Mi. Apr 24th, 2024

Mainz (ots) – So geht Verantwortung. So geht Professionalität. Man kann in Tagen wie diesen die Entscheidung zur grünen Kanzlerkandidatur nicht bewerten, ohne gleichzeitig auf die Union zu schauen. Und damit setzt man weder Annalena Baerbock noch Robert Habeck herab. Beide haben über eine politische Ewigkeit bewiesen, dass sie in der Lage sind, persönliche Befindlichkeiten hinter die Sacharbeit zu stellen. Im Lichte dieser alles andere als selbstverständlichen Teamleistung erscheint die selbstzerstörerische und selbstbezogene Schlammschlacht der Herren Laschet und Söder nur noch verheerender. Unrecht täte man Baerbock und Habeck allerdings, wenn man jetzt ausschließlich auf CDU und CSU schaute. Beide, Baerbock wie Habeck, haben das Zeug zur Kandidatin respektive zum Kandidaten. Die Entscheidung für Baerbock ist nicht zuletzt eine aus der grünen Binnensicht: Sie ist diejenige, mit der man sicherer unterwegs ist. In Zeiten, als die Union Wahlplakate mit dem Slogan “Keine Experimente” druckte, fuhr sie die besten Ergebnisse ein. Es sieht aus, als seien die Grünen nicht nur an dieser Stelle ihre Erben. Habeck irrlichtert oder, wenn man es vornehmer formulieren will, philosophiert mitunter ein wenig zu sehr. Das setzt seine Qualitäten nicht herab, schafft aber ab und an Erklärungsbedarfe. Warum das riskieren, wo es doch gerade so gut läuft? Oder sich andere streiten wie Kesselflicker? Baerbock wird Habeck im Wahlkampf und im Zweifel in einer Regierung noch brauchen, das weiß sie. Die Grünen präsentieren sich in der Gunst der Stunde als Partei der Verlässlichkeit. Und wenn man gegen einen definitiv beschädigten schwarzen Kandidaten (es ist in dieser Hinsicht mittlerweile egal, wer es sein wird) und den blassen roten “Scholzomaten” auch noch die Möglichkeit behält, die Frauenkarte zu spielen, hat man bestimmt auch nichts dagegen. Auch wenn man nicht nur angesichts der Schwäche der Konkurrenz im Moment gar nichts anderes tun muss, als sich diese Karte in den Schreibtisch zu legen. Annalena Baerbock hat es nicht nötig, auf sie zu setzen. Sie mag nicht immer faktensicher sein und ohne Regierungserfahrung, aber sie ist international vernetzt und beherrscht auch in Berlin die hohe Kunst der Allianzenbildung. So hat sie etwa aus der Opposition heraus im Bundestag Gesetzentwürfe durchbekommen, an die sich nicht jeder herantraut – etwa zum Thema Organspende. Die Grünen haben somit die aus ihrer Sicht bestmögliche Wahl getroffen. Ob es die Beste war, entscheiden die Wählerinnen und Wähler – und der eine oder andere Kesselflicker.

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