Lieben Sie schaurige Geschichten? Dann ist dies für Sie die richtige Lektüre zur Walpurgisnacht und fast so spannend wie ein Besenritt zum Brocken!
Unheimliche Geschichten
Aberglauben hatte stets seinen festen Platz in der menschlichen Gesellschaft. Tief verwurzelt scheint die Angst vor schwarzen Katzen, die von links unseren Weg überqueren, der Zahl 13 sowie Freitag dem Dreizehnten zu sein. Ebenso soll es Unglück bringen, unter einer Leiter hindurchzugehen oder einen Spiegel zu zerbrechen. Daher ist es also kein Zufall, dass dieses Buch genau 13 unheimliche Geschichten, eine schwarze Katze und einen Spiegel enthält. Wirken Flüche wirklich oder nur, wenn man an sie glaubt? Existieren Aliens und Zeittore ausschließlich in unserer Fantasie? Was ist möglich oder unmöglich, Wahrheit oder Fiction? Das müssen Sie, lieber Leser und liebe Leserin, selbst herausfinden. Doch Vorsicht! Verlieren Sie sich nicht zwischen den Zeilen dieses Buches.
ISBN-13: 978-1093338331
Auch als E-Book erhältlich!
Leseprobe aus dem Buch
Die verborgene Tür
„Wenn im Haus noch jemand wohnt, hat er uns spätestens jetzt gehört“, stellte Melanie beunruhigt fest und sah sich nach allen Seiten um.
„Wen erwartest du denn? Einen Kobold oder gar einen Troll? Oder doch einen Geist?“, feixte Sven. Janina sah ihn warnend an.
„Damit macht man keine Scherze. Lasst uns lieber nachsehen, was in dem alten Schrank dort hinten ist.“ Bis auf einen Holztisch und einen Schaukelstuhl war der Raum leer. Sven saß bereits in letzterem und schaukelte mit dem knarrenden Möbelstück hin und her. Jetzt war er als erster am Schrank.
„Brotkrümel, kleine schwarze Kügelchen, ein altes Buch, Spinnenweben und jede Menge Staub“, verkündete er von drinnen.
„Mach mal Platz! Igitt, die Kügelchen sind Mäuseköttel!“ Janina drängte sich neben den Bruder.
„Wo ist denn dann die Maus?“ Forschend und auf allen Vieren untersuchte Sven den Boden.
„Da ist eine Falltür oder sowas“, verkündete er plötzlich.
„Cool!“
„Sie hat einen Ring!“ Mit vereinten Kräften zogen die zwei daran. Ein knarzendes Geräusch ertönte. Melanie, die bisher abwartend vor dem Schrank gestanden hatte, steckte neugierig den Kopf hinein und sah gerade noch, wie ihre Geschwister mit einem Schrei direkt vor ihren Augen in der Tiefe verschwanden. Fassungslos sah sie in ein viereckiges schwarzes Loch. Was sollte sie nun tun? Nach Hause laufen und die Eltern benachrichtigen?
„Meli, komm runter! Worauf wartest du noch?!“, kam es dumpf wie aus weiter Ferne. Mit zitternden Händen griff sie nach dem angestaubten Buch und ließ sich langsam durch die Öffnung in das dunkle Nichts gleiten.
Zwei Augenpaare sahen ihr erwartungsvoll entgegen.
„Aber …“ Janina nickte.
„Wir sind immer noch in dem Schrank.“
„Wie ist das möglich? Wir sind doch durch die Öffnung gefallen!“ Sven schüttelte benommen den Kopf.
„Ruhig, hört doch mal! Was ist das?“ Mit weit aufgerissenen Augen sah Melanie ihren Bruder an. Ja, jetzt hörten sie es auch! Wütendes Geschrei drang durch das offene Fenster und noch etwas anderes … Langsam schlichen sie aus dem Zimmer und durch den langen Flur bis zur Eingangstür.
Das Schauspiel, das sich ihnen bot, war alles andere als schön zu nennen. Es war inzwischen dunkel, doch der Himmel war sonderbar erhellt durch ein riesiges Feuer, um das grölende Menschen in seltsamer Kleidung herumstanden. In der Mitte der Flammen befand sich ein Pfahl, an den eine Frau angebunden war, die sich schreiend vor Schmerzen wand. Die Luft war von bestialischem Gestank erfüllt. Jetzt jubelten die Zuschauer zu allem Überfluss auch noch.
„Wo sind wir hier? Ist das die Hölle?“ Sven zitterte am ganzen Körper, und Melanie musste sich übergeben. Auch Janina war totenbleich.
„Das ist eine Hexenverbrennung“, flüsterte sie.
„Aber … wie? In der heutigen Zeit?“ Melanie trat wieder zu ihnen. Ihre Stimme klang brüchig:
„Wir sind nicht in der heutigen Zeit. Wir befinden uns im finstersten Mittelalter. Seht euch doch mal die Kleidung der Leute dort an.“ Ihr Zwilling legte beschwörend den Finger an die Lippen.
„Pssst …“
„Bei dem Lärm hört uns kein Mensch“, beruhigte Sven. Janina riss ihrer Schwester das Buch aus der Hand und blätterte hektisch darin herum. „Ein Buch der Schatten. Wenn die uns damit erwischen, sind wir geliefert. Warum hast du das mitgenommen?“
„Was ist ein Buch der Schatten?“, fragte Sven.
„Ein Buch mit Zaubersprüchen. Hexen besitzen so etwas“, erklärte Janina.
„Meli?“
„Ich weiß es nicht“, Melanie sah zu Boden.
„Wir lassen es verschwinden.“
„Besser, wir verduften selbst von hier – und zwar schnell!“
„Ach, weglaufen wollt ihr also! Ihr seid doch gerade eben aus diesem Haus gekommen …“ Janina fühlte eine derbe Hand in ihrem Nacken. Erbarmungslos wurde sie vorwärts gestoßen, genau auf die Menschenmenge und das noch immer lodernde Feuer zu. Eine Gestalt mit Kapuze und Umhang betrachtete sie schweigend.
„Sollen wir sie gleich den Flammen übergeben?“, fragte der andere. „Nicht ohne Gerichtsverhandlung“, entgegnete der Kapuzenmann. Die Hand lockerte sich etwas.
„Wie Ihr meint. Sie ist garantiert eine von denen. Betrachtet nur einmal ihr rotes Haar!“ Ungeduldig zuckte er mit den Schultern und schob Janina vor sich her – fort vom Feuer.
„Das ist ein Albtraum. Ich muss aufwachen. Das kann einfach nicht wahr sein“, dachte die verstört.
©byChristine Erdic
Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Christine Erdic
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