So. Aug 11th, 2024

Auch wenn die aktuelle KO-Phase in der Champions League noch nicht wirklich im Zeichen des englischen Fussballs steht – Liverpool, die Spurs und vor allem Chelsea London haben alle keine Sonnen gesehen im Hinspiel – so darf man doch getrost davon ausgehen, dass man wieder stark mit Großbritannien rechnen darf. Immerhin war man vergangene Saison noch mit vier Mannschaften in beiden Finalen vertreten, noch nie war ein Land so dominant. Als Wiegestätte des Fussballs sollte dies auch nur wenig überraschen, denn Fussball ist auf der Insel noch immer vor Rugby und Cricket die beliebteste Sportart. Auch wenn die Entscheidungsträger aus Politik und Vereinen jede Menge unternehmen, um die Atmosphäre zu zerstören. Ein Beispiel: das reine Sitzplatzstadion.

Gedanken an die 80er Jahre

Der britische Fussball in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat so einige Schlagzeilen geliefert. Großartige Partien mit Nottingham und Arsenal sowie den Red Devils aus Manchester, aber auch einige Tragödien wie Hillsborough. Zumal auch die Hooligan Kultur des Königreichs zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt fand, man darf darüber denken wie man will. Alles in allem aber waren die 80er eine andere Zeit im Fussball, hier schien man noch freier und lebendiger zu sein. All das änderte sich aber schlagartig, als in der Politik die Idee geboren wurde, die Stadien zu reinen Sitzplatzevents umzuformen. Die Stehplätze, die über Jahre hinweg die aktivsten Fans angezogen haben, wurden nach und nach mit Schalen gelegt, damit mehr Menschen entspannt sitzen konnten. Der Trend ging weg von der aktiven Fanszene und hin zum konformen Besucher. Events am Wochenende wurden daher mehr zu einem Familienausflug als zu einer Leidenschaft unter Fans. Was war die Folge?

Kostenexplosion und Stimmungsrückgang

Auf der einen Seite konnten sich die Chefs der Vereine gegenseitig auf die Schulter klopfen, dass sie nun das Problem der Sportgewalt aus den Stadien verbannt haben (haben sie nicht, die Gewalt wurde lediglich woanders ausgetragen, weg von den Blitzlichtern der Boulevardblätter) und gleichzeitig mit neuen Preisen ein anderes Klientel anwerben konnten. War eine normale Eintrittskarte in den 80er Jahren selten mehr als 1 Pfund Sterling, muss man heute schon bis zur 50-fachen Summe zahlen. Man kann sich also vorstellen, was das für die traditionellen Vereine aus dem Nordwesten bedeuten mag, die immer noch von einer starken Mittelklasse leben. Vereine wie der FC Sunderland etwa mussten die Preise anheben, konnten dies aber nur schwer in ihrer Minenstadt erklären. Das Resultat?

Viele Fans, keine Stimmung

In den oberen 3 Ligen Englands gibt es momentan keine Stehplätze mehr – auch wenn sich das scheinbar aktuell wieder ein wenig verschieben mag. Daher ist es dann also so, dass man artig im Stadion sitzt und sich für viel Geld seicht unterhalten lässt. Die wirkliche Stimmung der hartgesottenen Fans in der englischen Premier League kommt erst dann auf, wenn man sich in Europa messen kann. Der englische Fussball hat gehofft, aus den 80er Jahren die richtigen Entscheidungen zu treffen, dabei aber nicht im Ansatz darauf gehört, was die Fans und das Volk wollen. Daher überrascht es wenig, dass man trotz der hohen finanziellen Möglichkeiten nur wenig über die Atmosphäre liest. 

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