmärkten, auf die wir keinen Einfluss haben, sowie die Ohnmacht gegenüber Fehleinschätzungen, Misswirtschaft und politischen Hauruck-Entscheidungen.

Es ist leider so: Wenn ein Frachter den Suezkanal blockiert, werden Lieferketten unterbrochen – und unsere exportorientierte und dadurch verwundbare Wirtschaft leidet. Wenn ein US-Präsident den globalen Einfluss von chinesischen Hightech-Konzernen begrenzen will und Sanktionen verhängt, gibt es plötzlich weniger Computer auf dem Markt. Dazu kommt ein Strukturwandel in vielen Branchen aufgrund der Digitalisierung: Wenn Papierfabriken auf Kartons umschwenken, um den explodierenden Online-Handel zu bedienen, ist kein Papier mehr für Zeitungen und Bücher da.

Wer nun sagt: Ein bisschen weniger Konsum tut uns allen gut, der missachtet die Folgen dieser Entwicklung. Denn die Spirale dreht sich weiter: Verknappung, aus welchen Gründen auch immer, führt zu höheren Preisen, wie die massiv gestiegene Inflation beweist. Das wiederum führt dazu, dass Arbeitnehmer höhere Gehälter fordern, was die Unternehmen veranlasst, die Preise zu erhöhen. So sind wir letztlich alle die Leidtragenden.

Die Aussichten sind nicht rosig: Die Knappheit in vielen Bereichen wird über das Jahr 2022 hinaus anhalten. Eines der Lieblingswörter in jeder Neujahrsansprache der Bundeskanzler der vergangenen Jahrzehnte war “Zuversicht”. Auch wenn man nicht das Antonym “Pessimismus” bemühen muss: Für Zuversicht, dass 2022 ein besseres Jahr wird als 2021, gibt es leider wenig Anlass. / Bernd Loskant

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Laura Jahn

Von Laura

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