So. Aug 4th, 2024

Obwohl sich immer mehr Menschen ehrenamtlich engagieren, bleiben in vielen Vereinen und Verbänden wichtige Posten unbesetzt. Für die Vereinsverwaltung interessiert sich kaum noch jemand. Warum ist das so?
Sie trainieren Kinder und Jugendliche, löschen Feuer, verteilen Essen und Kleidung an Hilfsbedürftige, schlichten Streit, schützen Tiere und Umwelt. Das Ehrenamt boomt. Für die inzwischen mehr als 600.000 eingetragenen Vereine in Deutschland sind die ehrenamtlich Tätigen die große und stützende Säule. Anders gesagt: Ohne sie ginge gar nichts.
Je nach Definition engagieren sich heute 40 bis 45 Prozent der Deutschen ehrenamtlich, das sind rund zehn Prozent mehr als vor 15 Jahren, wie die Bundesregierung in einem Artikel vom Februar dieses Jahres schreibt. Eine schöne Entwicklung, deren Hintergründe vielfach beleuchtet werden.
Das Statistik-Portal “Statista”, das Allensbacher Institut für Demoskopie, das Bundesministerium für Familie interessieren sich gleichsam für die Hintergründe des gestiegenen Interesses auch vieler junger Menschen am ehrenamtlichen Engagement. Sie kommen zusammenfassend zu ganz ähnlichen Ergebnissen: Wer seine Freizeit freiwillig und unbezahlt für die Interessen seines Vereins zur Verfügung stellt, erwartet sich hiervon einen individuellen und persönlichen Nutzen.
Der “Spaß an der Tätigkeit” führt die Liste der häufigsten Motive an, es folgen “nette Leute kennenlernen”, die “Gemeinschaft und Umwelt mitgestalten”, “den eigenen Horizont erweitern”, “neue Kenntnisse erwerben”, die auch für die berufliche Zukunft von Nutzen sein können.
Die Motive des Ehrenamts implizieren einen gemeinsamen Nenner: Wer im Ehrenamt arbeitet, zeigt dies einer mehr oder weniger großen Öffentlichkeit. “Tue Gutes und rede darüber”, könnte man zusammenfassen.
Hieran gibt es nichts zu kritisieren: Seit Facebook, WhatsApp und Social Media hat die Veröffentlichung persönlicher Aktivitäten einen neuen Stellenwert und wer Gutes tut, zeigt es eben.
Kehren wir zum gestiegenen Interesse an ehrenamtlichen Tätigkeiten zurück und betrachten den Umkehrschluss dieser Entwicklung: Im “stillen Kämmerlein” Verwaltungsarbeiten für den Verein zu übernehmen wird zunehmend unattraktiv. Zu kompliziert, zu aufwändig, zu groß das Risiko, Fehler zu machen, die dem Verein schaden könnten. Zudem werden die häufigsten Motive Spaß und nette Leute kennenlernen durch Verwaltungstätigkeiten eher nicht befriedigt und für eine öffentlichkeitswirksame Eigenwerbung ist diese Arbeit auch nicht wirklich geeignet.
Um eine Vereinsverwaltung zu realisieren, die die Vereinsmitglieder und die Satzung, das Finanzamt und den Gesetzgeber gleichermaßen zufriedenstellt, müssen die Vorstände von Vereinen und Verbänden zukünftig vermutlich neue Wege gehen.

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Andreas Twinkler

Von prgateway

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