Do. Apr 25th, 2024

Als ob die gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 nicht schon genug wären, kommt zu den täglichen Problemen, die die Pandemie in unser Leben gebracht hat, nun auch noch eine sich leise anbahnende Zunahme von Schlafstörungen hinzu. Sofort zu Medikamenten zu greifen, ist jedoch nicht die richtige Antwort.

Studie: Schlafstörungen nehmen zu

Eine kürzlich durchgeführte internationale Untersuchung von Schlafstörungen während der Pandemie ergab einen Anstieg der Einnahme von Schlaftabletten um mehr als 20 Prozent. Diese Zahl verdeutlicht nicht nur eine Zunahme von Schlafstörungen, sondern auch eine starke Abhängigkeit von leicht zugänglichen Therapien. Schlaftabletten bringen eine Reihe von Risiken mit sich, darunter Abhängigkeit, Gedächtnisverlust und Unruhe. Diese Probleme sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Home-Office und Lebensstil

Einige haben sich angepasst und Wege gefunden, eine gesunde Routine zu entwickeln. So stehen manche früh auf, um den Sonnenaufgang zu sehen. Andere meditieren oder gehen joggen. Doch viele, vor allem jüngere Menschen, konnten der Isolation nicht entkommen. Schleichend wurden die Tage wie Nächte und die Nächte wie Tage. Nur wenige Minuten vor dem Unterricht oder der Arbeit aufzuwachen, ist jetzt ohne große Folgen möglich; im Homeoffice trifft man nicht mehr persönlich mit anderen Menschen zusammen. Heimarbeit bedeutet für einige Menschen auch, dass sie mehr Stunden arbeiten, als früher im Büro. Nach Feierabend neigt man dazu, die Zeit passiv mit Dingen wie Fernsehen zu verbringen. Hinzu kommen nächtliche Essanfälle, exzessive Nutzung sozialer Medien oder häufigerer Alkoholkonsum.

Für die meisten Menschen, die keine tieferen Ursachen für ihre Schlafstörungen haben, sind Änderungen des Lebensstils zur Verbesserung der Schlafhygiene und Verhaltenstherapien die erste Wahl. Es kann hilfreich sein, einen bestimmten Arbeitsbereich außerhalb des Schlafzimmers einzurichten und strukturierte Zeiten für den Arbeitsbeginn und die Arbeitsunterbrechung festzulegen, ähnlich wie bei der Arbeit in einem Büro. Das kann helfen, ein Schlafprogramm zu erstellen, das nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Schlafs verbessert.

Änderungen des Lebensstils sind zwar oft  hilfreich, aber in manchen Fällen sind sie keine Option. Das gilt zum Beispiel für viele Beschäftigte im Gesundheitswesen, die im Schichtdienst arbeiten. Der Mensch ist von Natur aus von der Tageszeit abhängig. Die Arbeit in der Nacht oder in wechselnden Schichten kann die Schlafgesundheit beeinträchtigen. Deshalb empfehlen Experten, vor einer Nachtschicht ein kurzes Nickerchen zu machen und sich am nächsten Tag dem Tageslicht auszusetzen. Auch das Fehlen regelmäßiger Mahlzeiten oder der Konsum von Substanzen wie Kaffee, Tee, Energy-Drinks und Cola, tragen häufig zu Schlafstörungen bei. Auch die Umgebung ist ein wichtiger Faktor: Lärm und Störungen am Tag behindern die Fähigkeit, einen guten Schlaf zu finden.

Medikamente gegen Schlafstörungen

Bei einigen Patienten können Medikamente eine sofortige Linderung bewirken. Trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit sind die meisten Wirkstoffe nicht für den Langzeitgebrauch bestimmt. Insbesondere bei Benzodiazepinen und anderen Hypnotika wie Zopiclon und Zolpidem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit und von Entzugserscheinungen, vor allem bei höheren Dosen. Aus diesem Grund werden sie häufig nur für eine Dauer von einer bis zwei Wochen verschrieben.

Entzugserscheinungen wie Angstzustände, Unruhe und erneute Schlaflosigkeit können Patienten davon abhalten, ihre Medikamente abzusetzen. Manche nehmen die Medikamente über Monate oder Jahre hinweg ein. Dadurch sind sie Nebenwirkungen wie Koordinationsstörungen, Gedächtnisverlust, Schläfrigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen ausgesetzt. Besonders gefährlich ist das für ältere Patienten, die anfälliger für Stürze und Knochenbrüche werden.

Rezeptpflichtige Medikamente sind auch bei missbräuchlicher Anwendung gefährlich. Eine schwere Überdosierung von Benzodiazepinen und Hypnotika kann zu übermäßiger Sedierung, Koma und Tod führen. Darüber hinaus ist das Risiko einer Überdosierung beim zusätzlichen Konsum von Alkohol deutlich erhöht. Die zunehmend beliebten Online-Plattformen, bei denen man Benzodiazepine rezeptfrei kaufen kann, sind daher mit Vorsicht zu betrachten.

Rezeptfreie und neue Wirkstoffe

Frei verkäufliche Medikamente wie Diphenhydramin und Melatonin werden in unterschiedlichem Maße zur Linderung eingesetzt. Die Betroffenen sollten sich jedoch niemals selbst behandeln, sondern immer zuerst mit einem Arzt oder Apotheker sprechen. Schlafstörungen können auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen, die eine fachkundige Behandlung erforderlich machen kann.

Es werden ständig neue Therapien entwickelt, die den Patienten mehr Möglichkeiten bieten. Ein relativ neuer Wirkstoff, Lemborexant, könnte für die Langzeitanwendung sicherer sein. Den gleichzeitigen Konsum von Alkohol sollte man jedoch auch hier vermeiden und sich der Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Schläfrigkeit bewusst sein.

Negative Gedanken bewältigen

Schlafstörungen wirken sich negativ auf das psychische Wohlbefinden aus. Daher kann es hilfreich sein, Unterstützung zu haben, um negative Gedanken zu erkennen und zu bewältigen oder sogar ein Ventil zu finden, um Stress abzubauen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit Ihren Kollegen und der Familien auszutauschen – manchmal ist es genau das, was Sie brauchen: jemanden zum Reden zu haben.

Siehe auch: Schlafstörungen durch Pandemie-Stress?

Pressemitteilung teilen:

Schreibe einen Kommentar