Stuttgart, 15. Oktober 2019 – 7.125 werdende Mütter haben im vergangenen Jahr in Württemberg eine Schwangerschaftsberatung der Caritas oder beim Sozialdienst Katholischer Frauen aufgesucht. In den insgesamt 19.400 Beratungsgesprächen thematisierten mehr als 70 Prozent der Frauen ihre schlechte finanzielle Situation. Rund drei Viertel verfügten über kein eigenes Erwerbseinkommen. Viele sind in unsicheren Arbeitsverhältnissen im Niedriglohnbereich beschäftigt. Dabei beobachten die Beraterinnen und Berater, dass gerade während der Schwangerschaft das Gefühl, finanziell nicht abgesichert zu sein und um die Grundversorgung kämpfen zu müssen, eine hohe Belastung darstellt.
“Haben die Frauen und Paare finanziell keinen sicheren Rückhalt, entstehen Zukunftsängste”, so Birgit Wypior, Referentin beim Caritasverband Rottenburg-Stuttgart. “Gerade in der Schwangerschaft wird dies zum hohen Stressfaktor, der sich auch auf das Kind übertragen oder eine positive Wahrnehmung des Kindes belasten kann.” Eine sichere Eltern-Kind-Bindung sei wiederum die Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung des Kindes, so Wypior.
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Berichte der einzelnen Beratungsstellen, dass Frauen und Paare mit der komplexen Antragstellung vor allem von Elterngeld überfordert sind. Dasselbe gilt für den Kinderzuschlag, Arbeitslosengeld oder Wohngeld. Die Abläufe in den Behörden sind für sie vielmals nicht nachvollziehbar. Anträge werden aus Angst, etwas falsch zu machen, nicht gestellt. Haben die Frauen ein schwankendes Erwerbseinkommen, muss die Höhe der Hartz-IV-Leistungen, die sie als aufstockende Hilfen beziehen, immer wieder neu berechnet werden. Bis alle Nachweise erbracht sind und die Leistungen bewilligt und ausbezahlt werden, vergeht Zeit, so dass sich Familien plötzlich am Rande der Existenz befinden. Da familienpolitische Leistungen wie das Kindergeld auf den HartzIV-Regelsatz angerechnet wird, ist der finanziellen Spielraum zudem sehr begrenzt.
“Alleinerziehende Frauen unterliegen einem besonders hohem Armutsrisiko”, betont Caritasdirektorin Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock. Um die finanzielle Sicherheit von Allerziehenden sowie von jungen Familien zu stärken, muss aus Sicht des Caritasverbandes der Zugang zu familienfördern, den Leistungen dringend vereinfacht werden. “Eine Zusammenführung der Leistungen für Familien in Form einer Kindergrundsicherung könnte ein wichtiger Schritt sein, mit dem sich auch Zahlungsverzüge vermeiden ließen”, so die Caritasdirektorin. Den Familien bliebe der Gang zu vielen Ämtern erspart und die Gefahr, in Armut zu rutschen, wäre deutlich geringer. “Familien würden mit der Kindergrundsicherung etwas besser über die Runden kommen.”
In der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind 55 Beraterinnen und Berater in der katholischen Schwangerschaftsberatung (KSB) in knapp 35 Vollzeitstellen tätig. Sie beraten und begleiten Frauen und Paare an 33 Standorten. Die Beratungsstellen sind in Trägerschaft des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Sozialdienstes katholischer Frauen. Sie sind Anlaufstelle bei Fragen der Sexualaufklärung und Familienplanung sowie bei allen Fragen zur Schwangerschaft. Sie begleiten junge Eltern im Übergang von der Paarbeziehung zur Elternschaft. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren über familienfördernde Leistungen und vermitteln bei Bedarf finanzielle Hilfen.
Insbesondere durch die Bundesstiftung “Mutter und Kind”, dem Bischöflichen Hilfsfonds und weite-rer kirchlichen und kommunalen Mittel haben die Beratungsstellen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in 2018 finanzielle Hilfen in Höhe von fast 3 Mio. Euro vermittelt.
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Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
Eva-Maria Bolay
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