Do. Apr 18th, 2024

Berlin (ots) –

+++ Nach Explosion in einer Entsorgungsanlage für chemische Stoffe in Leverkusen beantortet der TÜV-Verband die wichtigsten Fragen zur technischen Sicherheit und Prüfung entsprechender Anlagen +++

Nach der Explosion in einer Entsorgungsanlage in Leverkusen sagt Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband: “Das Sicherheitsniveau explosionsgefährdeter Anlagen wie chemischer Anlagen, Tankstellen oder Tanks mit Gas, Benzin oder Lösungsmitteln ist in Deutschland sehr hoch. Dafür sorgen strenge gesetzliche Vorgaben und regelmäßige Prüfungen durch unabhängige Sachverständige. Trotzdem sind Vorfälle wie in Leverkusen nicht völlig auszuschließen. Entscheidend für die Sicherheit ist, dass die Betreiber ihre Anlagen regelmäßig warten, Beschäftigte ausreichend qualifizieren und Prüftermine gewissenhaft einhalten.”

Nach den Ergebnissen des Anlagensicherheits-Reports der Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) haben Sachverständige im Jahr 2019 bei 24 Prozent der geprüften Lageranlagen, bei 18 Prozent der Tankstellen und bei 14 Prozent der sonstigen Ex-Anlagen erhebliche Mängel festgestellt. Dazu zählen zum Beispiel fortschreitende Korrosion, eine unzureichende Kennzeichnung von Anlagenteilen oder auch Änderungen der Betriebsweise ohne eine vorhergehende Bewertung.

Welche Bedeutung hat der Explosionsschutz in der Industrie und im Alltag?

Überall dort, wo brennbare Flüssigkeiten, Gase oder Stäube gelagert werden, die in Kontakt mit der Umgebungsluft und einer geeigneten Zündquelle explodieren können, müssen besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Das betrifft viele Industrieunternehmen, insbesondere aber die chemische Industrie und die Mineralölwirtschaft. Aber auch Getreidemühlen oder Sägewerke gehören dazu, weil es hier zu gefährlichen Staubexplosionen kommen kann. Besondere Schutzbestimmungen gelten auch an Flughäfen im Umfeld der Betankungsanlagen für Flugzeuge. Im Alltag am meisten von der Bevölkerung frequentiert sind Tankstellen für Benzin und Gas.

Welche unterschiedlichen Ex-Anlagen gibt es?

Laut der Definition in der Betriebssicherheitsverordnung sind Ex-Anlagen die “Gesamtheit der explosionsschutzrelevanten Arbeitsmittel”. Dazu gehören neben verfahrenstechnischen Anlagen auch erlaubnispflichtige Anlagen wie zum Beispiel Füllanlagen, Tankstellen oder Flugfeldbetankungsanlagen sowie Lageranlagen mit Tanks.

Wo liegen die Gefahren und Risiken?

Wenn durch technische Mängel oder eine fehlerhafte Bedienung brennbare Flüssigkeiten, Gase oder Stäube mit der Umgebungsluft in Kontakt kommen und sich dadurch ein explosionsgefährliches Gemisch bildet, entstehen in Kombination mit einer wirksamen Zündquelle massive Gefahren für die unmittelbare Umgebung, zum Beispiel für Beschäftigte oder Anwohner:innen. Zu den möglichen Zündquellen zählen auch elektrostatische Entladungen wie sie vom Ausziehen eines Wollpullovers bekannt sind. Explosionen in Industrieanlagen richten immer wieder große Schäden an: So war die Explosion in einer Raffinerie südlich von London im Jahr 2005 noch bis an die holländische Küste zu hören. Die Anlage wurde komplett zerstört und mehr als 200 Menschen verletzt. Bei einer Explosion in einer Düngemittelfabrik bei Toulouse im Jahr 2001 wurden große Teile der Stadt beschädigt, über 30 Menschen starben.

Wie ist die Sicherheit in Deutschland geregelt?

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