Do. Apr 25th, 2024

Kempten / Berlin (ots) – Wie wirkt sich die Pandemie auf die Lebens- und Arbeitsrealität von jungen Menschen aus? Die junge Generation fühlt sich in der Corona-Krise nicht gehört, beteiligt und von der Politik im Stich gelassen. Unklar war bis jetzt, wie es den jungen Menschen geht, was sie von der Politik erwarten und wie sich die Klima- und Corona-Krise in ihrer Werteeinstellung spiegelt. Die repräsentative “Studie Junge Deutsche 2021” bietet ein differenziertes Bild über die Lage und Bedürfnisse der jungen Deutschen. Zudem liefert die Studie Arbeitgebern, Politik und Eltern konkrete Tipps für den Umgang mit der “Generation Reset”.

Die vermeintlich gute Nachricht der geringen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland von 5,6% (Statista, 2021) trügt. Für 29% der jungen Menschen hat sich die finanzielle Situation und ihre Perspektive für die Zukunft verschlechtert. Die Generation Z (14- bis 24-Jährige) ist von den Auswirkungen der Krise besonders betroffen: Für 37% hat sich die schulisch-berufliche Situation verschlechtert. Fast jede:r Vierte ist unzufrieden mit seiner/ihrer psychisch-seelischen Gesundheit.

Jung sein im Jahr 2021 fühlt sich an, wie Mensch-ärgere-dich-nicht spielen: Man weiß nie, wie weit man kommt, bevor es wieder heißt “Zurück zum Anfang”. Junge Leute bleiben zuhause, anstatt mit Freund:innen Spaß zu haben. Sie fallen in ein Karriereloch anstatt durchzustarten und ziehen bei Mutti ein anstatt Familie zu planen. Kaum wird der Lockdown gelockert und etwas Freiheit liegt in der Luft, drückt wieder jemand auf Reset. Die umfassenden sozialen, wirtschaftlichen und systemischen Einschnitte verändern die Lebenswelt und Biographien der jungen Generation grundlegend und nachhaltig. Aus diesem Grund sieht der Studienautor Simon Schnetzer einen neuen Generationenbegriff gerechtfertigt: Generation Reset.

Zusammenhalt in der Familie (69%) ist das, was für die jungen Deutschen das Leben am meisten prägt. Familie erlebt in dieser Zeit eine regelrechte Renaissance – freiwillig oder unfreiwillig. Die Frage danach, was in Zeiten der Krise jungen Menschen Halt bietet, beantwortet die überwiegende Mehrheit mit Familie. Diese bietet soziale Kontakte, Struktur im Alltag und finanziellen Schutz.

Der Trend- und Jugendforscher Simon Schnetzer erwartet, dass “Vertrauen” das Megathema der Zukunft wird. Die Herausforderung wird es sein, Vertrauen wieder aufzubauen: zu Freunden, in Teams, zu Politiker:innen und in die Zukunft. Damit junge Menschen Vertrauen in die Zukunft fassen, benötigen sie eine Perspektive. Dies gilt insbesondere in der Phase der Übergänge wie beispielsweise durch eine Arbeitsstelle, ein ehrenamtliches Engagement oder ein Corona-Stipendium, um sich an der Bewältigung der Krise zu beteiligen.

Was bedeuten die Studienergebnisse für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft? Vor allem, dass sie den jungen Menschen mehr zuhören müssen, um sie nicht zu verlieren. Sie sollten ihre Bedürfnisse, Ängste und Forderungen ernst nehmen. Schließlich hängt von deren Start ins Berufsleben ab, in welchem Maß sie später zu den sozialen Systemen der Sicherung beitragen können. Fazit: Die junge Generation will als Zukunftsgestalter:innen eingebunden werden, um ihre Zukunft nicht dem Schicksal zu überlassen, sondern Teil der Lösung zu sein.

Die wichtigsten Studienergebnisse

Zufriedenheit

Die Stimmungslage der jungen Deutschen ist getrübt. 70% der Befragten sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Leben. Das sind 9% weniger als in der Zeit vor Corona (Studie 2019). Teilnehmer-Zitat: “Seit der Corona-Krise muss ich mir wieder die Frage stellen, wie es weitergeht und was mich glücklich macht im Leben.”

Einflüsse auf die Lebenssituation

Den größten Einfluss auf die aktuelle Lebenssituation hat für die Generation Z die Smartphone-Nutzung (77%) und für die Generation Y der Zusammenhalt in der Familie (68%). Der Stellenwert von Familie war bereits vor Corona sehr hoch – die Bedeutung der Smartphone-Nutzung hat seit dem Jahr 2019 um 20% zugelegt. Teilnehmer-Zitat: “Das Smartphone ist mein Draht zur Außenwelt. Es gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein.”

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