Köln (ots)
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Mitten in den Wirren um die Aufklärung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln hat die Bistumsleitung eine für Samstag geplante Sondersitzung des Diözesanpastoralrats zur geplanten Bistumsreform kurzfristig abgesagt. Dies berichtet der “Kölner Stadt-Anzeiger” (ksta.de und Mittwoch-Ausgabe). Es habe “zahlreiche Wortmeldungen” gegeben mit der Bitte, “dass wir uns gemeinsam mehr Zeit für die weiteren Schritte auf dem Pastoralen Zukunftsweg nehmen sollten”, schreibt Generalvikar Markus Hofmann den Mitgliedern des höchsten pastoralen Beratungsgremiums von Kardinal Rainer Woelki. Das auf den 18. Januar datierte Schreiben liegt der Zeitung vor.
In der vorigen Woche hatte der Katholikenrat im Rhein-Sieg-Kreis (linksrheinisch) gefordert, die aktive Mitarbeit des Diözesanpastoralrats an dem von Woelki initiierten Reformprozess namens “Pastoraler Zukunftsweg” sowie dessen weitere Beratung auszusetzen, da “da aufgrund der ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln keine hinreichende Akzeptanz vorhanden” sei. “Vor einer weiteren Beratung des Pastoralen Zukunftswegs muss die Basis für Vertrauen und Glaubwürdigkeit hergestellt werden”, heißt es in der Erklärung der Laien-Vertretung im Rhein-Sieg-Kreis.
Hofmann geht hierauf nicht direkt ein. Er begründet die Absage der Sitzung vielmehr mit laufenden Diskussionen und offenen “Detailfragen” insbesondere bei der geplanten Verringerung der Pfarrgemeinden auf nur mehr 50 bis 60 Großgebilde sowie mit der Beanspruchung durch das Missbrauchsgutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke, das am 18. März vorgelegt und vom Diözesanpastoralrat am 27. März diskutiert werden soll.
“Um eines für unsere Diözese guten Ergebnisses des gesamten Prozesses willen möchten wir deshalb gerne die abschließenden Beratungen zum Zielbild in die zweite Jahreshälfte 2021 verschieben”, schreibt Hofmann weiter. “Vor allem aber erhoffen wir uns, dass wir – nicht zuletzt aufgrund einer erfolgreich durchgeführten Impfkampagne – die Corona-Pandemie besiegt haben werden und wir dann wieder zu Präsenzsitzungen zusammenkommen können.”
Dem Vernehmen nach bestand in der Bistumsleitung die Sorge, dass der Unmut der Kirchenbasis über den Umgang mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, insbesondere mit einem von Kardinal Woelki unter Verschluss genommenen Münchner Rechtsgutachtens, sowie mit dem ungeklärten Vorwurf der Vertuschung eines Missbrauchsfalls durch den Kardinal, auf die Sitzung am Samstag durchgeschlagen wäre.
Erst am Montag hatte die Kölner Pfarrgemeinde Sankt Severin einen offenen Brief veröffentlicht, in dem das Seelsorgeteam sowie die Pfarreigremien dem Erzbischof und der Bistumsleitung das Misstrauen aussprachen.