Osnabrück (ots) –
Klimaökonom Edenhofer fordert City-Maut und Abschaffung von Diesel-Subventionen
PIK-Direktor: Ampel muss Verkehr durch Energiesteuerreform klimafit machen – “Gebäude- und Stromsektor müssen schneller CO2 einsparen”
Osnabrück. Der führende Klimaökonom Ottmar Edenhofer fordert von den Ampel-Verhandlern die Einführung einer City-Maut und die Abschaffung von “kontraproduktiven” Subventionen für Diesel oder Kerosin, um mehr CO2 im Verkehrsbereich einzusparen. “Es braucht Instrumente wie eine City-Maut, um klimaschädliche Staus in Städten zu vermeiden und neue Einnahmen zu generieren”, sagte der Präsident des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Interview mit der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ). “London macht das seit Langem vor, München, Hamburg und Berlin müssen schleunigst nachziehen. Hier sollte die Koalition die Weichen stellen.” Das Diesel-Privileg müsse “definitiv fallen”, ergänzte der Wissenschaftler, und “es braucht auch keine Förderung für Hybrid-Wagen, deren Klimabilanz fragwürdig ist”.
Edenhofer ermutigte SPD, Grüne und FDP zu einem “großen Wurf”: “Die Ampel sollte die Kraft für eine Energiesteuerreform aufbringen”, um den Verkehrssektor klimafit zu machen. “Zum Finanzminister fließen jährlich 40 Milliarden Euro an Energiesteuern. Je mehr E-Autos auf den Straßen fahren, je weniger Geld kommt rein. Das muss man auffangen, zum Beispiel, indem man kontraproduktive Subventionen streicht und so gleich auch den Umbau beschleunigt.” Auch eine City-Maut müsse Teil der Reform werden.
Allerdings werde im Verkehrssektor selbst dann nicht so viel CO2 reduziert werden können, wie im Klimaschutzgesetz der scheidenden Regierung vorgegeben. “Die Einsparungen, die wir im Verkehr bis 2030 noch nicht schaffen, müssen die Sektoren Gebäude und Strom zusätzlich erbringen, damit es unterm Strich reicht. Denn runter müssen die Emissionen natürlich, und zwar rasch”, sagte Edenhofer, deswegen müssten die bestehenden Sektorziele flexibler gemacht werden. “Hier sehe ich eine ganz zentrale Herausforderung für die Koalitionsverhandlungen, um das Gesamtziel zu schaffen. Denn es ist möglich, bei Gebäuden und im Energiebereich schneller CO2 einzusparen.”