Die Therapie von Ängsten, Phobien oder einer Panikstörung galt bisher als langwierig und schwierig. Das könnte sich jetzt ändern. Amerikanische Neurowissenschaftler um Prof. Dr. Karim Nader fanden heraus, dass emotionale Erinnerungen auch Jahre später noch einmal bearbeitet und damit verändert werden können. Den Prozess, den sie „memory reconsolidation“ nennen, könnte die Therapie von psychischen Störungen, die auf belastenden Erlebnissen und Erinnerungen beruhen, erheblich vereinfachen und beschleunigen.
Sowohl bei einer posttraumatischen Belastungsstörung als auch bei der Entstehung von Ängsten spielen „pathologische Erinnerungen“ eine wesentliche Rolle. Erinnerungen werden in Extremsituationen vom Gehirn nicht richtig verarbeitet. Es entstehen Fehler, die dazu führen, dass die Erinnerungen immer wiederkehren oder durch Sinneseindrücke oder Gedanken getriggert werden.
Wenn man im Rahmen einer Gesprächstherapie oder Psychoanalyse immer wieder über belastende Erinnerungen sprechen muss, besteht die Gefahr, dass diese Erinnerungen sich in den neuronalen Verknüpfungen des Gehirns immer weiter verfestigen. Das kann es folglich noch schwieriger machen, vergangene Erlebnisse zu verarbeiten.
Nutzt man den Effekt der „memory reconsolidation“ therapeutisch, so wird beispielsweise die Angst gedanklich kurz aufgerufen, damit die neuronalen Verknüpfungen sich lockern und die Erinnerung bearbeitbar wird. Nach etwa 10 Minuten kann der Therapeut durch eine bestimmte Form der Fragestellung die alte Erinnerung mit neuen Aspekten anreichern, hinterfragen und damit entschärfen, das heißt, emotional abschwächen.
Das führt dazu, dass die emotionalen Aspekte einer Erinnerung, die z.B. eine Angststörung oder Phobie hervorrufen, innerhalb kürzester Zeit nicht mehr aufgerufen werden können.
Oft reicht dazu bereits eine einzige Therapiestunde, da sich die neuronalen Verknüpfungen binnen Minuten verändern lassen.
Im europäischen Raum sind diese neuen Erkenntnisse bisher nur in der „TNE Methode“ konkret in therapeutische Schritte umgesetzt worden.
„TNE steht für Transformation Negativer Emotionen. Die Methode kann überall dort eingesetzt werden, wo belastende Erfahrungen in der Vergangenheit bzw. pathologische Erinnerungen zu psychischen Störungen in der Gegenwart führen. Das ist häufig bei Depressionen, PTBS und Angststörungen sowie Phobien der Fall“, erklärt Sascha Jurek, Experte für Ängste und Begründer der TNE Methode.
Mit der TNE Methode können Betroffene ihre belastenden Erinnerungen auch ohne Hilfe eines Therapeuten von zu Hause aus aufarbeiten. „Vielen Menschen fällt es schwer, sich einem Therapeuten gegenüber zu öffnen und über ihre Probleme zu sprechen. Der Vorteil der TNE Methode ist, dass man die belastende Erinnerung nicht noch einmal im Detail durchleben muss, sondern sie lediglich kurz mental aufruft. Das genügt bereits, um sie anschließend unter anderem mithilfe von Gehirnhälftenstimulation und einer bestimmten Fragetechnik neu zu verarbeiten“, erläutert Sascha Jurek. Die Gefahr einer Retraumatisierung bestehe daher nicht.
Bisher galt die Konfrontationstherapie als erfolgsversprechendste Therapieform bei Ängsten. Die neuen Erkenntnisse der Neurowissenschaftler zeichnen nun aber ein anderes Bild: Bei einer Konfrontationstherapie besucht der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten die angstauslösende Situation erneut auf. Aufgrund des Gewöhnungseffekts lässt die Angst mit der Zeit nach. Die ursprüngliche angstauslösende Erinnerung wird damit aber nicht beseitigt, besagt die neue Forschung. Es werden lediglich neue Erfahrungen in Form neuronaler Verknüpfungen im Gehirn gebildet, die aber nach wie vor mit der ursprünglichen Erfahrung konkurrieren. Daher kommt es auch nach jahrelangen Therapien recht häufig zu Rückfällen.
„Es ist daher essentiell, dass wir die ursprüngliche, angstauslösende Erinnerung identifizieren und mithilfe memory reconsolidation neu verarbeiten“, sagt Sascha Jurek. Die TNE Methode bietet dafür eine detaillierte Schritt-für-Schritt Anleitung.
Mehr Infos zur TNE Methode unter www.saschajurek.de