Wien (ots) –
Schonungslose Hommage an Alma Mahler-Werfel, Grande Dame und Femme fatale der Wiener Moderne
Ab 15. Oktober präsentiert die Wiener Schauspielerin mit australischen Wurzeln, Maxi Blaha, das von der renommierten Jelinek-Übersetzerin Penny Black eigens für sie geschriebene Solostück Alma Who? Ich lass‘ mir von der Nachwelt nicht in den Hintern schauen erstmals im Leopold Museum. Die schonungslose Hommage an Alma Mahler-Werfel, Grande Dame und Femme fatale, bietet einer der zentralen Persönlichkeiten der Wiener Moderne eine ungewöhnliche „museale“ Bühne. Nach weltweiten Tourneen mit ihren Bühnen-Solos über Bertha von Suttner und Emilie Flöge widmet sich Maxi Blaha nun der Künstler-Muse Alma Mahler und rückt sie in ein völlig neues Licht. Weit hinaus über ihr Wirken als Inspirationsquelle berühmter Kunstschaffender der Moderne – Musiker, Maler, Architekten und Schriftsteller – wird Alma Mahler von Bühnenkünstlerin Maxi Blaha und Musiker Georg Buxhofer auf faszinierende Art zum Leben erweckt. Für die Aufführungen von Alma Who? suchte Maxi Blaha bisher historisch außergewöhnliche, oftmals „historisch aufgeladene“ Spielstätten, wie etwa die „Klimt-Villa“ in Hietzing, errichtet über Klimts letztem Atelier, das Marmorschlössl in Bad Ischl – Kaiserin Elisabeths Frühstückssalon – , Schloss Orth oder den historischen Bauernhof Aichergut in Seewalchen am Attersee. Die Fotos von Maxi Blaha zur Station im Leopold Museum entstanden im Haus Ast, jener von Josef Hoffmann errichteten Villa, die Carl Moll für seine Stieftochter Alma Mahler erwarb.
„Das Leopold Museum, das aktuell seinen vergleichsweise jugendlichen 20. Geburtstag feiert, beherbergt unermesslich wertvolle Schätze der Wiener Moderne, die vor mehr als 120 Jahren in der Hauptstadt Österreich-Ungarns entstand und deren Einfluss bis in die Gegenwart wirkt. Gezeigt werden unter anderem die größte Egon Schiele Sammlung und die umfassendste Dauerpräsentation von Werken Oskar Kokoschkas – unter anderem ist ein 1914/15 entstandenes Wandbild Kokoschkas für Alma Mahlers Haus in Breitenstein am Semmering als Leihgabe zu sehen – sowie eine der reichhaltigsten permanenten Gustav Klimt-Ausstellungen. Auf der „Wall of Fame“, in der den Errungenschaften der Wiener Avantgarde gewidmeten Dauerpräsentation Wien um 1900. Aufbruch in die Moderne, ist Alma Mahler schon seit Anbeginn ein zentraler Platz gewidmet und ich freue mich, dass Maxi Blaha nun im Leopold Museum Alma Mahler-Werfel mit ihrem Solo-Stück würdigt.“
Hans-Peter Wipplinger
Die Schau Wien 1900 bildet den idealen kunst- und kulturwissenschaftlichen Hintergrund für Maxi Blahas Performance, das Ticket für das Solo inkludiert den auch später einlösbaren Eintrittspreis für das Leopold Museum.
Alma Mahler polarisiert
Alma polarisierte und polarisiert noch heute. In der biografischen Literatur wird Alma Mahler sehr vereinfacht dargestellt. Biograf Oliver Hilmes beschrieb sie als „Witwe im Wahn“. Schwärmerischen Bezeichnungen wie „schönstes Mädchen Wiens“, „unwiderstehliche Nymphe“ oder „schön und verführerisch wie keine andere Frau“ (Oskar Kokoschka) stehen Beleidigungen wie „Kloake“ (Marietta Torberg), „Monstrum“ (Theodor Adorno), oder „Glasige, zerflossene Alte auf dem Sofa“ (Elias Canetti) gegenüber. Theaterberserker Paulus Manker inszenierte Joshua Sobols 1996 uraufgeführtes Stück Alma – A Show Biz ans Ende als „ungewöhnliches und hinreißendes Spektakel“ (Kurier). Es wurde viel geschrieben und gesagt über Alma Mahler. Die Schriftstellerin Claire Goll resümierte: „Wer Alma Mahler zur Frau hat, muss sterben“. Sie sinnierte: „Man wusste nicht, ob sie als Trauerpferd vor einem Leichenwagen oder als neuer d‘Artagnan aufzutreten wünschte. Dazu war sie gepudert, geschminkt, parfümiert und volltrunken. Diese aufgequollene Walküre trank wie ein Loch. Das liederliche Weib!“
Auch Alma selbst war nicht zimperlich und bezeichnete „ihre“ Männer, nicht immer schmeichelhaft, als „Weiberer“ (Klimt), „Maestro“ (Mahler), „Zwergerl“ (Zemlinski), „Oberwildling“ (Kokoschka) oder „Mannkind“ (Werfel). Auch ihre antisemitischen Äußerungen sind bekannt und doch war sie mit zwei Künstlern jüdischer Herkunft verheiratet und emigrierte mit Franz Werfel aufgrund des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland im Jahr 1938 über Prag, Budapest, Italien und Frankreich in die Vereinigten Staaten, wo sie zuerst in Kalifornien, später in New York lebte und 1964 starb. Lediglich 1947 war sie ein letztes Mal nach Wien zurückgekehrt. So viel sie von sich gab, war ihr doch immer bewusst: „Die Frau wird neben einem bedeutenden Künstler immer zu kurz kommen”. Trotz Enttäuschungen, Verlusten und Desillusionierungen verlor Alma nie die ihr eigene unbändige Vitalität: „Ich liebe mein Leben. Und ich kann nichts bereuen.” Arnold Schönberg widmete Alma Mahler zum 70. Geburtstag einen Kanon mit dem Text: „Gravitationszentrum eigenen Sonnensystems, von strahlenden Satelliten umkreist, so stellt dem Bewunderer dein Leben sich dar.“
„Die Schwierigkeit schön, begehrenswert und gleichzeitig als Künstlerin erfolgreich zu sein, verlangt Frauen auch heute noch einiges an Stärke, Unbändigkeit und Humor ab.“
Maxi Blaha