Anastrozol, seit 1996 in Deutschland zugelassen, ist ein Arzneimittel, das in der Behandlung von Brustkrebs genutzt wird. Es sorgt dafür, dass der Körper keine weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) mehr bildet. Das macht es auch für das Doping interessant, da der Körper Anabolika zu Östrogen-Derivaten umwandelt. Weil der Wirkstoff regulär nur bei Frauen zur Anwendung kommt, ist über die Nebenwirkungen von Anastrozol bei Männern bisher wenig bekannt.
Ein Zuviel an Östrogen wirkt sich hemmend auf die sportliche Leistung aus. Außerdem führt es zu einer erhöhten Einlagerung von Wasser und Fett im Gewebe. Durch einen Aromatasehemmer wie Anastrozol lassen sich solche Effekte unterdrücken. Der Einsatz des Wirkstoffs für diesen Zweck ist allerdings streng verboten. Die Anti-Doping-Agentur WADA hat Anastrozol auf ihre Liste der verbotenen Substanzen gesetzt. Durch die zunehmende Verbreitung von Anabolika im Freizeitsport, wo es keine Dopingkontrollen gibt, hat das Thema aber nichts an Relevanz verloren.
In der Medizin herrscht bislang der Konsens, dass nur Frauen mit Anastrozol behandelt werden sollten. Allerdings wird zur Zeit in Studien untersucht, ob man Jungen und Männer, die von Natur aus zuviel Östrogen haben, ebenfalls damit behandeln könnte. Die Ergebnisse dieser Studien könnten auch für Sportler interessant sein, die das Mittel zum Unterdrücken der Nebenwirkungen anaboler Steroide verwenden.
Gut dokumentiert sind jedoch die Wechsel- und Nebenwirkungen von Anastrozol bei Frauen. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich diese gravierend von denen unterscheiden, die bei Männern auftreten. Zahlreiche Erfahrungsberichte im Internet sowie die einschlägige (Untergrund-)Literatur scheinen das zu bestätigen.
Sehr häufig (bei ca. 10 % der Anwender/-innen) kommt es zu Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Übelkeit, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und -entzündungen, Knochenschwund und Schwäche.
Häufig (ca. 1 % – 10 % der Anwender/-innen) kommt es zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels und/oder der Leberenzymwerte, Appetitverlust, Schläfrigkeit, Störungen des Geschmacksempfindens, Missempfindungen, Durchfall, Erbrechen, Haarausfall und allergischen Reaktionen sowie zu Knochen- und/oder Muskelschmerzen. Bei Frauen kommen häufig vaginale Blutungen und Scheidentrockenheit hinzu.
Die oben genannten Nebenwirkungen sind reversibel. Das heißt, sie bilden sich nach Ende der Behandlung von selbst wieder zurück. In Studien mit Frauen wurden sie bis zu 14 Tage nach Beendigung der Therapie beobachtet.
Tamoxifen schwächt die Wirkung von Anastrozol ab. Oft nehmen dopende Bodybuilder Tamoxifen, um die durch Anabolika induzierte Vergrößerung der Brüste zu unterdrücken.
Personen, die unter schweren Funktionsstörungen der Leber oder der Nieren leiden, sollten Anastrozol nicht verwenden. Bei Osteoporose oder erhöhtem Osteoporose-Risiko (was bei Männern allerdings eher selten ist) wäre vor der Anwendung von Anastrozol die Knochendichte zu messen. Falls nötig, ist mit geeigneten Präparaten unterstützend einzugreifen (z. B. Calcium, Vitamin D, Bisphosphonate).
Viele Freizeitsportler nehmen Dopingmittel, ohne sich vorher mit einem Arzt beraten zu haben. Das ist an sich schon riskant genug. Wenn aber Nebenwirkungen auftreten, ist es höchste Zeit, die Selbstmedikation zu beenden und umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Oft lässt sich nicht genau beurteilen, ob ein Symptom auf den Aromatasehemmer selbst oder auf die zuvor verwendeten Anabolika zurückzuführen ist. Manchmal, zum Beispiel bei Haarausfall, schlechten Colesterin- oder Leberwerten, Muskelschmerzen oder Veränderungen der Haut, kommt beides in Frage. Für eine genaue Diagnose ist es wichtig, den behandelnden Arzt über alle verwendeten Wirkstoffe in Kenntnis zu setzen.
Theodolinda Tranig
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https://dopingmittel-sport.info/nebenwirkungen-von-anastrozol