Mi. Apr 24th, 2024

EPO-Doping ist im Leistungssport weit verbreitet, vor allem bei Radfahrern. Die wenigen, die dabei erwischt werden, sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Ob das Doping mit Erythropoetin tatsächlich effektiv ist, wurde aber bisher kaum untersucht. Eine 2017 veröffentlichte Studie lässt daran zweifeln – zumindest wenn es um lange Strecken geht.

EPO als Dopingmittel

EPO, das auf natürliche Weise im Körper produziert wird, verbessert die Fähigkeit, Sauerstoff zu den Muskeln zu transportieren. Dadurch soll sich die Ausdauer erhöhen. In der Medizin verwendet man eine synthetische Variante zur Behandlung von Anämie im Zusammenhang mit Krebs oder Erkrankungen der Nieren. EPO gehört auch zu den mehr als 300 Substanzen, die von der WADA verboten sind. Das Anti-Doping-Reglement des Radsports sieht jedes Jahr umfassende Tests bei der Tour de France vor. In der Regel sind es acht Tests pro Tag, darunter immer der Führende und der Sieger jeder Etappe sowie sechs weitere Personen.

EPO-Doping als Studie

Um zu untersuchen, ob das Doping mit Erythropoietin (EPO-Doping) seinem Ruf gerecht wird, organisierten niederländische Wissenschaftler ein Radrennen auf einen Berg. Sie rekrutierten eine Gruppe begeisterter Sportler und brachten sie per Bus nach Südfrankreich. Dort bereiteten sie ihnen einen anstrengenden Tag auf dem Fahrrad. “Es war hektisch und stressig, aber auch lustig und aufregend”, sagte Jules Heuberger, der das Projekt leitete und sich selbst als “aktiven, fanatischen Radfahrer” bezeichnet. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Lancet Haematology veröffentlicht. Sie könnten einige Sportler dazu bringen, den Risiken des Dopings mehr Aufmerksamkeit zu schenken als den erhofften Vorteilen, so die Forscher.

Profisportler konnten nicht untersucht werden, da ihnen das EPO-Doping untersagt ist. Daher rekrutierten die Wissenschaftler 48 gut trainierte männliche Amateursportler, die bereit waren, sich acht Wochen lang Spritzen geben zu lassen und dann ein Rennen auf einen Berg im Süden Frankreichs zu fahren. Die Forscher verabreichten der EPO-Gruppe so viel, dass sich ihr Hämoglobinspiegel erhöhte. Hämoglobin ist der Bestandteil des Blutes, der den Sauerstoff transportiert.

Resultate

Die EPO-Gruppe schnitt bei einem kurzen, aber intensiven Labortest, bei dem sie bis zur Erschöpfung in die Pedale traten, besser ab. Bei einem 45-minütigen Ausdauertest waren beide Gruppen gleich gut. Für die Hauptveranstaltung reisten Forscher und Radfahrer aus den Niederlanden nach Frankreich. Am Tag des Rennens fuhren sie 110 Kilometer zusammen und bestiegen dann über 21,5 Kilometer den Mont Ventoux, einen Gipfel, der häufig Teil der Tour de France ist.

Diejenigen, die EPO erhalten hatten, waren im Durchschnitt 17 Sekunden langsamer als die Radfahrer, die nur ein Placebo erhalten hatten. Die meisten von ihnen vermuteten im Nachhinein, dass sie die falschen Spritzen bekommen hatten. “Sie konnten die Wirkung nicht spüren, und wir konnten sie auch nicht messen”, sagte Heuberger. Die Studie entkräftet nicht nur den Mythos über EPO, sondern zeigt auch, dass es möglich ist, Studien durchzuführen, die den Bedingungen von Wettkämpfen nahe kommen. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet”, sagte Dr. Don Catlin, ein emeritierter UCLA-Professor und Pionier der Dopingtests im Sport. Robin Parisotto, ein australischer Sportwissenschaftler, der an der Entwicklung eines Tests zum Nachweis von EPO beteiligt war, lobte die Motive der Forscher.

Fazit

EPO biete bei kürzeren Wettkämpfen einen sehr starken Nutzen. Auf mittleren Strecken ist jedoch kein signifikanter Effekt mehr messbar und auf langen Strecken scheinen die Athleten, die EPO-Doping betreiben, sogar im Nachteil zu sein. Letztere Schlussfolgerung unterliegt allerdings einer Einschränkung: Wissenschaftler können aus ethischen Gründen keine hohen Dosen an menschlichen Probanden testen. Somit ist es unmöglich, echtes Sportdoping zu imitieren.

Im Bereich des Breiten- und Freizeitsports spielt EPO bisher keine relevante Rolle, obwohl es durchaus Doping-Plattformen für Amateure gibt, wo man neben anabolen Steroiden und anderen Medikamenten auch EPO kaufen kann. Das mag an den hohen Kosten liegen oder daran, dass Hobbysportler vor allem Aufputschmittel mit unmittelbaren Effekten bevorzugen, wie etwa Ephedrin. Im Leistungssport deutet sich indes ein vorsichtiges Umdenken an. Fälle von EPO-Doping gab es im Profi-Radsport in letzter Zeit keine.

Quelle

 

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Wolf Ring

Von Wolf Ring

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