Köln (ots)
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Zurück auf der Tagesordnung
Sandro Schmidt
zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern
Der Frust der Palästinenser hat sich seit vielen Jahren aufgestaut. Nicht nur, dass ihre vor zwei Dekaden noch berechtigte Hoffnung, eines Tages in einem eigenen Staat leben zu können, teils durch Fehler und Versagen der eigenen Führung dahinschwand. In der Ära des außenpolitisch desolat agierenden US-Präsidenten Donald Trump wurden sie regelrecht marginalisiert. Der verlegte die US-Botschaft nach Jerusalem, wollte in seinem sogenannten Friedensplan die Heilige Stadt als alleinige Hauptstadt Israels etablieren, das Jordantal zu wichtigen Teilen dem jüdischen Staat zuschlagen – kurz, tat alles dafür, israelische Bedürfnisse auf Kosten der Palästinenser zu befriedigen.
Die internationale Diplomatie kümmerte sich kaum noch um den ruhig vor sich hindümpelnden, aber weiter schwelenden Konflikt, schaute, teils machtlos, weg. Sie hatte zahlreiche andere Probleme, die ihr wichtiger erschienen. Das rächt sich jetzt.
Die palästinensische Hamas hat das in mehrfacher Weise dreiste, provozierende Verhalten der Israelis in der Jerusalemer Altstadt während des islamischen Fastenmonats Ramadan genutzt, um den Zorn ihrer politisch und sozial entrechteten Landsleute neu zu entfachen. Die schweren Unruhen, die derzeit in gegenseitigen Luftschlägen münden, setzen die lange vernachlässigte palästinensische Frage plötzlich wieder auf die internationale Tagesordnung. Und sie setzen für Israel ihre 2020 geschmiedete Anti-Iran-Koalition in der Region aufs Spiel. Denn auch Autokratien wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien können es sich nicht leisten zu schweigen, wenn die drittheiligste Stätte der islamischen Welt auf dem Jerusalemer Tempelberg in Gefahr gerät. Insofern verbucht die Hamas mit ihrer Eskalationsstrategie durchaus einen ersten politischen Erfolg.