Die bundesdeutsche Wirtschaft ächzt unter der Corona-Pandemie. Wie schwer die Industrie leidet und welche Hilfen sinnvoll sind, erklärt Josip Heit, Vorstandsvorsitzender der GSB Gold Standard Banking Corporation AG, mit Sitz in Hamburg, in einem aktuellen Interview.
Herr Heit, wie hart erwarten Sie trifft die Corona-Krise die deutsche Industrie bisher?
Wissen Sie, aus Arbeitgebersicht ist dazu folgendes zu sagen, der Arbeitgeberverband hat eine Umfrage unter den Mitgliedern durchgeführt. Praktisch alle der 150 Betriebe, welche geantwortet haben, befürchten massiv negative Auswirkungen, wobei sogar 49 Prozent “starke negative Auswirkungen” erwarten. Etwa die Hälfte der Unternehmen setzt schon Kurzarbeit ein, hier ist die Tendenz sogar stark steigend. Besonders Regionen mit hohem Industrialisierungsgrad sind hier stark betroffen, da dieser Sektor schon im zweiten Halbjahr 2019 stark gelitten hat. Als Investitionsunternehmen sehen wir durch den temporären Produktionsstopp bei einigen großen Automobilzulieferern nahezu flächendeckende Kurzarbeit genauer gesagt sogar Schließungen, mit Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt.
Herr Heit, gibt es hier unter Umständen Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen der Industrie?
Ja, diese gibt es. Die Automobilzulieferer sind überaus massiv betroffen, insbesondere Unternehmen mit vielen internationalen Geschäftsbeziehungen. Dabei sind zahlreich grenzüberschreitende Lieferketten sogar kurzfristig zusammengebrochen. Außerdem ist zu erwarten, dass der Endkunde in der aufziehend massiven Rezession, ohne steuerliche Anreize, sein Geld festhält und neue Investitionen vermeiden könnte. Auch haben kleine Betriebe andere Probleme als große Unternehmen, diesen fehlen häufig einfach die personellen Ressourcen, um Kredite oder sonstige Unterstützung zu beantragen.
Herr Heit, Sie haben selbst starke Bindungen im Luxussegment des Tourismus, was erwarten Sie als Auswirkung für diesen Sektor, durch das Coronavirus?
Nun dies ist täglich zu spüren, die Reisewirtschaft, das Gastgewerbe und der Einzelhandel sind aufgrund der derzeitigen Regelungen in weiten Teilen von einem Stillstand ihrer geschäftlichen Tätigkeit betroffen. Das führt häufig zu massiven Liquiditätsengpässen, unter anderem aufgrund von Stornierungen von Aufträgen durch Privatreisende und Unternehmen. Die US-Autovermietung Hertz Global, um nur ein Beispiel zu nennen, entlässt etwa 10.000 Mitarbeiter in ihrem Nordamerika-Geschäft. Wie der Rest des globalen Reisesektors kam auch der Einbruch durch COVID-19 bei Hertz plötzlich und die Umkehrung der Kundennachfrage war erheblich, die Folge sind Entlassungen.
Herr Heit, sehen Sie Problem im Gesundheitswesen und was können Unternehmen in der Corona-Krise tun?
Nun wie Sie wissen, sind die Spendenbereitschaft in Zeiten der Stagnation und Rezession massiv ab, darunter leiden oft die Schwächsten der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund, habe ich als Vorstandsvorsitzender der GSB Gold Standard Banking Corporation AG, die Anweisung erteilt, 95.000 Euro an Behinderte und Kirchen zu spenden, was wir zum Osterfest 2020 als Konzern getan haben. Besondere die Gesundheitswirtschaft plagen unterdessen zudem massive Sorgen, und zwar wegen fehlender Produkte wie Schutzmasken und Desinfektionsmittel, welche unter anderem auf Engpässe in der Produktion und Logistik zurückzuführen sind. Auch hier haben wir als Unternehmen reagiert versuchen unsere Partner und andere Unternehmen mit FFP3-Masken und Desinfektionsmittel zu unterstützen.
Herr Heit, wie sehen Sie die Zukunft?
Auf die teilweise massiv zu verzeichnenden Umsatzeinbrüche müssten die Unternehmen reagieren, wir als Unternehmen stellen aktuell fest, dass deutsche Unternehmen so lange wie möglich von Entlassungen absehen wollen. Ob das so bleibt, hängt stark davon ab, wie lange die Corona-Pandemie noch andauern wird. Bei den Spritpreisen ist in der Bundesrepublik Deutschland der aktuelle Öl-Preissturz der letzten Tage noch nicht zu spüren. Doch die Heizölpreise sind angesichts der Turbulenzen am Ölmarkt stark gefallen, wobei die Signale auf einen weiteren Preissturz hindeuten.
Wie auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, warne auch ich vor schnellen Lockerungen, den bevor sich die Bundesbürger in falscher Sicherheit wiegen, muss man auch immer eine mögliche zweite Infektionswelle in Betracht ziehen, welche mit voller Wucht zuschlagen könnte. Feststeht aber auch, die Politik ist gefragt, ein zu langer Shutdown, kann und wird die deutsche Wirtschaft auf viele Jahre schädigen.
Abschließend würde ich sagen, eines ist besonders wichtig – Solidarität, vor allem um in akuten Notlagen zu helfen. Aber, es ist nicht nur Solidarität welche gefragt ist, jetzt geht es um viel mehr, nämlich darum, dafür zu sorgen, dass alle EU-Mitgliedsstaaten die gleiche Chance haben, aus dieser dramatischen Krise zu kommen. Die Europäische Union krankt nicht an zu wenig Solidarität. Sondern daran, dass die strukturelle Ungleichheit unter den Mitgliedsstaaten wächst.
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