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34.500 Euro in der Sakkotasche

Eine hohe Summe an Schwarzgeld stellten Steuerfahnder in Salzburg bei einem Après-Ski-Wirt sicher. Der Steuerhinterzieher saß für die ÖVP im örtlichen Gemeinderat und im Salzburger Wirtschaftsbund.
Flachau, 11. Juni 2021 | Steuerrazzia bei einer Gastronomenfamilie in der Salzburger Tourismushochburg Flachau. Bei Hausdurchsuchungen bei den Après-Ski-Betreibern tauchten Sparbücher und Bargeld im Wert von 3,5 Millionen Euro auf.

Wie im Gangsterfilm
Im Kleiderkasten des Lokalbetreibers stießen die Ermittler in den Taschen eines Sakkos auf 34.500 Euro, hieß es in einer Mitteilung des Finanzministeriums. Dies habe der Beschuldigte noch humorvoll mit der Aussage “es handle sich dabei um sein Taschengeld” abgetan. Das Lachen verging ihm später: Die Salzburger Steuerfahndung fand schließlich große Summen unversteuertes Geld und eine illegale Handfeuerwaffe.

Der hohe sichergestellte Betrag besteht aus mehr als 780.000 Euro Bargeld, das im hauseigenen Safe und in diversen Taschen gefunden wurde, und mehr als 200 vorwiegend namenlose Sparbücher mit einer Gesamteinlage von über 2,7 Millionen Euro. Da die Beschuldigten die Herkunft des Geldes nicht erklären konnten, bestand der Verdacht, dass die Gelder aus Schwarzeinnahmen des Lokals stammen. Insbesondere auch deshalb, weil festgestellt werden konnte, dass in der Hochsaison an einem Tag bis zu drei namenlose Sparbücher mit einer Einlage von jeweils knapp unter 15.000 Euro angelegt wurden. Die Transaktionen schienen aber nicht in den Geschäftsunterlagen des Betriebes auf.

Fall für das Landesgericht
Gleichzeitig zu den finanzstrafrechtlichen Ermittlungen der Steuerfahndung startete das Finanzamt eine Betriebsprüfung, die zu einer Abgabennachforderung in der Höhe von mehr als 3,2 Millionen Euro führte. Der Großteil davon wurde von den Beschuldigten bereits beglichen. Allerdings müssen sich die Lokalbetreiber auch strafrechtlich vor dem Landesgericht Salzburg verantworten. Ihnen droht eine Geldstrafe in Millionenhöhe, auch eine mehrjährige Freiheitsstrafe ist möglich.

Der von den Vorwürfen betroffene Gastronom war ÖVP-Gemeinderat und Mitglied im Wirtschaftsbund. Der Flachauer Bürgermeister Thomas Oberreiter (ÖVP) bestätigte gegenüber ZackZack den Austritt des Beschuldigten aus dem Gemeinderat und der Partei, sowie dem Salzburger Wirtschaftsbund.

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sprach nach Bekanntwerden des Fundes von einem beispiellosen Fall. “Die Höhe der festgestellten Schwarzgelder überraschte selbst die erfahrensten Ermittler.” Steuer- und Abgabenbetrug würden den Wettbewerb verzerren und der Wirtschaft schaden.

(dp/apa)

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