Do. Sep 19th, 2024

Sonne, Strand und orientalische Basare. Das Leben kann so erfrischend anders sein! Eine Biografie, ehrlich geschrieben mit Höhen und Tiefen.

 

Endstation Anatolien

Auswandern? Mit fast vierzig Jahren und zwei schulpflichtigen Töchtern? Und noch dazu in den Orient? Christine Erdic hat es gewagt! Das Morgenland lockt mit bunten Basaren, leuchtenden Farben, einem unvergleichlich blauen Himmel und geheimnisvollen mondbeschienenen Nächten. Doch wie ist das wirkliche Leben hinter dem Schleier der Illusionen? Ein Buch, das das Leben schrieb!

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3752897111

 

Leseprobe
Auf dem Basar
Ich stehe und staune über das bunte Treiben auf dem Basar. Das hier kann man nicht mit einem Einkaufsbummel in Deutschland vergleichen. Hier ist alles ganz anders! Fasziniert tauche ich in eine mir eigentlich völlig fremde Welt ein, die mir doch sogleich vertraut ist. Der Orient hat mich in seinen Bann geschlagen – mich aufgesogen, bis ich ein Teil von ihm wurde. Gierig nehme ich die verschiedenen Gerüche auf. Vor dem kleinen Laden baumeln getrocknete Auberginen und leuchtend rote Peperoni von der Decke – der Duft von Oregano mischt sich mit einem anderen – undefinierbaren. Von irgendwoher weht Kaffeegeruch herüber, der bekannte türkische Mokka, der in kleinen Tassen serviert wird und immer jede Menge Satz hinterlässt. Man dreht die Tasse geschickt um, indem man sie mit der Untertasse verschlossen hält. Es findet sich fast immer jemand, der aus dem Kaffeesatz zu lesen vermag.
Nebenan hängen vornehmlich in Rot und Gelb gehaltene Folklorekostüme, die vor allem Kinder bei Aufführungen und Volkstänzen zur Schau tragen. Eine nostalgische Erinnerung an längst vergangene Zeiten und das Osmanische Reich. Ich schlendere weiter. Hier in der Nebengasse des Basars von Kemeraltı ist das Gewühl nicht ganz so groß. Mein Ziel ist die alte Karawanserei, in der früher die Karawanen mit ihren Kamelen Rast gemacht haben. Heute sind kleine Geschäfte in den historischen Gemäuern untergebracht: Teppiche, Silberschmuck, Lederartikel, Keramik, Wasserpfeifen für die Touristen und noch so allerlei andere Geschenkartikel. Ich habe meine bestimmten Anlaufziele. In einem Silberladen bekomme ich erstmal einen Apfeltee angeboten, ich bin dort Stammkundin. Vielleicht kaufe ich heute ein paar Ohrringe, vielleicht tauschen wir uns nur aus. Die Ladenbesitzerin stammt aus Diyarbakır im Südosten des Landes. In einem ihrer Regale steht ihr Glücksbringer: ein Kobold aus Norwegen, das Geschenk einer zufriedenen Kundin aus Skandinavien. Die Karawanserei umrundet mit zwei Stockwerken einen großen Platz, auf dem man türkischen Kaffee, Tee oder köstliche hausgemachte Limonade trinken kann. Wer einen Cappuccino bevorzugt, ist in der Gasse rechts neben dem Gebäude bestens aufgehoben. Hier reiht sich ein Café neben das andere. Man sitzt wahlweise drinnen in orientalischem Flair oder draußen auf mit Kelims und Kissen geschmückten Bänken. Hinter der Karawanserei werden Fleischspezialitäten, unter anderem auch Döner angeboten.
Ich lasse mir zwei Dönertaschen für zu Hause einpacken und schlendere nachdenklich Richtung U-Bahnstation. Man ist bemüht, die alten Häuser von Kemeraltı zu erhalten. Überall wird restauriert und verschönert. Viel zu lange wurde in anderen Vierteln abgerissen und neu gebaut. Hohe Häuser verschandeln die Uferpromenade, wo einst alte griechische Villen standen. Natürlich, die Stadt ist gewachsen, noch immer strömen Menschen aus dem ganzen Land in die Viermillionen-Metropole. Im Stadtteil Bayraklı entsteht – von vielen bestaunt – das Manhattan Izmirs: hohe Gebäudekomplexe mit viel Glas und Luxus, oftmals sogar mit eigenen Einkaufszentren. Ich hingegen freue mich über jedes unter Denkmalschutz stehende Haus.
In Çeşme wurden zu meiner Freude die Deckenmalereien einer alten griechischen Kapelle teilweise aufgefrischt. Hier kommt, denke ich, teils die Künstlerin, teils die Europäerin in mir zum Vorschein. Oder ist es nur die Faszination am altertümlichen Flair?
In Alaçatı entstanden ganze Neubausiedlungen mit Einfamilienhäusern im historisch eigenen Baustil. Der Ort zieht heute Künstler, reiche Geschäftsleute und Intellektuelle an. Abends kann man selbst im Winter kaum einen Fuß vor den anderen setzen – so überfüllt ist die Hauptgasse des ehemaligen griechischen Dorfes. Leider hat das überteuerte Preise nach sich gezogen. Weiter hinten findet man jedoch ruhige alte Gassen, die – noch – vom Massentourismus verschont blieben. Besonders sehenswert ist der große Kleider-, Obst- und Gemüsemarkt, der jeden Samstag in Alaçatı stattfindet …

 

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©byChristine Erdic

 

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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.

Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/

https://literatur-reisetipps.blogspot.com/

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