Di. Apr 30th, 2024

Der Schrei der Elster

Man schreibt das Jahr 1632, und die Pest wütet in Europa. Während die Menschen in den Ballungszentren der großen Städte dahinsiechen, suchen Regierung, Kirche und Gesellschaft nach Schuldigen. Jeder, der sich von der Masse unterscheidet, gerät schnell in Verdacht und somit in Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen. Sogenannte Hexenprozesse zwingen unschuldige Menschen unter unerträglicher Folter, falsche Geständnisse abzulegen. Betroffen sind in erster Linie jene Frauen, deren einziges Vergehen darin besteht, sich mit Kräutern und Heilsalben auszukennen oder die Zukunft vorhersehen zu können. Es ist das Zeitalter der Inquisition, die über Jahrhunderte hinweg ihre blutigen Opfer fordern soll.
Die Heilerin Brunhilde gerät in den Verdacht der Hexerei und muss mit ihrer Tochter Maria aus der Stadt fliehen. Beim fahrenden Volk finden sie Unterschlupf, doch schon bald sollen sich Marias Albträume auf grauenhafte Weise erfüllen.

ISBN 9783753416397

https://www.hugendubel.de/de/buch_kartoniert/christine_erdic-der_schrei_der_elster-42789927-produkt-details.html

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Leseprobe aus dem Buch

Maria ging die Geschichte lange nicht aus dem Sinn. Welch grausames Schicksal hatte dieses fremde Mädchen ereilt. Aber waren sie nicht alle Opfer ihrer Zeit? Die Mutter, die Urgroßmutter. Und was war mit der Großmutter, die einst in eine andere Welt entschwand? Was würde die Zukunft bringen, wie würde ihr eigenes Schicksal sein? Ob der Urgroßmutter diese Hanna näher gestanden hatte als selbst der Urgroßvater? Schwestern im Geiste, vereinte Seelen – was bedeutete das? Es musste etwas Besonderes, etwas ganz Großes sein. Maria hatte nie eine Freundin gehabt, die ihr so nahe stand. Doch dann fiel ihr Blick auf Janosch, der neben ihr saß und gedankenverloren einen trockenen Ast zwischen seinen Fingern hin und herdrehte. Und plötzlich wusste sie, dass er es war, auf den sie immer gewartet hatte. Die Seele, die zu ihr gehörte, bedingungslos. So als würden sie sich schon seit Urzeiten kennen. Wenn sie ihn brauchte, war er da. Und wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie immer genau dann auftauchte, wenn er an sie dachte. Ja, so musste es sein, wenn man seine Zwillingsseele gefunden hatte.

Doch als er sie jetzt plötzlich besorgt anschaute und fragte, was hinter ihrer sorgenvoll gerunzelten Stirn wohl vor sich gehen möge, schwieg sie beharrlich.

„Ich kann nicht darüber sprechen, Janosch.“ Ja, geradezu wie ein Verrat kam es ihr vor, das Geheimnis der Urgroßmutter auszuplaudern. Und er nickte verständnisvoll, bevor er eine kleine geschnitzte Flöte hervorholte und darauf zu spielen begann. Ein fröhliches Lied – nur für sie.

 

Brunhilde war nicht bei der Sache. Gehört und doch unverstanden rauschten die gesprochenen Worte an ihr vorbei. Verstohlen betrachtete sie Hans markantes Profil. Was hatte er gesagt? War er wirklich ein Fremder, von dem ihr Gefahr drohte. Nein, das konnte nicht sein, er war inzwischen doch so vertraut. Schnell schüttelte sie die düsteren Gedanken ab. Vor ihnen lag ein wunderschöner Sommertag. Sie schlug ihm leicht auf die Hand, sprang dann plötzlich auf und rannte lachend davon. Der junge Mann tat es ihr gleich, jagte ihr mit großen Sprüngen hinterher und bekam sie schließlich am Rock zu fassen. Mit einem leisen Ritsch riss der schon etwas morsche bunte Stoff. Verdutzt stand Hans mit dem Streifen in der Hand da, während Brunhilde sich ausschütteln wollte vor Lachen. „Na warte, du!“

Unbeschwert und kichernd wie die Kinder spielten sie Fangen. Das Leben war plötzlich so leicht, die Luft so warm, der Himmel so blau.

Vor dem Wohnwagen saß die Pury Dai und paffte gemächlich ihre Pfeife. Nachdenklich folgte ihr Blick dem Paar, das ebenso offensichtlich zusammengehören zu schien wie Maria und Janosch. Wer war sie, dass sie in das Schicksal eingriff und liebende Herzen so einfach voneinander trennte?! Sie konnte sich weder gegen das Karma noch gegen den Willen der Götter stellen. Auch wenn es wider alle Vernunft schien. Lange bevor sie in ihrer jetzigen Gestalt geboren wurden, hatten diese Seelen bereits ihren Weg gewählt. Sie seufzte leise und fühlte wieder die Last auf ihrer Brust, gerade so, als würde etwas ihr die Luft abschnüren. Es gab keinen Grund mehr, auf ein Wunder oder Zeichen zu warten. Am Abend musste sie mit ihrer Enkelin reden. Es war an der Zeit, ihr ihre Entscheidung mitzuteilen.

 

©byChristine Erdic

 

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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/

https://literatur-reisetipps.blogspot.com/

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