Fr. Okt 4th, 2024

Galantamin wird zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt. Es ist kein Heilmittel für die Alzheimer-Krankheit, sondern zielt darauf ab, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Der Nutzen der Behandlung mit Galantamin bedarf regelmäßiger Überprüfung. Sie sollte beendet werden, wenn der Eindruck besteht, dass das Arzneimittel keine positive Wirkung mehr zeigt.

Wie wirkt Galantamin?

Galantamin ist ein Arzneimittel, das zur Gruppe der sogenannten Acetylcholinesterase-Hemmer gehört. Es verlangsamt den Abbau eines körpereigenen Neurotransmitters namens Acetylcholin. Neurotransmitter werden in den Nervenzellen des Gehirns und des Nervensystems gespeichert und sind an der Übermittlung von Nachrichten zwischen den Nervenzellen beteiligt. Sie sind für das normale Funktionieren des Gehirns und des Nervensystems notwendig. Acetylcholin wird im Gehirn ständig von den Nervenzellen freigesetzt und dann durch eine andere natürliche Chemikalie namens Acetylcholinesterase abgebaut.

Eines der Merkmale der Alzheimer-Krankheit scheint ein niedriger Acetylcholinspiegel im Gehirn zu sein. Dies ist zum Teil auf die Degeneration der Gehirnzellen zurückzuführen, insbesondere derjenigen, die normalerweise Acetylcholin freisetzen. Galantamin erhöht den Acetylcholingehalt im Gehirn. Dies geschieht, indem es die Wirkung der sogenannten Acetylcholinesterase verhindert, die Acetylcholin normalerweise abbaut. Galantamin steigert außerdem die Aktivität des Acetylcholins im Gehirn. Das Gesamtergebnis dieser beiden Wirkungen ist eine Verbesserung der Menge und der Aktivität dieses Botenstoffs im Gehirn. Dies verbessert die kognitiven Prozesse des Denkens, des Lernens und des Gedächtnisses, lindert die Symptome der Demenz und erleichtert es den Betroffenen, ihren Alltag trotz der Alzheimer-Krankheit zu bewältigen.

Hinweise zur Einnahme

Galantamin gibt es in Form von Tabletten, Lösungen und Kapseln. Die Tabletten und Lösungen sind sogenannte sofort freisetzende Darreichungsformen. Das bedeutet, dass der Wirkstoff Galantamin kurz nach der Einnahme aus dem Darm in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Diese Darreichungsformen werden zweimal am Tag eingenommen. Die Kapseln mit verlängerter Wirkstofffreisetzung sind so konzipiert, dass das Galantamin im Laufe des Tages langsam freigesetzt wird, während die Kapsel den Darm passiert. Das hat den Vorteil, dass die Kapseln nur einmal am Tag eingenommen werden müssen, in der Regel am Morgen. Die Kapseln sollten unzerkaut mit Flüssigkeit geschluckt und nicht zerkaut oder zerdrückt werden, da dies die Retardierung aufheben würde.

Galantamin sollte mit oder nach dem Essen eingenommen werden. Menschen mit Leberproblemen können aufgefordert werden, Galantamin weniger häufig einzunehmen. Halten Sie sich dabei immer an die Anweisungen Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin. Die allgemeinen Anweisungen stehen auch auf dem Beipackzettel, der in der Packung des Medikaments zu finden ist. Wenn Sie die Einnahme einer Dosis Galantamin vergessen haben, lassen Sie sie weg und nehmen die nächste Dosis zur gewohnten Zeit ein. Nehmen Sie jedoch nicht die doppelte Menge ein, um eine vergessene Dosis nachzuholen.

Galantamin kann Schläfrigkeit und Schwindel verursachen, insbesondere in den ersten Wochen nach Beginn der Behandlung. Infolgedessen kann die Fähigkeit des Patienten, potenziell gefährliche Aufgaben sicher auszuführen, eingeschränkt sein. Es ist wichtig, während des Behandlungszeitraums viel zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten. Menschen mit Alzheimer-Krankheit verlieren außerdem häufig an Gewicht. Galantamin kann ebenfalls zu einer Gewichtsabnahme führen. Aus diesem Grund sollte das Körpergewicht überwacht werden.

Galantamin Gegenanzeigen

Bestimmte Personen sollten Galantamin nicht einnehmen. Dazu gehören vor allem Personen, die eine allergische Reaktion auf Galantamin zeigen. Aber auch Menschen mit stark eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion und Personen, die eine eine Störung im Magen-, Darm- oder Harntrakt haben oder sich von einer Magen-, Darm- oder Blasenoperation erholen, dürfen Galantamin nicht verwenden. Ebenso ungeeignet ist es für Frauen, die schwanger sind oder stillen.

Bei anderen Personen ist die Anwendung des Wirkstoffs zwar grundsätzlich möglich, sollte aber nur mit großer Vorsicht erfolgen. Dazu zählen Menschen mit Leber- oder Nierenprobleme, Störungen des Kaliumspiegels, Epilepsie, Parkinson-Krankheit oder akuten Lungeninfektionen (zum Beispiel Lungenentzündung). Außerdem ist Vorsicht geboten, wenn der Patient oder die Patientin in der Vergangenheit einen Schlaganfall, ein Magengeschwür, eine  chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder schweres Asthma hatte. Auch bei Herzerkrankungen (kürzlich erlittener Herzinfarkt, Vorhofflimmern, instabile Angina pectoris, Herzinsuffizienz oder Sinusknotensyndrom) muss der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin genau abwägen, ob eine Behandlung mit Galantamin vertretbar ist.

Galantamin Nebenwirkungen

Mehr als 10 Prozent der Patienten berichten von Übelkeit und/oder Erbrechen, wenn sie Galantamin eingenommen haben.

Bei 1 bis 10 Prozent der Patienten zeigen sich nach der Einnahme des Medikaments eine oder mehrere der folgenden Nebenwirkungen: Durchfall, Verdauungsstörungen oder Unterleibsschmerzen, verminderter Appetit und Gewichtsabnahme, Schläfrigkeit oder Müdigkeit, Schwächegefühl oder Lethargie, Schwindelgefühl, Ohnmacht, Zittern, Kopfschmerzen, Verwirrung, Depression, Halluzinationen, Muskelkrämpfe, Stürze, hoher Blutdruck (Hypertonie) oder Langsamer Herzschlag (Bradykardie).

0,1 bis 1 Prozent der Patienten zeigen eine  der folgenden Nebenwirkungen, wenn sie Galantamin einnehmen: Dehydrierung, Missempfindungen der Haut (zum Beispiel Kribbeln oder Stechen), Ohrgeräusche (Tinnitus), verschwommenes Sehen, Veränderung des Geschmacksempfindens, Krampfanfälle, abnormaler Herzschlag, niedriger Blutdruck (Hypotension), Rötungen, Schwitzen, Muskelschwäche.

In sehr seltenen Fällen (0,01 bis 0,1 Prozent der Patienten) kann es zu einer Entzündung der Leber kommen, einer sogenannten Hepatitis.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder fragen Sie in der Apotheke nach, wenn Sie weitere Informationen über die möglichen Nebenwirkungen von Galantamin benötigen oder wenn Sie nach der Einnehme von Galantamin eine Nebenwirkung erfahren haben, die auf der Packungsinformation nicht angegeben ist.

Wechselwirkungen

Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Arzt oder Apotheker vor Beginn der Behandlung mit Galantamin mitteilen, welche Arzneimittel Sie bereits einnehmen. Das beinhaltet auch solche, die ohne Rezept gekauft wurden, und pflanzliche Arzneimittel. Ebenso sollten Sie Ihren Arzt oder Apotheker fragen, bevor Sie neue Arzneimittel verwenden, um sicherzustellen, dass die Kombination sicher ist.

Galantamin sollte nicht zusammen mit anderen Arzneimitteln eingenommen werden, die die Aktivität von Acetylcholin erhöhen, da dies das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann. Zu diesen Arzneimitteln gehören unter anderem bestimmte Arzneimittel gegen Harnverhalt (zum Beispiel Bethanecholchlorid und Distigmin), andere Arzneimittel gegen die Alzheimer-Krankheit (z. B. Donepezil oder Rivastigmin) sowie Arzneimittel gegen Myasthenia gravis (z. B. Neostigmin, Edrophoniumchlorid, Distigminbromid oder Pyridostigminbromid) und Pilocarpin.

Galantamin hat eine entgegengesetzte Wirkung zu anticholinergen Arzneimitteln, die die Aktivität von Acetylcholin verringern. Bei deren gleichzeitiger Einnahme kann es daher zu einer gegensätzlichen Wirkung kommen, wodurch eines oder beide Arzneimittel weniger wirksam werden können. Anticholinergika sollten also von Personen, die Galantamin einnehmen, vermieden werden. Dazu gehören Arzneimittel gegen die Parkinson-Krankheit (z. B. Procyclidin, Benzatropin, Orphenadrin, Trihexyphenidyl), Antispasmodika für Darmstörungen (z. B. Hyoscin, Atropin, Propanthelin) und anticholinerge Arzneimittel gegen Harninkontinenz (z. B. Oxybutynin, Flavoxat, Tolterodin, Propiverin, Trospium).

Galantamin hat das Potenzial, die Herzfrequenz zu verlangsamen. Diese Wirkung kann verstärkt werden, wenn es zusammen mit anderen Arzneimitteln eingenommen wird, die den Herzschlag verlangsamen können, zum Beispiel Amiodaron, Betablocker wie Atenolol und Propranolol, Kalziumkanalblocker wie Verapamil und Diltiazem, Digoxin und Iwabradin.

Manche Arzneimittel erhöhen den Galantaminspiegel im Blut. Da dies Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen verstärken kann, kann der Arzt die Dosis von Galantamin bei Personen, die Erythromycin, Fluoxetin, Fluvoxamin, Ketoconazol, Paroxetin, Quinidin oder Ritonavir einnehmen, verringern.

Wenn Sie nicht sicher sind, ob sich ein Medikament, das Sie einnehmen, mit Galantamin verträgt, fragen Sie in der Apotheke nach.

Wo ist Galantamin erhältlich?

Wer Galantamin kaufen möchte, kann das mit einem ärztlichen Rezept in jeder Apotheke tun. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das bereits seit März 2001 vermarktete Reminyl von Janssen Pharmaceutica das bekannteste Produkt. Ab Oktober 2011 kamen außerdem viele Generika auf den Markt.

Quelle: Galantamin Wirkstoffinfo

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