Nach dem großen Zuspruch im letzten Jahr hat der Westfälische Bezirksverein des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gemeinsam mit der Fachhochschule Dortmund auch 2017 wieder zu einer gemeinsamen Vortragsveranstaltung eingeladen. Thema diesmal: Digital Manufacturing – und Antworten auf die Frage wie der omnipräsente Begriff Industrie 4.0 real gemeistert werden kann. TechniaTranscat war als Praxispartner mit vor Ort.
Interessante Vorträge, spannende Diskussionen, anregende Gesprächsrunden, und ein attraktives Rahmenprogramm mit kleiner Hausmesse prägten die Veranstaltung und machten auch die zweite Auflage dieses Veranstaltungskonzepts zu einem vollen Erfolg. “In Zahlen zusammengefasst waren es 30 Grad, 60 Teilnehmer und 120 Prozent Erwartungserfüllung”, bilanziert Professor Thomas Straßmann, Dekan des Fachbereichs Maschinenbau an der Fachhochschule Dortmund. Einen geschichtlichen und inhaltlichen Bogen spannend eröffnete er die Veranstaltung und bereitete so den weiteren Referenten ein ebenes Feld, um einzelne Aspekte rund um die intelligente Fabrikplanung von morgen genauer beleuchten zu können.
Die Optimierung von Planungs- und Fertigungsprozessen wird zu einem immer wichtigeren Faktor in der vernetzten Welt. Industrie 4.0, PLM, und Losgröße 1 heißen die Schlagworte, die einem unablässig in diesem Zusammenhang begegnen. Im Zuge dessen sind es vor allem leistungsfähige IT-Lösungen, die am Ende den vielleicht entscheidenden Marktvorteil liefern. So erklärt Straßmann: “Zu den Produktivitätsvorteilen gehört neben Datendurchgängigkeit, Ressourceneinsparung, Kosten- und Zeitersparnis vor allem auch die Tatsache, dass alle auf einer gemeinsamen Datenbank arbeiten. Es gibt keine kopierten Files mehr, alle Beteiligten kommunizieren in Echtzeit und arbeiten am selben Modell. Sämtliche Abläufe sind absolut transparent und nachvollziehbar.” Sebastian Nolte, Sales Manager bei dem Softwareunternehmen TechniaTranscat, das die Veranstaltung erneut unterstützte, ergänzt: “Intelligente Fabrikplanung bedeutet eine durchgängige Prozesskette völlig ohne System- und Medienbrüche. Damit verschwindet eine der Hauptfehlerquellen. Von der ersten Idee über die Entwicklung bis hin zur Produktion gibt es ein einziges Datenmodell und jegliche Art von physikalischem Test wird überflüssig.” Die Digital Twin-Technologie gewährleistet zudem, dass auch während laufender Prozesse weitere Optimierungspotentiale erkannt und sofort ausgeschöpft werden können. “Man kann es sich so ähnlich vorstellen wie eine komplexe Tabelle einer Excel-Datei. Ändert man einen Wert, so werden sofort alle weiteren Schritte, die sich auf diesen Wert beziehen, mitgeändert. Nur eben in ganz groß, im Datenbank-Ausmaß”, so Nolte.
Den meisten Interessenten brennt dabei eine Frage unter den Nägeln: Sind die Unternehmen eigentlich schon reif für die Digitalisierung? “Technisch ist heute im Grunde schon beinahe alles möglich”, gibt Straßmann zu bedenken, “Entscheidend aber ist, dass es sich um einen Prozess handelt, der viel weitläufiger ist, als eine einfache Softwareinstallation oder -umstellung. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter mit ins Boot holen, sich Meinungen und Vorschläge anhören, Mitgestaltungsspielraum lassen und nicht selten althergebrachte und bewährte Abläufe neu entwickeln und anpassen.” Dass dies aber keineswegs unmöglich ist, illustrierte Torsten Krafczinski, Mitarbeiter des Landmaschinenherstellers CLAAS in seinem Vortrag, welcher den Weg des Unternehmens zu Industrie 4.0 skizzierte. “Unser Ziel ist die Vernetzung und Kollaboration von weltweit verteilten Entwicklungs- und Produktionsstandorten. Um das zu erreichen arbeiten wir derzeit an der Durchgängigkeit der digitalen Produktdaten, von der Entwicklung über die Planung bis hin zur letztendlichen Produktion.” Wer nun annimmt, dass vor allem große Unternehmen dieses Unterfangen wagen können, der irrt. “Das Spannende an passenden PLM-Lösungen ist ja gerade die beliebige Skalierbarkeit. Sie sind maßgeschneidert, genau auf die jeweiligen Bedürfnisse und Ansprüche zugeschnitten mit eben jenen Funktionen und Modulen, die das Unternehmen für seinen speziellen Bereich benötigt”, spezifiziert Nolte, “Konzern oder kleines Start-up ist dabei im Grunde egal. Vorteile bietet es für jeden, der es schafft, sich gemeinsam mit seinen Mitarbeitern auf den Weg zu machen.”
Nur Loszugehen sollte man nicht versäumen. Im internationalen Vergleich sind die USA oder auch Asien deutlich voraus was Digital Manufacturing angeht. “Traditionell ist der deutsche Maschinenbau sehr konservativ”, räumt Straßmann ein, “und das ist im Grunde gar nicht negativ. Unser Ingenieurwesen gilt als sehr solide und gut – das bewirkt automatisch, dass man nicht sofort jeder neuen Entwicklung nachläuft, sondern sich etwas abwartender verhält, an bewährten Technologien und Methoden festhält. Aber man darf den Anschluss nicht verpassen. Es wird Zeit, dass auch in Deutschland der Mittelstand die Digitalisierung in die Hand nimmt. Sonst sind wir in ein paar Jahren abgeschlagen.”
Die Veranstaltung war eine Bestrebung, den Prozess anzustoßen und voranzutreiben. Und die angeregten Diskussionen auch zwischen den einzelnen Vorträgen, sowie einige Interessenten an den Ständen der Hausmesse und das neugierige Austesten eines Fahrsimulators mit VR-Brille geben Anlass zur Annahme, dass auch Deutschland digital in Bewegung kommt. “Es war ein sehr interessanter Nachmittag und ich glaube, alle Teilnehmer haben viel an Eindrücken und Ansätzen mitnehmen können. Wir von TechniaTranscat sind gespannt, wo wir uns nächstes Jahr vielleicht wieder treffen”, so Nolte.
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