Erst im Alter von 45 Jahren erhielt er die Diagnose ADHS. In dem 2021 erschienenen Buch “Warum zum Teufel Ritalin?” schreibt der Autor über sein Leben vor der Diagnose – geprägt von Depressionen, Zwangsstörungen und Ängsten – und wie es sich durch Ritalin zum Besseren geändert hat. Der gelernte Psychiatriepfleger sieht Ritalin als ein Geschenk, das er verspätet ausgepackt habe.
Stephan Rey wird 1968 geboren. Er geht auf dem Land zur Schule, eckt mit seinen Eigenarten immer wieder an, gilt als verhaltensauffällig. ADHS ist zu dieser Zeit noch unbekannt. Lehrer, Ärzte und Therapeuten sind der Meinung, dass man dem Jungen allein durch Erziehung helfen könne. Trotz aller Probleme schafft er den Schulabschluss und absolviert eine Pflegeausbildung.
ADHS-Diagnose mit 45
Bei den meisten Betroffenen bessert sich der Zustand im jungen Erwachsenenalter. Nicht so bei Stephan Rey: “Im Straßenverkehr war ich ständig am Ausrufen, ich habe den Leuten den Finger gezeigt und gehupt”. Bereits in jungen Jahren entwickelt er die Angewohnheit, seine Symptome mit Alkohol zu unterdrücken. “Ich kann es zwar nicht mehr zu hundert Prozent beurteilen, ob ich damals ein veritables Alkoholproblem hatte, aber das unselige Unterfangen, alle fünf bis sechs Tage einen mittleren Absturz mit Alkohol herbeizuführen, beunruhigte mit der Zeit nicht nur mich, sondern auch meine damalige Lebenspartnerin Hanna.”
Erst als Mittvierziger erhält er eine Diagnose für seine “Störung”: ADHS. Die vorgeschlagene Therapie beinhaltet neben anderen Maßnahmen auch Ritalin. Anfangs versucht er noch, das Medikament durch alternative Therapieformen zu umgehen. Doch nach fast drei Jahren ohne Besserung gibt er dem umstrittenen Wirkstoff eine Chance: “Die Verbesserung, die bei mir sofort und glücklicherweise fast ohne Nebenwirkungen aufgetreten ist, war unglaublich”. Seine Erfahrungen mit dem Medikament und wie es sein Leben verändert hat, beschreibt er auf unterhaltsame Art in seinem 2021 erschienenen Buch, das er auch als Ratgeber für betroffene Eltern verstanden wissen will.
Wichtig ist ihm dabei zu betonen, dass er durch das Medikament nicht gedämpft und ruhiggestellt ist, sondern genauso aktiv denken kann, sich jedoch weniger gehetzt fühlt. Auch für betroffene Eltern hat er einen Rat: “Ritalin kann auch für Kinder gut sein, allerdings nie alleine. Es muss immer mit einer Verhaltenstherapie verbunden und genau abgestimmt werden. Kinder einfach damit ruhig zu stellen, ist vollkommen falsch. Das ist es nämlich, was sich viele Unbetroffene unter Ritalin vorstellen. Ruhigstellen ist eine falsche Art der Therapie.”
Quellen und weitere Informationen
- Quelle: Warum zum Teufel Ritalin? (lifestyle-hirndoping.com)
Ritalin ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Methylphenidat, das vor allem zur Behandlung von ADHS eingesetzt wird. Bei einer entsprechenden Diagnose können es Fachärzte als Ergänzung zu anderen Therapiemaßnahmen verschreiben. Zwar gibt es auch Angebote, vor allem im Internet, wo man Ritalin rezeptfrei kaufen kann, Ärzte raten jedoch von jeder Art der Selbstmedikation ab.