Wie funktioniert eigentlich ein Heißluftballon, und wie leben die Eskimos heute? Was passiert, wenn ein norwegischer Kobold auf einen irischen Leprechaun trifft, und was kann man im Karina-Verlag so alles anstellen? Begleitet den lustigen Kobold Nepomuck auf seinen Reisen durch Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien und lernt Menschen, Tiere und verschiedene Kulturen hautnah kennen. Folgt ihm auf den Spuren der Hobbits, und werft mit ihm seinen ersten Bumerang. Die tollsten Abenteuer warten auf euch, denn wo Nepomuck sein Unwesen treibt, da wird es nie langweilig!
ISBN-13 : 978-3755717102
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Eine Leseprobe aus dem Buch MIT NEPOMUCK AUF WELTREISE
König der Kobolde
„Mäxchen, wenn du dich nicht beeilst, können wir später nicht mit der Schmalspurbahn fahren”, ermahnt Mutter den Siebenjährigen, der mit dem Löffel endlos in seiner Tasse rührt.
„Aber der Kakao ist doch noch so heiß“, schmollt der Kleine und zieht eine Schnute. Seine Zwillingsschwester Lily schlürft laut und erntet prompt einen missbilligenden Blick von Oma.
„Na ja, so kühlt er eben schneller ab“, entschuldigt sie sich.
„Du zeigst schon Ess- und Trinkgewohnheiten wie Nepomuck“, tadelt Mutter. „Wo steckt der eigentlich?“ Fragend wandern ihre Augen zu dem leeren Platz an Axanas Seite. Die Elfjährige zuckt die Schultern.
„Eben war er noch hier, zumindest hat er seinen Kakao ausgetrunken.“
„Autsch!“ Das ist Vater.
„So pass doch auf, du verschüttest ja den ganzen Kaffee!“ Mutter beginnt allmählich nervös zu werden, während Oma eilig mit einem Tuch die Pfütze aufwischt, die sich auf der Tischdecke bildet.
„Ach, der schöne Damast“, klagt sie.
„Ist doch total veraltet! Wer legt denn heute noch so eine alberne Tischdecke auf?“, kommentiert Axana.
„Es scheint hier wohl niemanden zu interessieren, dass ich mich verbrüht habe! Jemand hat gegen mein Bein getreten“, beklagt Vater sich.
„Aha!“ Blitzschnell lüftet Mutter das Tischtuch – und Nepomucks Versteck fliegt auf. Mit seinen dunklen Augen schaut er vorwurfsvoll zu ihr auf, während er sich den Sirup von den Fingern leckt.
„Du kleines Krümelmonster!“, ruft Oma. „Meine schönen Sirupkekse! Die wollten wir doch mitnehmen. Ach herrjeh, und über und über mit Sirup beschmiert bist du!“
Es nützt alles nichts: Nepomuck muss ins Bad, sich waschen und umziehen. Es wird immer später. Seufzend belegt Oma Butterbrote. Nepomucks Kopf erscheint im Türspalt.
„Gibt es denn wirklich gar nichts Süßes für unterwegs, Oma?“
„Nein, die Kekse hast du ja fast alle aufgegessen. Hoffentlich bekommst du davon ordentliches Bauchweh!“
Oh weh, Oma ist richtig sauer! Da fällt dem kleinen Kobold etwas ein: „Na ja, es ist vielleicht gut, dass ich die Kekse schon vorher aufgegessen habe, so klebrig wie die waren. Stell dir mal vor …“
„Vielleicht sind wir nun endlich fertig und können los?“, erkundigt sich Mutter ungeduldig. „Es ist weit bis Wernigerode!“
„Alles nur, weil Mäxchen so lange für seinen Kakao brauchte“, verkündet Nepomuck mit Unschuldsmiene.
Der Kobold hatte im letzten Jahr in der Weihnachtswerkstatt ausgeholfen – und landete dabei versehentlich in einem Geschenkkarton bei Familie Liliental im Kamin. Doch das ist eine lange Geschichte, die ihr in dem Buch NEPOMUCKS ABENTEUER nachlesen könnt.
Jedenfalls befindet er sich nun zu Besuch hier, und alle freuen sich auf den gemeinsamen Ausflug: Zuerst per Zug und dann von Wernigerode weiter mit der Harzer Schmalspurbahn.
„Bis zum Brocken schaffen wir es aber heute nicht, sonst bleibt keine Zeit mehr für das
Schloss“, meint Vater, der den Fahrplan der Schmalspurbahn am Wernigeroder Bahnhof
studiert, „und zu Mittag essen wollen wir ja schließlich auch.“
Nepomuck ist es egal, ob er bis zum Brocken fährt oder nur bis Schierke. Die Fahrt mit dem von einer historischen Dampflok gezogenen Zug ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Manchmal geht es ziemlich steil bergauf – und dann wieder rasant in eine Kurve. Draußen zieht eine grüne Waldlandschaft vorbei. Nepomuck lässt sich am Fenster hochheben, denn auf die Plattform darf er nicht, das wäre auch für die Zwillinge zu gefährlich. Unter Mutters scharfer Beobachtung missglückt sein heimlicher Versuch zu entwischen leider kläglich. So bewundert er nun den dicken Rauch der Lokomotive von seinem Platz hinter der Glasscheibe aus.
In Schierke angekommen, stellt sich heraus, dass ihr Aufenthalt nur gut vierzig Minuten währt, bis sie wieder zurück müssen. Der Ort liegt ziemlich weit unten im Tal – für Oma ist das auf keinen Fall in solch kurzer Zeit zu schaffen.
Die Kinder sammeln Tannenzapfen und Steine am Berghang, während die Erwachsenen ein Stück des Abstiegs nach Schierke hinunterspazieren. Erstaunt stellen sie fest, dass hier Wildkatzen und Waschbären leben. Schilder weisen auf die Tiere hin.
Die verbleibenden Minuten vergehen schnell, und bald sitzen alle schon wieder im Zug. Die
Rückfahrt gestaltet sich nun nicht mehr ganz so interessant. Außerdem verspüren alle inzwischen Hunger. Also geht es zuerst einmal ins Restaurant. Der „Hexenkessel“ bietet allerlei Leckeres an – auch eine „Hexenpfanne“ mit viel Fleisch und einer Hexenfigur. Für den Kobold ist das allerdings nichts, und deshalb kaut er lustlos auf ein paar Fritten herum. „Was ist das für ein Fleisch?“, fragt er argwöhnisch. Axana prustet lachend: „Es heißt nur Hexenpfanne, da sind aber keine Hexen drin.“
Trotzdem lässt der misstrauische Nepomuck sich nicht überreden, und so knurrt sein Magen weiter. Auf dem Weg in den Ort entdecken sie dann aber einen Spezialitätenladen, der die berühmten Harzer „Schneebälle“ aus Mürbteig mit Puderzucker oder Zuckerguss anbietet. Die Augen des Kobolds leuchten vor Begeisterung auf! Er wählt einen mit Karamellfüllung, und auch die anderen können trotz des deftigen Mittagessens nicht widerstehen. Nepomuck, der das große Gebäckstück kaum in seinen kleinen Händen halten kann, muss sich auf eine Stufe vor dem Laden setzen.
„Wirklich lecker“, seufzt er schmatzend und verstaut bedauernd den Rest des großen Schneeballs wieder in der Papiertüte.
Um keinen Preis der Welt werde ich zugeben, dass ich leichte Bauchschmerzen habe. Nein, den Gefallen tue ich Oma nicht!
Vorsichtig schielt er zu ihr hoch. Ob sie was ahnt?
Axana möchte unbedingt in den Souvenirläden stöbern.
„Nicht noch mehr fliegende Hexen“, stöhnt Vater. Und Mutter nickt: „Stimmt. Das sind nur
Staubfänger.“
Doch Axana muss sammeln, das ist einfach ihre Leidenschaft. Freudestrahlend tritt sie mit einer Harzhexe aus dem Laden.
„Ich will jetzt endlich zum Schloss hoch“, meutert Max, der bisher eine Engelsgeduld bewiesen hat.
„Ja, wir sollten hingehen, bevor die da oben dicht machen“, bekräftigt Vater. Die kleine Bahn, die den Berg hinauffährt, ist leider gerade fort. Der Aufstieg erweist sich als ziemlich beschwerlich, und so nimmt Vater abwechselnd einen der Zwillinge Huckepack. Oma ist lieber gleich unten geblieben.
„Das ist nichts für meine alten, müden Knochen“, hat sie entschieden und sich einfach auf eine Bank gesetzt. Nepomuck stapft auf seinen kleinen Beinchen neben Axana her. Für einen ihrer Schritte muss er zwar drei machen. aber er hält tapfer durch. Oben angekommen bleibt Axana fasziniert vor einem Souvenirladen stehen.
„Erst zum Schloss“, mahnt Vater.
Die letzte Besichtigung beginnt um 17 Uhr 30. Da bleibt also noch genug Zeit. Im Museum kann man Kunsthandwerk und Möbel aus dem 16. bis 19. Jahrhundert in original eingerichteten Räumen bewundern.
„Das war früher einmal eine Burg“, erklärt Vater, „sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde erst um 1700 zum Schloss umgebaut.“
Axana drängelt. Sie will unbedingt noch in den Shop, der ihrer Meinung nach von außen recht vielversprechend wirkt. Mäxchen wird inzwischen auch schon ungeduldig: Er hatte sich von dem Schloss mehr erhofft und fühlt sich nun enttäuscht. In seiner Fantasie liefern sich hier Ritter heftige Schlachten. Na ja, dafür ist der Blick von der Burg hinunter auf die Stadt sehenswert. Axana und Nepomuck laufen voraus.
Im Souvenirshop traut die Verkäuferin ihren Augen nicht: Was für ein seltsames Kind hat diese Familie da bei sich? Drei der Kinder sehen ja ganz normal aus – aber das kleinste mit dieser langen, spitzen Nase und diesen unglaublich großen Lauschlöffeln! Noch dazu ist es barfüßig! Und als Nepomuck seine Hand ausstreckt, erkennt die Frau entsetzt, dass diese nur vier Finger hat!
„He! Schaut mal, der sieht ja aus wie ich!“, ruft der merkwürdige Winzling aufgeregt und hält auch schon die Figur in der Hand.
„Das ist ein Kobold“, erklärt ihm die Verkäuferin – und dann weiten sich ihre Augen. Nein! Das kann doch nicht sein! Ihr Blick wandert von der Figur zu Nepomuck und wieder zurück.
„Das bist ja wirklich du!“ Axana lacht. Dort stehen noch weitere solcher Figuren, aber die sehen etwas anders aus. Diese hier ist ein richtiger Miniatur- Nepomuck!
Der Kobold positioniert sich neben das Regal, die kleine Figur stolz vor sich haltend, und Axana schießt ein Foto.
„Damit du beweisen kannst, wie bekannt du schon über alle Grenzen hinaus bist“, lächelt sie. „Ha! Ich bin der König der Kobolde!“, erklärt Nepomuck. Axana kann nicht anders – und kauft die Figur.
„Die ist für Nepomuck“, beruhigt sie ihren Vater, der entnervt die Augen verdreht.
Allmählich wird es Zeit für den Abstieg, damit man den Zug nach Hause noch erreicht. Unterwegs gesellt sich Oma wieder zu ihnen. Erschöpft lässt Vater sich im Zugabteil auf den Sitz neben dem Koboldjungen fallen.
„He! Mein Schneeball!“, kreischt Nepomuck empört. Vater springt wie von der Tarantel gestochen auf und hält dem Kobold eine plattgesessene Tüte entgegen. Aber den geplätteten Inhalt möchte der nun doch nicht mehr essen. Schade um das leckere Gebäckstück! Überhaupt ist die Stimmung nun trüb: Bald wird Nepomuck weiterziehen. Ihr Freund hat nämlich eine weite Reise vor sich. Axana schaut traurig vor sich hin, denn sie hat den kleinen Kerl ganz besonders ins Herz geschlossen.
„Weißt du was?“, kräht es da in ihr Ohr, „Ich werde dir die Koboldfigur hierlassen, sie soll mich würdig vertreten, wenn ich fort bin!“ Und schon findet Axana das kleine Paket in ihrer Hand.
Oma murmelt etwas wie: „Davor möge uns der Himmel bewahren“, und Axana bemerkt: „Aber dann hast du sie ja nicht mehr.“
„Mir genügt das Foto als Beweis“, grinst Nepomuck großzügig und zeigt dabei seine spitzen Zähne. Ein wahrer Koboldkönig eben.
©byChristine Erdic
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Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
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