Freiburg (ots) – Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, kritisiert den geplanten Abzug der Nato-Truppen, der am 1. Mai beginnen soll. “Aus humanitärer Sicht ist dieser überhastete Abzug eine Katastrophe”, sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
Das Hilfswerk leistet derzeit im Rahmen von zwölf unterschiedlichen Projekten humanitäre Hilfe in Afghanistan. In nahezu allen Lebensbereichen sind die Menschen auf Hilfe von außen angewiesen. Die Arbeit der Caritas international vor Ort hat darum verschiedene Schwerpunkte: Von der Ernährungshilfe und dem Zugang zu Trinkwasser über Traumabewältigung bis zur Basisversorgung im Gesundheitsbereich werden so elementare Lebensgrundlagen gesichert.
“Alles, was in Afghanistan in den vergangenen Jahren erreicht wurde, ist sehr fragil”, sagt Oliver Müller und befürchtet, dass das Land durch den Abzug der Nato-Truppen in seiner Entwicklung um Jahrzehnte zurückgeworfen wird und dass es zu einer weiteren Eskalation der Gewalt kommt.
Afghanistan ist eines der Länder mit dem niedrigsten Durchschnittsalter weltweit. “Die jungen Afghanen brauchen Bildung, Arbeit, medizinische Versorgung und ausreichend Zugang zu Lebensmitteln und sauberem Wasser”, sagt Oliver Müller, “sonst droht dem Land ein Exodus.”
Bereits im Jahr 2019 waren weltweit knapp drei Millionen afghanische Flüchtlinge im Ausland registriert. Bei der nun drohenden sicherheitspolitischen Destabilisierung des Landes ist mit einem Anstieg auf das Niveau von 2001 zu rechnen, als knapp vier Millionen Menschen das Land verließen.
Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der geringen Schneefälle in diesem Winter, Afghanistan eine extreme Dürre bevorsteht. “Schon das allein”, glaubt Oliver Müller, “wird die humanitäre Lage extrem verschlechtern”, und verspricht: “Egal was nun auch kommen wird, wir lassen Afghaninnen und Afghanen in Not nicht im Stich.”
Oliver Müller steht für Interviewanfragen zur Verfügung.
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