So. Okt 6th, 2024

Im Dezember 2015 meldeten amerikanische Medien, dass der Footballspieler Peyton Manning mit Somatropin (HGH) gedopt hat. Der vormalige Quarterback der Denver Broncos widersprach den Anschuldigungen, doch ein hieb- und stichfester Gegenbeweis fehlt bis heute. Die Bezichtigung des Hormonmissbrauchs markiert den Endpunkt einer vielversprechenden Karriere. Das angenommene Motiv klingt schlüssig: Das »Human Growth Hormone« beschleunigt nach Verletzungen die Heilung. In der Tat hatte der Athlet kurz zuvor eine Blessur am Hals erlitten. Experten gehen im professionellen und semiprofessionellen Sport von einer hohen Dunkelziffer aus, da die gängigen Testverfahren zu ungenau sind. Im öffentlichen Diskurs wird oftmals übersehen, dass HGH ein Medikament ist, das der Verschreibungspflicht unterliegt. Es ist von grundlegender Bedeutung für alle naturgegebenen Wachstumsprozesse. Ist die endogene Produktion zu niedrig, kann eine Hormonersatztherapie Abhilfe schaffen.

Immer zur Schlafenszeit wird die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) aktiv. Dieses nur kirschgroße Organ an der Schädelbasis regelt komplexe hormonelle Funktionen. Eine der bedeutsamsten Aufgaben der Drüse ist die Bereitstellung von HGH. Das ist eine Substanz, die aus 191 Aminosäuren besteht und in ihrer Grundstruktur an eine Kette erinnert. Über den Blutkreislauf finden die Hormone ihren Weg zu den passenden Andockstellen an verschiedenen Körperzellen. So binden sie beispielsweise an Fettzellen und weisen sie an, ihr Volumen zu verringern. An anderer Stelle, in der Leber, regen sie die Ausschüttung eines spezifischen Wachstumsfaktors an (IGF-1), der für die gebührende Ausformung von Skelettknochen, Knorpelmasse und Muskulatur benötigt wird. Den maximalen Somatropinwert erreicht der Organismus in der Pubertät. Im Erwachsenenalter sinken die Werte merklich ab.

Bis Mitte der 1980er-Jahre gewann man Somatropin aus den Hirnanhangsdrüsen verstorbener Menschen. Aufgrund der Risiken (Übertragung von Krankheiten) suchten Forscher fieberhaft nach anderen Methoden. 1985 gelang es zum ersten Mal, das Hormon in gentechnisch modifizierten Bakterien heranzuzüchten. Dieses Verfahren wird bis heute genutzt. Das Ziel der medizinischen Hormonersatztherapie ist es, das HGH-Niveau behutsam zu heben, bis es dem einer gesundheitlich unbeeinträchtigten Person entspricht. Dabei ist viel Fingerspitzengefühl nötig. Wird die verträgliche Dosis überschritten, drohen teils lebensbedrohliche Nebenwirkungen. Nur wenn die Werte im Idealbereich liegen, sind positive Effekte zu erwarten.

Um den HGH-Spiegel ohne pharmakologische Unterstützung zu erhöhen, gibt es mehrere Methoden. Ein zuverlässiger Hormonschub ist durch Ausdauertraining zu gewinnen. Der Schlüssel zum Erfolg ist gnadenloses Auspowern im Bereich der aeroben Schwelle, und das zweimal wöchentlich. Ebenso ist eine Verbesserung der Hormonsituation durch intensives Krafttraining zu erzielen. Das Gewicht ist so zu wählen, dass pro Satz maximal acht Wiederholungen ausführbar sind. Von immenser Bedeutung für die Hormonausschüttung ist ein geruhsamer Schlaf: Wer zuwenig oder zu unruhig schläft, hindert die Hypophyse an der Ausübung ihres Jobs. Zuletzt einer der Schlüsselfaktoren: die Nahrung. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Eiweiß und Vitaminen regt die Tätigkeit der für die Hormonbereitstellung zuständigen Organe an und macht gleichzeitig vital und schlank.

Trotz allem empfinden einige Athleten die herkömmlichen Methoden zur HGH-Steigerung als unbefriedigend und greifen statt dessen zu pharmakologischer Unterstützung. Es ist zu empfehlen, die Durchführung eines derartigen Vorhabens durch die Begleitung eines kundigen Facharztes abzusichern. Ein Arzt darf keine Dopingpräparate verordnen. Zu diesem Zweck gibt es viele Websites, wo man (ordnungswidrig) Präparate wie HGH bestellen kann. Doch im Hinblick auf die Risiken ist die lückenlose Beobachtung des Gesundheitszustandes nötig.

Weiterführende Informationen:
Strasburger, Christian J.; Jaursch-Hancke, Cornelia; Kann, Peter Herbert; Klingmüller, Dietrich; Plöckinger, Ursula; Petersenn, Stephan; Quabbe, Hans-Jürgen: Missbräuchlicher Einsatz von humanem Wachstumshormon in der Anti-Aging-Medizin. Dtsch Arztebl 2002; 99(47): A-3177 / B-2682 / C-2497. http://www.aerzteblatt.de/archiv/34569

Qamar van Agthoven
Lucineh Erickson GmbH

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