+++ Der typische DAX-Vorstand ist männlich, 55 Jahre alt und verlängert zweimal den Vertrag +++ Aufgabenverteilungen und Ressortzuschnitte bleiben seit Jahren weitgehend unverändert +++ Digitalisierung bietet für Frauen eine Chance, um in den Vorstand zu wechseln
Der DAX wird weiblicher. Seit 2012 hat sich die Anzahl von Frauen in den Führungsetagen der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen von 13 auf 26 verdoppelt. Von einer gerechten Verteilung der Geschlechter sind die Unternehmen aber noch weit entfernt. Während in den Aufsichtsräten bereits jede dritte Stelle weiblich besetzt ist, liegt die Quote in den DAX-Vorständen bei weniger als 15 Prozent. Einer der Gründe: starre Strukturen, die eine schnellere Karriere von Frauen behindern. Das zeigt der “DAX Orga Trend Report” der gfo – gesellschaft für organisation e.V.
Der durchschnittliche DAX-Vorstand ist 55 Jahre alt und kann auf 12 Jahre an der Unternehmensspitze hoffen, wenn er es einmal bis dahin geschafft hat. Denn wer einmal in den Vorstand berufen wurde, kann damit rechnen, dass der Vertrag zweimal verlängert wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob er intern aufgestiegen ist oder von extern berufen wurde. Beide Wege, um ganz oben auf der Karriereleiter anzukommen, sind ähnlich wahrscheinlich. Die Biografien der Vorstände zeigen jedoch, dass man rechtzeitig auf dem Sprung sein muss. “Wer mit 50 noch darauf hofft, entdeckt zu werden, ist vermutlich zu spät dran”, sagt Dr. Rudolf Lütke Schwienhorst, Präsident der Gesellschaft für Organisation (gfo).
Frauen haben es auch deshalb schwer, diesen Schritt zu schaffen, weil nur selten einer der begehrten Plätze frei wird. Denn die Anzahl von rund 200 Vorstandsposten im DAX bleibt seit Jahren konstant und auch beim Zuschnitt der Ressorts ändert sich wenig. Zwar verantworten Frauen inzwischen nicht nur Funktionen, sondern auch Regionen oder Geschäftsfelder. Sie haben sich also aus ihrer Rolle als Feigenblatt im Personalressort gelöst. Aber “Vorstandskarrieren sind eine Funktion der Zeit”, so Lütke Schwienhorst. “Wir gehen davon aus, dass es noch 15 – 20 Jahre dauert, bis jeder zweite DAX-Vorstand weiblich ist.”
Und beim finalen Karriereschritt auf den Posten des CEO eines DAX-Konzerns hat es in diesen Tagen auch wieder nicht geklappt: Martina Merz ist bei Thyssenkrupp erst (Interims-)CEO geworden als das Unternehmen gerade den DAX verlassen hatte.
Chancen für weibliche Vorstände sieht die gfo auch durch die Digitalisierung kommen, weil bislang gerade mal zehn DAX-Unternehmen dieses Thema auf höchster Ebene verankert haben. Ein hauptamtlicher Chief Digital Officer (CDO), der sich ausschließlich um die Digitalisierung kümmert, ist selten. Wenn ein solches Ressort aber geschaffen wird, kann sich das für Frauen auszahlen, wie das MDAX-Unternehmen Kion mit der Berufung von Susanna Schneeberger als CDO beweist.
Über die Studie
Der “DAX Orga Trend Report” ist eine Analyse zu Status und Entwicklung der Organisation der Vorstände im DAX. Seit 2012 analysiert die gfo – gesellschaft für organisation e.V. die Vorstandsstrukturen der 30 DAX-Unternehmen darauf, wie sich die Gremien organisatorisch und personell im Laufe der Zeit verändern. Im aktuellen gfo-DOT-Report (DAX-Orga-Trend-Report) werden die Jahre 2012 und 2018 verglichen.
Die Studie kann hier bezogen werden: https://gfo-web.de/dax
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