Sa. Nov 2nd, 2024

Frankfurt, 17. November 2016 – Air Berlin im Trudeln, Lufthansa und Germanwings im Preis- und Arbeitskampf, TUIfly und Condor auf der Suche nach Partnerschaften – die deutsche Luftfahrtindustrie steckt in einer schweren Krise. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vieles deutet auf eine weitere Konsolidierung im Markt hin, mit entsprechenden Auswirkungen auf Airlineindustrie und Verbraucher. Ralf Teckentrup, Sprecher der Geschäftsführung von Condor und einer der Redner auf dem Aviation Symposium des Travel Industry Club (TIC), das am 24. November in Frankfurt stattfindet, warnt: “Konsolidierung führt letztlich zu einem Preisanstieg. Das heißt, Reisen wird teurer.” Für Airlines, die daran teilhaben könnten, bedeute dies aber auch, dass sie von der Konsolidierung profitieren würden.

Zuvor jedoch wird sich die gegenläufige Entwicklung weiter verschärfen. Davon geht zumindest Ulrich Schulte-Strathaus aus, Geschäftsführer der Beratungsfirma Aviation Strategy & Concepts und ebenfalls Redner auf dem Aviation Symposium. Aktuell, so Schulte-Strathaus, sei die Angebots-Überkapazität “schon als dramatisch einzustufen”. Sie drücke heftig auf die Preisniveaus und würde weitere Akquisitionen fördern. “Ich denke, dass das kurzfristig zu Wachstumsschüben in der Touristik und der Reiseindustrie führen wird”, so der Berater. Mittelfristig aber würde die Konzentration des Angebots wohl zunehmen, glaubt auch Schulte-Strathaus.

Dabei bleibt den Airlines nicht mehr viel Zeit, sich auf den Strukturwandel einzustellen. “Die Weichen sind gestellt, das Zeitfenster schließt sich”, sagt Schulte-Strathaus. Wer jetzt noch keine strukturellen Kostensenkungen eingeleitet habe, seine Strategie den Realitäten nicht angepasst hätte und trotz niedriger Kerosinpreise und steigender Nachfrage keine guten Margen erwirtschafte, habe Chancen nicht genutzt. “Das jetzt zu beginnen, ist zu spät”, sagt der Berater.

Ralf Teckentrup sieht die Gründe für die deutsche Airlinekrise allerdings weniger bei den Konzernen selbst, als vielmehr bei der Politik. Er fordert für das Überleben deutscher Airlines: “Die Abschaffung der Luftverkehrsteuer, Senkung der Infrastrukturkosten sowie ein nationales Luftverkehrskonzept, das die Betriebszeiten der Flughäfen im Sinne eines sinnvolles Ausgleichs berücksichtigt.” Darüber hinaus, so Teckentrup, brauche es eine klare Regelung, die dazu führe, dass “unsere deutschen Airlines nicht diskriminiert werden durch einseitige Vergünstigungen an andere Airlines.”

Als große Herausforderung sehen beide Experten zudem die digitale Transformation, die deutsche Airlines genau wie alle anderen Wirtschaftsbereiche unter großen Druck setzt. Condor-Chef Teckentrup warnt vor einer Art Booking.com-Effekt. Er sagt: “Wenn man in die naheliegende Branche ,Hotels” schaut, dann sieht man, wie Booking.com oder Explorer die Margen halten und Hotels letztlich abhängig sind.” Airlines liefen Gefahr in die gleiche Falle zu tappen. “Die ,Booking Journey” findet größtenteils auch schon jetzt digital statt”, so Teckentrup, hier würden Airlines sicherlich noch viel investieren müssen.

Ein Thema, das auch Berater Schulte-Strathaus umtreibt. Zwar ermögliche die Digitalisierung die Gestaltung individueller Kommunikation mit dem Endverbraucher, mehr individuelle Produktangebote und in Zusammenarbeit mit IT-Firmen auch signifikante Steigerungen der Verkaufszahlen. Und diese Effekte könnten “große Firmen am ehesten abrufen”. Aber, so Schulte-Strathaus weiter, insbesondere große Firmen hätten “Schwierigkeiten, die Digitalisierung gewissermaßen zur Unternehmens-DNA” werden zu lassen. “Der Prozess der Umgewöhnung dauert lange, weil interne Abläufe geändert werden müssen”, sagt der Berater.

Dirk Bremer, President des Travel Industry Club und damit Gastgeber des TIC-Aviation Symposiums, ist sich der Brisanz der Themen bewusst. “Die deutschen Luftverkehrsunternehmen stehen von verschiedenen Seiten extrem unter Druck. Das Überleben und die wirtschaftliche Stärke der Airlineindustrie sind sowohl aus Sicht der Verbraucher als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht essentiell. Der Travel Industry Club setzt sich deshalb stark für einen zukunftsgerichteten Informationsfluss und für einen konstruktiven Dialog aller Beteiligten ein. Dafür ist das Aviation Symposium, zu dem wir mehr als ein Dutzend Redner geladen haben, eine hervorragende Plattform. Wir freuen uns sehr auf viele leidenschaftliche Debatten und erhellende Einsichten.”

Das Aviation Symposium des Travel Industry Club findet am 24. November in Frankfurt statt. Neben Ulrich Schulte-Strathaus und Ralf Teckentrup werden Experten wie Jaan Albrecht von der SunExpress Deutschland GmbH, Dr. Michael Kerkloh von der Flughafen München GmbH und Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, anwesend sein und über spannende Themen referieren und diskutieren. Weitere Referenten sind Matthias Wenk von Ryanair Ltd. und Ralph Beisel von der ADV Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen e.V. Alle weiteren Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.travelindustryclub.de.

Firmenkontakt
Travel Industry Club
Katharina Eßmann
Friedensstraße 9
60311 Frankfurt am Main
069 9511997-13
katharina.essmann@travelindustryclub.de
www.travelindustryclub.de

Pressekontakt
c/o BALLCOM GmbH
Sabine Horn
Frankfurter Str. 20
63150 Heusenstamm
06104 6698-15
sh@ballcom.de
www.travelindustryclub.de

Katharina Eßmann
Travel Industry Club

katharina.essmann@travelindustryclub.de

http://www.travelindustryclub.de

Pressemitteilung teilen: