Mo. Okt 28th, 2024

Düsseldorf (ots) –

Das MEDICA HEALTH IT FORUM zählt zu den “Klassikern” im Programm der weltführenden Medizinmesse MEDICA. Was Anfang der 90iger Jahre unter dem Label `MEDICA Informatica´ als Sonderschau für Arztpraxis-Software startete, hat sich längst zum internationalen Trendsetter-Treffpunkt entwickelt für den generellen Blick in die Zukunft der digitalisierten Medizin. Das belegt einmal mehr das diesjährige Programm des englischsprachigen Forums. Während der Laufzeit der MEDICA 2021 in Düsseldorf (15. bis 18. November) geht es um Themen wie “Virtual Care & Digital Therapeutics ” oder “Medical Artificial Intelligence & Robotics” sowie “Fields of Innovation” bis hin zu “Societal aspects of digitized healthcare”. Neuerung in diesem Jahr: Dem hybriden Veranstaltungskonzept der MEDICA folgend können die Expert Panels, Tech Talks und Deep Dive Sessions mit entsprechendem Ticket entweder live in Präsenz (an der Bühne des Forums in Halle 12) oder als Stream über das Branchenportal MEDICA.de mitverfolgt werden. Wer nach Düsseldorf kommt, findet außerdem auf der angegliederten Ausstellungsfläche themenbezogene Exponate zu Projekten aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Ein wichtiger Trend in der Gesundheits-IT ist, das Anwenderverhalten zu beeinflussen. So lautet etwa das Motto des Entwicklerteams der MIKA-App: “Du kannst mehr als behandelt werden. Du kannst selbst handeln.” Als erste digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) für Krebspatientinnen und Krebspatienten ist die MIKA-App im Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen worden – und Dr. Jan Simon Raue, Founder & MD, MIKA wird beim MEDICA HEALTH IT FORUM zu den ersten Referenten am Montag, 15. November, gehören. Mentale Gesundheit zu fördern, ist eines der Ziele. Beispielsweise werden in Themenreisen Resilienz-Kräfte trainiert oder Hilfen gegeben, mit Gefühlen wie Angst und Kontrollverlust umzugehen.

Auf Basis verhaltenstherapeutischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt das Digital-Health-Unternehmen aidhere Gesundheitsanwendungen wie zanadio. Dies ist die erste App, die Ärzte für die Behandlung von starkem Übergewicht bei einem BMI von 30 bis 40 verordnen können. zanadio basiert auf den Wirkprinzipien der etablierten konservativen Adipositas-Therapie und setzt diese digital um. Auf Basis der eingegebenen Daten gibt sie Patienten personalisierte Empfehlungen. Dr. Nora Mehl, Co-Founder & Managing Director, aidhere GmbH, wird dies erläutern.

Digital Drugs: Wenn Softwarereize Körperreaktionen auslösen

Digital Drugs sollen mit rein softwaregenerierten medizinischen Reizen eine direkte physiologische Reaktion auslösen. Das ist eines der Themen, mit denen sich Flying Health beschäftigt. Dessen Spin Offs Dopavision und Neuraltrain entwickeln solche Digital Drugs für Kurzsichtigkeit und psychische Gesundheit und wollen damit die nächste Generation der Gesundheitsversorgung prägen. Zudem arbeitet Flying Health mit der `Schwester Euthymia Stiftung´ an der Weiterentwicklung und Umsetzung der zukunftsorientierten IT-Strategie für deren drei Klinikstandorte. Lina Behrens, Managing Director von Flying Health wird die Session moderieren, an der auch mit Monika Rimmele, Head of Digital Transformation, Siemens Healthineers, teilnimmt.

Final entscheidet der Mensch

Um “Virtual Triage” geht es um 16 Uhr am Montag (15.11.). Dann wird Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), in seinem Forum-Beitrag den Stand bei der Arbeit mit “SmED” (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) erläutern. Damit ist der Name der Software bezeichnet, die das medizinische Fachpersonal in den Telefonzentralen der deutschen Servicenummer 116117 bei der Beurteilung akuter gesundheitlicher Beschwerden unterstützt. Dabei entscheidet nicht allein die Software über die Ersteinschätzung. Von Stillfried betont: “Bei uns entscheidet der Mensch.” Und auch die Menschen in der Telefonzentrale stellen keine Diagnose. Vielmehr geben sie den Ratschlag, wie der Anrufende Kontakt zur passenden Versorgungsebene findet: Ist er/ sie ein echter Notfall und muss eventuell sogar der Rettungswagen gerufen werden? Oder kann er/ sie sich Zeit lassen und sich in den nächsten Tagen an den Arzt des Vertrauens wenden?

Erfahrungen aus eineinhalb Jahren liegen jetzt vor: “Zwei Drittel der Anrufenden fallen in die Kategorien `schnellst möglich´ und `binnen 24 Stunden´”, schildert von Stillfried und konkretisiert: “Wenn angerufen wird, dann besteht ein gewisser Versorgungsbedarf.” Bei weniger als einem Fünftel der Patienten empfehle die Software, das Krankenhaus aufzusuchen, ergänzt von Stillfried. Die meisten rufen allerdings zu Zeiten an, in denen der Bereitschaftsdienst schnell verfügbar ist und ein Krankenhaus meist nicht aufgesucht werden muss. Die Hotline 116117 soll noch in diesem Jahr durch eine digitale Selbsteinschätzung ergänzt werden, die ebenfalls auf SmED basiert. Einige Kassenärztliche Vereinigungen werden dann mit einem Testlauf dazu starten.

Hotline mit schlauem Netzwerk im Hintergrund

Hilfesuchende können die Ersteinschätzungssoftware dann auf der Website 116117 aufrufen, ein Feedback einholen und danach entscheiden, ob sie weitere Unterstützung benötigen. Wenn ja, rufen sie die 116117 an und können dann über eine PIN einen Einblick in ihr Assessment geben, damit ihnen ein konkretes Versorgungsangebot vermittelt werden kann. SmED ist ein neuronales Netzwerk, das für rund hundert kombinierbare Symptome samt vertiefende Frage-Antwort-Kombinationen und damit mehr als fünfzig Millionen Abfragemöglichkeiten anbietet. Am Ende münden alle Optionen in neun Endpunkte, die ihrerseits Kombinationen aus Dringlichkeit und Versorgungsebene darstellen. SmED setzt aber keine Künstliche Intelligenz ein, um aus den Fragen Schlüsse zu ziehen und keinesfalls ersetzt es eine ärztliche Diagnostik. Sollte allerdings der Ärztemangel weiter zunehmen und mit SmED gute Erfahrungen gesammelt werden, dann wäre es auch in geeigneten Fällen statt eines Arztbesuches zunächst als Selbsthilfemaßnahme zu empfehlen.

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Laura Jahn

Von Laura

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