Sa. Okt 19th, 2024

Düsseldorf (ots) – 2020 ist als Corona-Jahr in die Geschichte eingegangen. Welche Folgen hat die Pandemie für den Glasfaserausbau in Deutschland? Und wie geht es 2021 weiter? Dr. Martin Fornefeld sieht den Startschuss in ein Jahrzehnt der Glasfaser.

Herr Dr. Fornefeld, in Deutschland gibt es immer noch reichlich unterversorgte Flecken beim schnellen Internet. Was hat sich daran 2020 geändert?

Trotz Corona war die Bautätigkeit für Glasfasernetze im Jahr 2020 so intensiv wie noch nie in Deutschland. Es wird endlich in umfangreichem Maße gebaut. Wir selbst konnten eine Menge Spatenstiche und Fertigstellungen unserer Projekte miterleben.

Insgesamt werden in diesen Projekten über 30.000 neue Glasfaseranschlüsse realisiert. Damit haben wir einen weiteren Schritt zur Reduzierung der Fleckenlandschaft der Breitbandversorgung getan, die noch überwiegend aus weißen und grauen Next-Generation-Access (NGA)-Flecken besteht. Als weiße Flecken gelten völlig unterversorgte Gebiete, deren Ausbau seit 2015 gefördert werden kann. In grauen Flecken liegen Downloadgeschwindigkeiten von 30 bis 99 Mbit/Sekunde vor. Deren Förderfähigkeit steht kurz bevor: Dieses Jahr geht es los.

Sind wir 2020 auf europäischer Ebene besser geworden?

Leider noch nicht so richtig. Netzausbau ist sehr zeitaufwändig und wenn in unseren Projekten 200 oder 300 Kilometer Glasfaser in ein bis zwei Jahren Bauzeit erstellt werden, so ist das ein Riesenfortschritt für die einzelnen Regionen, aber nur ein kleiner für Deutschland. Ende des letzten Jahres haben wir die 10-Prozent-Grenze des Glasfaserausbaus erreicht. Das ist toll, aber es ist noch viel zu tun.

Wie geht es mit den grauen NGA-Flecken 2021 weiter?

Das neue Förderprogramm für die “Grauen NGA-Flecken” steht, die Kriterien sind bekannt. Es sieht einen zweistufigen Ansatz vor: In einem ersten Schritt wird Gigabit-Infrastruktur für Haushalte unterstützt, die bislang nur Zugang zu einer Internetverbindung mit weniger als 100 Mbit/Sekunde haben. In der zweiten Ausbaustufe, die 2023 beginnen soll, wird der Aufbau von Gigabit-Infrastruktur für Haushalte gefördert, die bereits Zugang zu einer Internetverbindung mit 100 Mbit/Sekunde haben, aber nicht zu einem Netz, das sehr hohe Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/Sekunde bietet. Die in dieser zweiten Stufe für Haushalte errichteten neuen Gigabit-Netze können Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Derzeit wird von der Bundesregierung eine entsprechende Förderrichtlinie erarbeitet. Im ersten Quartal 2021 sollte das Förderprogramm startklar sein.

Welche Vorteile bringt die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) dem Ausbau?

Die TKG-Novellierung wird aus derzeitiger Sicht die Bedingungen für den Netzausbau weiter verbessern. So sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt werden und es wird klargestellt, dass schnelle Kupfernetze keine Glasfasernetze ersetzen können. Es wird künftig nur um FTTH- oder FTTB-Anschlüsse (Fiber to the Home/ Building) gehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Bundesnetzagentur aktuell Grundsätze veröffentlicht hat, die die Kostenverteilung für die Mitverlegung von Glasfaserkabeln bei bestehenden Bauvorhaben z.B. der Stadtwerke regeln. Diese Vorgaben schaffen erstmals eine Grundlage für die gezielte Mitverlegung der Glasfaser. Bislang scheiterten Mitverlegungen häufig an abstrusen Preisvorstellungen, die dieses Geschäftsfeld völlig lahmgelegt haben. Wenn die Grundsätze der Bundesnetzagentur jetzt gelebte Praxis werden, ist dies ein großer Schritt zur Schaffung von Rechtssicherheit bei Mitverlegungen und fördert den Glasfaserausbau.

Sie sehen also einen positiven Trend beim Glasfaserausbau und der Digitalisierung?

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Laura Jahn

Von Laura

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