Millionen von Demenz-Patienten nehmen Medikamente wie Donepezil oder Memantin, die das Fortschreiten der Erkrankung bremsen sollen. Die französischen Gesundheitsbehörden glauben das nicht mehr. Sie haben 2018 die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gestoppt. Die Medikamente wurden allerdings nicht verboten. Man kann in der Apotheke zwar weiterhin Donepezil kaufen, muss es nun aber aus eigener Tasche bezahlen.
Ältere Studien haben bei Donepezil & Co. einen durchaus positiven Effekt festgestellt. Die deutsche Alzheimer-Gesellschaft (DAlzG) beruft sich noch heute darauf. Wie auf ihrer Website zu lesen ist, spielen die Medikamente eine wichtige Rolle in der Aufrechterhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit und ermöglichen es, die Heimeinweisung um bis zu zwei Jahre zu verzögern.
Neuere Forschungsarbeiten kommen allerdings zu einem ganz anderen Ergebnis. Eine britische Langzeitstudie (AD2000) hat die Behauptung widerlegt, dass die Medikamente die Einweisung in ein Heim um bis zu zwei Jahre verzögern und wurde wenig später durch eine weitere Arbeit bestätigt. Auch in Deutschland (Arznei-Telegramm) und in den USA (Public Citicen) raten unabhängige Experten zunehmend von der bisherigen Standardtherapie ab.
Der bezweifelten Wirkung steht eine Reihe von Nebenwirkungen gegenüber. Bei Donepezil sind das unter andrem Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schwindel, Halluzinationen, Gewichtsverlust, schwere Hautreaktionen und Kopfschmerzen. Außerdem hat sich gezeigt, dass sich die Sterblichkeit fast um das dreifach erhöht, wenn Patienten ein Medikament dieser Wirkstoffgruppe erhalten. Die Todesursachen waren meist Herz-Kreislauf-Probleme und Durchblutungsstörungen im Gehirn. Außerdem kam es zu mehreren Selbstmorden.
Die oberste Gesundheitsbehörde Frankreichs, die HAS, kam aufgrund der hohen Risiken und des geringen Nutzens zu einer Neubewertung der gängigen Medikamente zur Behandlung von Demenz. Bisher wurden 15 % der Kosten von den Krankenkassen erstattet. Seit August 2018 ist damit Schluss. Wer in Frankreich heute ein Medikament wie Memantin oder Donepezil kaufen will, kann das zwar weiterhin tun, muss aber den vollen Preis aus eigener Tasche bezahlen. Die neue Regelung ist nicht unumstritten. Die französische Alzheimer-Vereinigung etwa bezeichnete diese Maßnahme als „unbegründet und gefährlich“.
In Deutschland gelten nach Angaben der DAlzG rund 1,6 Millionen Menschen als dement. Zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer. Bisher sind seitens der Politik keine Pläne bekannt, die fraglichen Arzneimittel von der Kostenerstattung auszuschließen.
Boudicca Bentsen
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https://donepezil.health.blog/2019/06/03/donepezil-in-frankreich-nicht-mehr-auf-kasse