Am 8. Februar beginnt der Karneval in Venedig. Machen Sie doch mal einen kleinen Abstecher dorthin. Es lohnt sich!
Schon vor über 900 Jahren wurde der Karneval in Venedig gefeiert. Die Masken boten damals Anonymität – soziale Schranken waren somit aufgehoben. Adelige verkleiden sich als Diener und Diener als Adelige, Männer und Frauen tauschten die Gewänder. Für ein paar Tage im Februar wurde Sitte, Anstand und Rollenzugehörigkeit dem närrischen Treiben geopfert. Venedig, das war ein europäisches Zentrum der Vergnügungen, der Feste, der Liebe. Seit Jahrhunderten galten die venezianischen Kurtisanen als die Königinnen ihrer Profession.
(Quelle: http://www.reise-nach-italien.de/)
Wer leider nicht nach Venedig reisen kann und sich für Historisches und Mystisches interessiert, dem sei dieses spannende Buch empfohlen:
Mystica Venezia
Eine verschwundene Braut, ein Sensenmann als Gondoliere, eine blinde Malerin, ein seltsames Zeichen an einer Mauer und ein geheimnisvoller Orden, Guido hat sich seine Hochzeitsreise nach Venedig dann doch etwas anders vorgestellt. Verzweifelt macht er sich gemeinsam mit seiner Schwägerin Ana Karina in den Wirren des Karnevals, der durch die engen Gassen der Lagunenstadt tobt, auf die fast aussichtslose Suche nach Christina Maria und stößt dabei auf eine uralte Legende.
ISBN-13: 978-3903056701
Auch als E-Book erhältlich!
Leseprobe:
Christina Maria schwirrte der Kopf. Es war ein rauschendes Fest gewesen, die Menschen trugen Kostüme und Masken, sodass sie nur anhand der Stimmen ab und an jemanden erkennen konnte. Die Feierlichkeiten hatten in der Halle mit üppigem Essen und Tanz begonnen und sich dann in die Gassen Venedigs verlagert, wo sie ihren Höhepunkt auf dem Markusplatz fanden. Auch hier gab es Tänze, Lotterien, Wahrsager, die den Leuten aus der Hand lasen, ein Marionettentheater, Akrobaten, die auf Seilen balancierten und eine exotische Tierschau. Buntes Treiben, wohin man schaute, fast wie ein Jahrmarkt – wären nicht die Kostüme. Marco wich ihr nicht von der Seite. An einem von Menschen umlagerten Stand, wo ein knuspriges Ferkel am Spieß gedreht wurde, erfuhr sie, dass dies die letzte Gelegenheit sei, noch einmal Fleisch zu essen.
„Morgen werden die Glocken von San Francesco della Vigna die Fastenzeit einläuten”, raunte er ihr ins Ohr.
Verwirrt und ein wenig verzaubert nahm Christina die Worte und das Menschengewühl in sich auf. Obwohl die Maskerade durchaus der in ihrer Zeit glich, herrschte eine ganz andere Atmosphäre.
,Wie alt doch dieser Brauch schon ist’, fuhr es ihr durch den Kopf und laut fragte sie:
„Seit wann gibt es eigentlich den Karneval hier in Venedig?”
„Man sagt, er gehe bis in das elfte Jahrhundert zurück. In der Karnevalszeit mischen sich Arm und Reich. Der gesellschaftliche Stand spielt keine Rolle mehr. Eigentlich sollte es immer so sein. Ein Ziel, das der Orden anstrebt”, erwiderte Marco und sah sie dabei seltsam prüfend an.
„Was strebt der Orden an? Einen ewigen Karneval?”, fragte Christina Maria verblüfft.
„Nein. Gleiche Voraussetzungen und Chancen für alle Menschen, egal welcher Bevölkerungsschicht sie angehören, egal ob Mann oder Frau.”
„Das klingt gut, ist aber unrealistisch. In der Zeit, aus der ich komme, existieren diese Unterschiede weiterhin. In manchen Ländern haben sie sich sogar noch verstärkt. Geld und Besitz spielen eine immer größere Rolle in der Welt von heute. So gibt es Völker, die Hunger leiden und nicht mehr fähig sind, sich allein zu ernähren. Sie sind abhängig von den Mächten, die sie zuvor kolonialisiert und ausgebeutet haben. Heute nennt man das Globalisierung. Aber auch in den Industrienationen nimmt die Armut zu. Es wird immer Arm und Reich geben.” Marco hörte ihr aufmerksam zu. Manche Begriffe wie Industrialisierung und Globalisierung verstand er nicht. Sie existierten nicht in seinem Wortschatz, denn noch hatte all dies ja nicht stattgefunden. Und dennoch begriff er die Grundaussage, die Essenz dessen, was Christina ihm mitteilen wollte. Seine Miene hatte sich verfinstert. Er sah zu Boden und schwieg.
Als er endlich aufsah, war sein Blick seltsam leer.
„Dann haben wir versagt.”
©byChristine Erdic
Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Christine Erdic
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