Es war ein kleines Jubiläum, die Abschlusslesung des 15. Jahrgangs der Kölner Schreibschule für Jugendliche und junge Erwachsene der SK Stiftung Kultur. Zum Jahresende stellten zwölf junge Autoren und Autorinnen im Mediapark Köln Texte vor, an denen sie ein Jahr lang unter der Leitung des Schriftstellers Patrick Findeis (Berlin) gearbeitet hatten.
Dass Kunst von Können kommt, merkte man den literarischen Arbeiten der 15 bis 19-jährigen Nachwuchsautoren an. So las zum Beispiel Lukas Arndt, 17 Jahre alt, einen Auszug aus seinem Romanprojekt “Ein See in Karelien”, in dem so große Themen wie Habgier, Angst, Krieg und Frieden behandelt werden, eingebettet in eine vermeintlich harmlose Feriengeschichte, die als Rahmenhandlung dient.
Hanna Schwonke, mit ihren 15 Jahren die jüngste der Autorengruppe, las einen kleinen poetischen Text, der mit den üblichen Klischees von Vampirgeschichten bricht. “Bittersüße Nacht” ist die Beschreibung einer leblos konturlosen Welt, in der selbst die Liebe konturlos wird und nur noch Kampf das Dasein bestimmt.
Auch in dem Text der 17Jährigen Lena Kautz “Gegensätze ziehen sich an, Gemeinsamkeiten aus” ging es – wenn auch in einem realistischeren Setting – um die Unmöglichkeit von Liebe bzw. deren Ende. Die junge Protagonistin resümiert in einem hoch rhythmisierten inneren Monolog über eine Beziehung, die – zumindest aus ihrer Sicht – in den letzten Zügen liegt und weder durch eine langersehnte Urlaubsreise noch durch die Flucht in den Alkohol zu retten ist. Auch Carl Strunz (17 Jahre), Ilaria Appel (16 Jahre) und Julie Serette (16 Jahre) treibt das Thema Liebe um. In ihren Texten spüren sie sehr genau den Unwägbarkeiten und Unsicherheiten der ersten Liebe nach. Ihre Protagonisten sind gefangen in dem Schwebezustand zwischen Suchen und Warten, zwischen Hoffnung und Enttäuschung, zwischen Erinnerung und Wahnvorstellung.
Isabelle Mollen, 19 Jahre alt, und zum zweiten Mal bei der Schreibschule, las eine Passage aus einer längeren Arbeit vor. Die Protagonistin zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Vater. Sie hat es schwer in der neuen Familie, weil sie das uneheliche Kind des Vaters ist und ihre Stiefgeschwister sie nicht akzeptieren wollen. Sie versucht, sich an die neuen, sehr wohlhabenden Verhältnisse anzupassen, hat aber keine Chance gegen die bösartigen, gewalttätigen Attacken ihres Stiefbruders.
Die 17-jährige Lucia Alcazar überzeugte mit ihrem hoch brisanten Text “Sheriff”, in dem sie die Frage aufwirft, ob jemand auch dann noch gut ist, wenn er für das Gute tötet. Die Hauptfigur ihrer Erzählung ist der legendäre Robin Hood, der hier einmal nicht aus der Gut-Mensch-Perspektive geschildert wird, sondern eher als unsympathischer, egoistischer Terrorist, der das vermeintlich Gute will und dabei über Leichen geht.
Ganz selten – und darum ist es umso bemerkenswerter – wird in der Schreibschule Lyrik geschrieben und noch seltener öffentlich gelesen. Malte Kern (18 Jahre) trug zwei Gedichte vor. In seinem Gedicht “Vielseitigkeit in Zweiseitigkeit” spricht das lyrische Ich zu dem berühmten weißen Blatt Papier. Obschon dinglich nur zweiseitig wird das Papier in der Verbindung mit dem lyrischen Ich vielseitig. In dem Gedicht “Hin und Zurück” warf der junge Lyriker ein kurzes Schlaglicht auf die flüchtigen Begegnungen in alltäglichen Bus- bzw. Bahnfahrten.
Eine ganz eigene Gattung ist die sogenannte FanFiction, der sich in der Schreibschule gleich zwei Autorinnen widmen. Belanna Friedrich las einen Auszug aus ihrem Projekt, das als Ausgangsvorlage die Serie “Voltrons – Legendary Defender” hat. In der hier vorgestellten Szene bekennt sich einer der aus der Serie bekannten Figuren zu seiner Homosexualität – was ein mutiger Bruch mit dem Original ist. Kiki Neugebauer, die mittlerweile schon zum vierten und damit zum letzten Mal dabei ist, schreibt seit Jahren an einer Fanfiction-Serie, in der es um nicht weniger als den Bestand des gesamten Universums geht.
Den Abschluss bildete Esther Hagenkort, die mit ihrem Text “Systembruch” die Stimme eines angry young girls erhebt gegen die bestehenden Verhältnisse, denen die Menschen egal sind, Verhältnisse, in denen die Menschen verschlissen werden, im schlimmsten Falles unbrauchbar sind und sich doch wehrlos anpassen. Nur kurzfristig ein Aufbegehren hinter der heilen Fassade. “Aber ich bin ein Riss” heißt es da, bevor die zornige Stimme wieder verstummt und sich in die innere Immigration zurückzieht.
Das Publikum bedankte sich mit einem lang anhaltenden Applaus bei den Autorinnen und Autoren, die Patrick Findeis sicher und mit großer Empathie durch den Abend begleitete. Einige von ihnen werden sich sicherlich für den nächsten Jahrgang wieder bewerben. Die Bewerbungsfrist endet am 19. Januar 2018. Bewerben können sich junge Autoren und Autorinnen im Alter von 15 bis 20 Jahren. Nähere Informationen unter www.sk-kultur.de/schreibschule
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