Berlin (ots) – Millionen von Kindern und ihre Familien in Somalia werden in den kommenden Monaten nicht genug zu essen haben, da die Getreide- und Gemüseproduktion in dieser Saison voraussichtlich um 75-80 Prozent zurückgehen wird. Auch das Einkommen aus dem Verkauf von Vieh, die Überlebensgrundlage vieler somalischer Familien, wird voraussichtlich um mehr als die Hälfte sinken, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children.
In einem aktuellen Bericht analysiert Save the Children die wirtschaftlichen Auswirkungen vergangener Katastrophen auf Familien in dem ostafrikanischen Land.
“Die diesjährige Dürre ist nur eine weitere Krise in einer langen Liste von klimabedingten Katastrophen in Somalia”, sagt Mohamud Mohamed Hassan, Länderdirektor von Save the Children in Somalia. “Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Heuschreckenplagen haben in den letzten Jahren an Häufigkeit zugenommen. Die Gemeinden haben überhaupt keine Zeit, sich von einer Katastrophe zu erholen, weil dann schon die nächste kommt.”
Die Mitarbeitenden von Save the Children berichten, wie Mütter verzweifelt versuchen, wenigstens eine Mahlzeit pro Tag für ihre Kinder zu sichern. Die Menschen müssen täglich unzählige Stunden laufen, um Wasser und Weideland für ihr Vieh zu finden. Kinder leiden an Unterernährung.
Länderdirektor Mohamud Mohamed Hassan ergänzt: “Neben dem Hunger hat der Rückgang des Haushaltseinkommens ebenfalls gravierende Folgen für die Familien. Viele Eltern müssen ihre Kinder von der Schule abmelden, weil sie sich die Gebühren nicht mehr leisten können. Und sie haben nicht genug Geld, um für Trinkwasser oder die medizinische Versorgung zu bezahlen, wenn ihre Kinder krank werden.”
Der neue Bericht prognostiziert, dass zwischen April und September 2021 in den südlichen Bundesstaaten Somalias die Ernte nur 15 Prozent der Nahrung für arme Familien liefern wird. Mit den Einnahmen aus dem Ernteverkauf können nur 10 Prozent der benötigten Nahrungsmittel gekauft werden. Zum Vergleich: 2017/18, als das Land die letzte große Hungersnot erlebte, bezogen arme Familien 50 Prozent ihrer Nahrungsmittel aus der eigenen Ernte und erzielten 40 Prozent ihres Einkommens aus dem Verkauf der Ernte.
“Die Analyse von Save the Children zeigt deutlich, dass sich die Situation für Kinder und ihre Familien in Somalia rapide verschlechtert hat”, sagt Mohamud Mohamed Hassan. “Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt handelt, kann das größte Leid noch verhindert werden.”
Save the Children ruft nun die internationalen Geber auf, die Nothilfe deutlich auszuweiten, damit nicht Tausende von Kindern an Hunger sterben müssen. Mit 150 Millionen US-Dollar kann das Leben und die Lebensgrundlage von 1,9 Millionen Kindern und Erwachsenen geschützt werden, betont die internationale Kinderrechtsorganisation. So könnten in den kommenden sechs Monaten Kinder und ihre Familien mit Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung sowie Wasser- und Sanitärversorgung unterstützt werden.
Die Organisation fordert zudem die Regierung Somalias auf, die humanitäre Hilfe zu priorisieren und sicherzustellen. Das bedeutet, dass die derzeitigen politischen Blockaden zwischen der Bundesregierung und den Mitgliedstaaten beendet werden müssen und die humanitäre Hilfe die Kinder und deren Familien erreicht.
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