Fr. Apr 19th, 2024

ÖVP-Hanger lieferte am Donnerstag im Ibiza-U-Ausschuss einen handfesten Eklat. Vor laufender Kamera unterstellte er einer Journalistin „unausgewogene Berichterstattung“. Sie tue, als wäre sie „Befrager im U-Ausschuss“.

Wien, 25. Juni 2021. Am Rande des Ibiza-U-Ausschusses am Donnerstag lieferte ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger einen Eklat. Nach seinem Statement zur Befragung von Gernot Blümel (ÖVP) attackierte er eine nachfragende Journalistin.

Statt Antwort Attacke

Eine „Puls24“-Journalistin wollte von Andreas Hanger seine Einschätzung zu einer brisanten Weisung im Finanzministerium wissen. So ist bekannt, dass die Akten aus dem Finanzministerium bereits ab März bereit zur Lieferung in den U-Ausschuss gewesen wären. Allerdings soll es eine Weisung gegeben haben, abzuwarten anstatt zu liefern. Wer das beauftragt hatte, klärte Blümel am Donnerstag nicht. Die Journalistin fragte Hanger zu seinem Urteil in diesem Sachverhalt.

Doch dieser lieferte statt Antworten eine Frontalattacke:

„Sie kommen mir langsam vor wie ein Befrager im U-Ausschuss“,

so die erstaunliche Reaktion des Polit-Ziehsohnes von Wolfgang Sobotka.

Dann ging Hanger noch einen Schritt weiter: „Sie sind schon verpflichtet, ausgewogen zu berichten“, war sein Kommentar auf die kritische Nachfrage. Das erinnert bedrohlich an Donald Trump. Dieser hatte auf Fragen, die ihm nicht genehm waren, häufig geantwortet: „You are Fake News“ und die Beantwortung der Frage verweigert.

“Tabubruch”

Die Attacke auf die Journalistin ließ aber auch ihre Kollegen nicht kalt. So versuchten zwei Journalistinnen der „Tiroler Tageszeitung“ und des „ORF“ den ÖVP-Mann auf die Weisung anzusprechen. Mit Erfolg: Hanger ließ seinen unterstellenden Angriff bleiben und versuchte doch noch, auf die äußerst berechtigte Frage einzugehen. Eine konkrete Antwort bekamen die Journalisten allerdings nicht. Er antwortete ähnlich wie Blümel.

Werner Reisinger ist Korrespondent der deutschen Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ und erlebte die Situation live vor Ort mit. Im Gespräch mit ZackZack sagt er:

„So etwas habe ich bisher in Österreich noch nicht erlebt, das stellt durchaus einen Tabubruch dar. Vor laufender Kamera, inmitten von anderen Kollegen eine Journalistin nach einer normalen, gut formulierten Frage so zu attackieren, ist ein neues Level. Das lässt sich durchaus mit Trump-Methoden vergleichen, der nicht genehmen Journalisten immer wieder ‚falsche Berichterstattung‘ vorgeworfen hat.”

Etwas Ähnliches sei am Donnerstag geschehen, sagt Reisinger:

Der Subtext von Hangers Attacke gegen die Kollegin lautete: ‘Sie berichten unkorrekt, Sie sind ein Gegner von uns.‘ Mit so einer Aktion sende Hanger ein Signal, das lautet „wer solche Fragen stellt, wird bloß- und an den Pranger gestellt.“

Hanger legte dann am Abend im „Puls24“-Studio sogar noch einmal nach. Es sei „vorsichtige Kritik“ geübt worden, aufgrund „bestimmter Berichterstattungen“ in letzter Zeit. Zudem hätte er sich dann abseits der Kameras entschuldigt, meinte Hanger. „Kritik an der Berichterstattung“ würde man besser unter vier Augen ansprechen, nur um seine Unterstellungen erneut zu wiederholen – und zwar wieder vor laufender Kamera.

(ot)

Quelle: ZackZack

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