Mi. Okt 16th, 2024

Wissenschaftliche Studie zeigt die Herausforderungen und Belastungen im Pflegebereich während der Corona-Pandemie aus Sicht der Leitungskräfte auf

Wissenschaftler:innen des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR) haben Leitungskräfte aus ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland zur aktuellen Situation in der Pflege befragt. Die Studie fand unter Beteiligung von Expert:innen der Arbeitsgruppe Pflege, Gesundheit, Altern des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 statt. Das Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 ist ein Ad hoc-Zusammenschluss von über 25 wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus dem Bereich Public Health, die hier ihre Fachkenntnis bündeln. An der Befragung haben 299 Leitungskräfte aus dem Pflegebereich teilgenommen. Durchgeführt wurde die Befragung sowohl zu Beginn der ersten Pandemiewelle im April 2020 sowie im Verlauf der zweiten Pandemiewelle zwischen Dezember 2020 und Januar 2021. Die Ergebnisse wurden nun als Studie unter dem Titel „Versorgung in Zeiten von Corona – Drohender Systemkollaps oder normaler Wahnsinn? 2. wissenschaftliche Studie zu Herausforderungen und Belastungen aus der Sichtweise von Leitungskräften“ veröffentlicht.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich das pflegerische Versorgungssystem in Deutschland zum Zeitpunkt der zweiten Befragungswelle weiterhin an der Belastungsgrenze befand. Im Verlauf der Corona-Pandemie haben sich die Herausforderungen und Belastungen zum Teil verschoben und verschärft. „Die COVID-19-Pandemie kann seit Ausbruch als eine Art Brennglas verstanden werden, das eine Vielzahl existierender struktureller Defizite offen gelegt hat, die von neuen Herausforderungen und Belastungen in der Langzeitpflege überlagert wurden“, so Privatdozent Dr. Timo-Kolja Pförtner vom IMVR.

Die Bewältigung der ersten Pandemie-Welle ging mit einer erheblichen Anzahl von an und mit COVID-19 verstorbenen Pflegebedürftigen einher. Mit dem Aufkommen der zweiten Pandemiewelle zum Jahresende 2020 rückten insbesondere wirtschaftliche Aspekte ins öffentliche und politische Bewusstsein. Zwar wurde der Pflege zu diesem Zeitpunkt in Deutschland weiterhin Beachtung geschenkt, sie erreichte aber nicht mehr das Niveau wie zu Beginn der Pandemie. „Mit unserer Studie möchten wir aufzeigen, mit welchen Herausforderungen und Belastungen Pflegeeinrichtungen auch im Rahmen der zweiten Welle zu kämpfen hatten“, erläutert Dr. Pförtner.

Als wesentliche Ergebnisse der Studie können hervorgehoben werden:

1. Testung von Pflegebedürftigen und Mitarbeiter:innen als neue Aufgabe: Bestand zu Beginn der Pandemie in der Beschaffung und dem Verbrauch von Schutzausrüstung noch eine zentrale Herausforderung und Belastung, hat sich diese im Zuge der zweiten Befragungswelle hin zur Testung von Pflegebedürftigen und Pflegebediensteten verschoben. Der mit der Testung einhergehende Mehraufwand wurde weitestgehend durch das Pflegepersonal getragen, welches auch im Zuge der zweiten Befragung mit Personalmangel und -ausfällen zu kämpfen hatte.

2. Sorge um das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen und Mitarbeiter:innen: Die Auswirkungen der Pandemie auf das psychische Wohlbefinden der Pflegebedürftigen – und hier vor allem der demenziell erkrankten Menschen – bedeutet auch im Zuge der zweiten Befragung eine große Herausforderung und Belastung für die Pflegekräfte. Die Sorge um das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen und Mitarbeiter:innen stellt daher im Verlauf der Pandemie eine zentrale Herausforderung und Belastung für Pflegeeinrichtungen dar.

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