Fr. Mrz 29th, 2024

Bonn (ots) – Gesunde Tiere sind unerlässlich für eine nachhaltige, ressourcenschonende und zukunftsorientierte Nutztierhaltung und Lebensmittelgewinnung. Wie man dies erreichen und dabei alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – zu einem ausgewogenen Ansatz zusammenführen kann, um eine vitale und wettbewerbsfähige Tierproduktion zu realisieren, das diskutierte der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) mit Wissenschaft und Politik auf seiner Frühjahrstagung. Konsens bestand, dass die Prävention ein Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ist. Die Politik steht vor der Herausforderung, mit innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen die weitere Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit jetzt auf den Weg zu bringen. Die Leistungen von Landwirten und Tierärzten im Tiergesundheitsmanagement seien sowohl monetär als auch durch gesellschaftliche Anerkennung zu honorieren. Staat und Gesellschaft müssten die Weiterentwicklung der Nutztierhaltung durch Förderprogramme für notwendige langfristige Investitionen unterstützen.

Einen ausgewogenen, alle Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigenden Ansatz für die gesamte Lebensmittelkette habe die Europäische Union mit dem Green Deal und der Farm-to-Fork Strategie vorgelegt, betonte der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins. Für den Vorsitzenden des Agrarausschusses im Europaparlament steht dabei ein weiter reduzierter und zielgenauer Antibiotikaeinsatz ebenso im Fokus, wie bessere Haltungsbedingungen, lokalere Transportketten und transparente Verbraucherinformationen. Mehr Tiergesundheit und mehr Tierschutz/- wohl greifen ineinander und wirken auf die Qualität der Lebensmittel.

Ökonomie und Ökologie sind kein Gegensatz

Ökonomie und Ökologie sind in der Nutztierhaltung keineswegs ein Gegensatz. Das arbeitete Professorin Dr. Nicole Kemper vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) heraus. Sie legte den Fokus auf eine Kombination verschiedenster präventiver Maßnahmen: Auf medizinische Interventionen – Stichwort Impfungen und Alternativen zum Antibiotikaeinsatz. Auf veränderte, an natürliche Verhaltensweisen der Tiere ausgerichtete, tiergerechte Haltungsumgebungen. Und auf Fütterung, Zucht sowie den Ausbau der Fachkompetenz der Tierhalter im Management. Mit Studien belegte sie, dass derart gesund gehaltene Nutztiere sowohl umweltschonender als auch produktiver sind.

Digitale Transformation in das Agrarsystem der Zukunft

Einen Blick auf Agrarsysteme der Zukunft zwischen “Alternative Meat” und “Digital Farming” warf Professorin Dr. Stefanie Bröring. An der Universität Bonn hat sie den Lehrstuhl für Technologie-, Innovationsmanagement und Entrepreneurship inne.

Die mit Verweis auf Klimaschutz und veränderte gesellschaftliche Erwartungen oft vertretene These, dass Cultured Meat (Laborfleisch) und pflanzliche Alternativen die Nutztierhaltung verdrängen, mochte sie nicht teilen. Bei weltweit stark wachsender Proteinnachfrage verliere die konventionelle Fleischerzeugung zwar deutliche Marktanteile – Prognosen sehen sie bis 2040 unter 50 Prozent -, sie behalte aber ihre ‘Licence to Produce’, auch weil sie sich wandele. Weit größeres Veränderungspotential sieht Bröring auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit in der Digitalisierung. Weltweit würden Milliardenbeträge in datengetriebene, autonome landwirtschaftliche Systeme investiert. Neue Plattformmodelle, ‘Smart Animalfarming’ und ‘Predictive Analytics’ hätten disruptives Potential für bestehende Strukturen und Geschäftsbeziehungen. Die Nutzung solcher Systeme verlange jedenfalls ganz neues Wissen und Veränderungsbereitschaft von allen Beteiligten.

Neue Rolle für Tierärzte

“Tierärzte haben die Aufgabe, hier neue Kompetenzen zu erwerben”, stimmte Dr. Joachim Lübbo Kleen zu. Der Tierarzt mit einem Schwerpunkt auf der Bestandsbetreuung von Milchviehhaltungen, sieht sich und seine Berufskollegen in verschiedensten Rollen, etwa als technischer Dienstleister, Lieferant und Berater. Um Ansprechpartner für die Landwirte zu bleiben, müssten Veterinäre ein Verständnis von Daten, von Kommunikation und ökonomischen Betriebsabläufen haben.

Schlüsselfaktor Prävention

Konsens in der Podiumsdiskussion war: Ein nachhaltiges Lebensmittelsystem – fair, gesund und umweltfreundlich – ist nur mit gesunden Tieren möglich. Prävention wird dabei zum Schlüsselfaktor.

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