„Für Carola“ ist ein Text aus der Anthologie „Geschichten für Groß und Klein“ der Autorenfreunde. Die Autorin widmet diese Geschichte ihrer Freundin Carola, die an Krebs erkrankt ist und allen Kindern, Frauen und Männern, die diesen schlimmen Schicksalsschlag ertragen müssen und trotzdem die Lebensfreude nicht verloren haben.
Für Carola
Eigentlich wollte ich eine Geschichte über unseren kleinen Hund Oscar schreiben, aber dann kam vor ungefähr sechs Wochen ein anderes Ereignis dazwischen, wo ich denke, dass diese Geschichte viel besser passen würde.
Um diese Geschichte erzählen zu können, muss ich ein wenig ausholen.
Ich habe zehn Jahre lang in einer Firma gearbeitet, zusammen mit einer ganz lieben Freundin, nennen wir sie Carola. Was ich an ihr so toll finde, ist ihr grandioser Humor, ihre Liebenswürdigkeit. Man würde sagen, sie trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie hat zu jeder Tages- und Nachtzeit immer einen passsenden Spruch auf den Lippen. Ich war und bin davon überzeugt, dass sie ein Sprüchebuch zu Hause hat und kräftig daraus lernt.
Ich möchte mal eine kleine Anekdote zum Besten bringen, und zwar: durch unsere körperlich schwere Arbeit haben viele meiner Kolleginnen mit dem Rücken zu tun. So auch meine Kollegin Carola. Sie ist einmal zum Arzt gegangen. Ich glaube sie hat sich schlimm erkältet.
Nach der Untersuchung fragte der Doc: „Na, Frau Soundso, was macht denn ihr altes Leiden?“ Darauf Carola ganz trocken: „Das liegt zuhause auf dem Sofa und schläft.“ Ich denke mal, dass dem Doc fast die Brille von der Nase gefallen ist. Ich muss immer noch herzlich lachen, wenn ich daran nur denke und wo ich das hier zu Papier bringe, muss ich schon wieder grinsen.
Vor gut vier Jahren bin ich dann wegen der Liebe weggezogen und Carola und ich stehen dank Handy und Telefon regelmäßig in Kontakt.
Eines Tages nun schrieb mir meine Freundin per WhatsApp: „War gerade beim GynDiagnose: Brustkrebs.“
Ich starrte das Handy fassungslos an und sagte: „Was? Nein … willst du mich verar…?“ Natürlich gab mir das Handy keine Antwort. Nachdem ich mich aus meiner Schockstarre befreien konnte, habe ich Carola sofort angerufen und mit ihr geredet.
Sie hat mir mit tränenerstickter Stimme alles erzählt. Ein 3 cm großer Tumor in der rechten Brust. Ich wusste gar nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Dann kommen einem immer diese alten Floskeln in den Sinn, wie: „Ach Mensch, das wird schon wieder und du musst stark sein und du hast gute Chancen.“ Aber im Grunde genommen fühlt man sich hilflos und man findet nicht die passenden tröstenden Worte.
Ich habe mich in diesem Augenblick so unsagbar hilflos gefühlt. Ich habe mir gewünscht, bei ihr sein zu dürfen. Ihr Halt geben zu können. Einfach für sie da sein, aber aufgrund unserer Entfernung ist das leider nicht möglich und das macht mich noch trauriger.
Dann folgte eine Woche lang die tägliche Untersuchung. Biopsie in der rechten Brust und in der linken Körperhälfte Screening, um festzustellen, ob der Krebs gestreut hat.
Carola und ich standen jeden Tag in Kontakt. Ich habe sie mental begleiten können und sie hat mir Bilder von der Biopsie geschickt, was mich echt schockiert hat. Diese arme Frau, dachte ich mir, muss viel durchmachen. Dann endlich die endgültige Diagnose.
Sie schrieb mir: „Der Krebs hat nicht gestreut und die linke Brust-seite ist auch ok.“
Ich hab vor Freude in die Hände geklatscht und zurück geschrieben: „Ich bin froh, die guten Neuigkeiten zu hören und drücke dir ganz fest die Daumen, dass du bald alles hinter dir hast.“
Darauf schrieb sie: „Ja, Gott sei Dank ist es nur Brustkrebs. Wenn das was anderes wäre.“
Ich musste grinsen, als ich das las und dachte so: „Ja, stell dir vor du hättest eine Erkältung mit Herpesbläschen an der Lippe. Das wäre viel schlimmer.“ Da kam wieder ihr Humor durch und ich war froh, dass sie ihn trotz der schlimmen Diagnose nicht verloren hatte.
Jetzt bekommt sie ein halbes Jahr lang Chemo und danach, wenn der Tumor nicht ganz verschwindet, muss sie noch operiert werden. Aber sie hat richtig gute Chancen wieder ganz gesund zu werden.
Warum ich über Carola diese Geschichte schreibe??? Weil sie ein ganz besonderer Mensch ist, der es verdient hat, in diesem Buch zu erscheinen. Die Diagnose Krebs hat aus meiner Freundin eine Kämpferin gemacht. Sie will leben und tut alles dafür, um wieder ganz gesund zu werden. Dabei wird sie von ihrer ganzen Familie unterstützt und was ganz wichtig ist … sie hat ihre Lebensfreude, ihren Humor und ihre Willenskraft behalten. Und darum ziehe ich den Hut vor ihr und vor allen Menschen, die krank sind. Deshalb aber trotzdem ihren Lebensmut nicht verloren haben. Sie haben meinen größten Respekt.
Ich bin mit Sicherheit keine Schriftstellerin und ich hoffe, dass die Menschen, die diese Geschichte lesen, trotzdem Gefallen daran finden.
Ich widme diese Geschichte meiner Freundin Carola und allen Kindern, Frauen und Männern, die einen schlimmen Schicksalsschlag ertragen mussten und trotzdem die Lebensfreude nicht verloren haben.
Hut ab!
© Jacqueline von Schledorn
Buchbeschreibung:
Geschichten für Groß und Klein ist eine Anthologie. Der gesamte Erlös kommt dem Henri Thaler Verein zugute. Dieser unterstützt krebskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene finanziell und bietet organisatorische Hilfe an.
http://henri-thaler.de/
Alle Beteiligten stellten ihre Beiträge kostenlos zu Verfügung. Entstanden ist eine bunte Mischung unterhaltsamer Texte, die jedes Leserherz erfreuen wird.
Mitwirkende:
Melissa, Hendrik, Jonas, Marion Krüger, Christel Kummer, Raphaela Kreitmeir, Patrick Menge, Peter Jentsch, Dorothea Squar, Thomas Jaenecke, Anja Martin, Reinhold Kummer, Marion Leppink, Caroline Régnard-Mayer, Christel Domeyer, Lea Willim, Barbara Theisen, Gudrun Krug, Ulrike Stache, Friedel Himmen, Marion David, Roland Lumker, Claudia Georgi, Anja Brand, Margit Jahn-Matzki, Carsten Wunn, Elke Karmann, Katrin Baumann, Annette Bischoff, Tiziana Gentili-Nenning, Cade, Beate Kranz, Frank Schmidt, Romy Bauman