Osnabrück (ots) –
IfW-Chef wirft Bundesregierung Versäumnisse in Corona-Pandemie vor
Felbermayr: Für die harten Einschränkungen war die Datenbasis nicht breit genug
Osnabrück. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, hat der Bundesregierung schwere Fehler beim Umgang mit der Corona-Krise vorgeworfen. So habe der Bund im Gegensatz zur schleswig-holsteinischen Landesregierung nur wenige Experten hinzugezogen und dabei die medizinische Perspektive in den Vordergrund gestellt. “Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass die Pandemie nicht nur medizinische Folgen hat”, erklärte Felbermayr im Interview mit der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Auch wirtschaftliche Notlagen würden Menschen krank machen. “Dass derzeit die Kinder, die Bildung am dringendsten bräuchten, die größten Rückstände aufbauen, ist auch kein Geheimnis”, betonte der Wirtschaftsforscher. Die Bundesregierung hätte sich aus seiner Sicht auf einer breiteren Datenbasis absichern müssen, bevor sie teils recht harte Einschränkungen erlassen habe.
Zudem bilanzierte Felbermayr, dass der Bundestagswahlkampf die Pandemiebekämpfung massiv beeinflusst habe. So seien die Unternehmenshilfen aus politischem Kalkül im falschen Ministerium verortet worden. Das Finanzministerium habe Zugriff auf die Finanzämter, wo vieles administrativ besser hätte gesteuert werden können, so Felbermayr. “Aber Herr Scholz hat als Finanzminister den Schwarzen Peter dem Herrn Altmaier und seinem Wirtschaftsministerium zugeschoben.”
Felbermayr ist seit dem 1. März 2019 IfW-Präsident. Zum 1. Oktober wechselt er in gleicher Funktion an das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung.
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