Di. Aug 27th, 2024

Karlsruhe (ots) – Wagen wir zum Aufwecken mal eine steile These: Schlösser sind Denkmäler undemokratischer Gesinnung. Die zu Stein gewordene Botschaft an das Volk: Du kommst hier nicht rein.

Übrigens kein Phänomen früherer Zeiten. Wer “Cumhurbaskanligi Külliyesi” oder “Kap Idokopas” googelt, wird erfahren, was und wer gemeint ist.

Auch in Karlsruhe steht ein Schloss. Erbaut von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach.

Es trägt alle architektonischen und künstlerischen Insignien, die ein barocker Regent präsentieren musste, um seinen Standesgenossen ebenbürtig zu sein, wenn sie mal auf eine hochadelige Sause vorbeischauten.

Also ausgerechnet auch hier, wo heute keine 500 Meter vom Schloss entfernt im Bundesverfassungsgericht der Heilige Gral der Demokratie, unser Grundgesetz, gehütet und notfalls verteidigt wird, ein Denkmal undemokratischer Gesinnung?

Mal sehen…

Beginnen wir mit der Anlage des Schlosses. Während andere Herrschersitze bewusst nur über einen, oder zumindest sehr wenige Wege erreichbar waren, führen in Karlsruhe neun Straßen auf das Schloss zu.

Einer Legende nach erschien diese Anlage Karl Wilhelm im Traum, als er auf der Suche nach einem verlorenen Fächer seiner Gemahlin im Wald einschlief. Darum lege sich die Stadt als Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb der Stadtmarketing-Konzepte heute das Attribut “Fächerstadt” zu.

“Fächer” klingt poetisch. Historiker verstehen es prosaischer. Sie sehen in der Straßen-Anlage eher symbolische Sonnenstrahlen, die vom Schloss ausgehend signalisieren:

Hier, im Zentrum der Sonne, regiert absolutistisch der Chef.

Diese Straßen bilden noch heute von beinahe jedem Punkt des Stadtzentrums aus direkte Sicht-Achsen auf das Schloss.

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