So. Okt 6th, 2024

Bei den Zwergen
Es war ein schöner warmer Herbsttag und Nepomuck beschloss, einen Waldspaziergang zu machen. Der kleine Kobold liebte die Natur mit all ihren Bäumen, Blumen und Tieren. Überall standen Pilze und Nepomuck war froh, den kleinen Korb mit Blaubeerpasteten und selbstgemachter Limonade dabei zu haben. Flink ließ er sich auf einem Baumstumpf nieder und aß genüsslich schmatzend seinen Proviant bis auf den letzten Krümel auf. Dann trank er geräuschvoll seine Limonade aus der Flasche.
Ein Eichhörnchen kam vorbei und grinste frech: „Wohl bekommts!“
Nepomuck lachte und machte sich daran, die schönen braunen Pilze in seinen Korb zu sammeln, natürlich nahm er nur die kleinsten und selbst die waren noch fast zu groß für ihn.
Das Eichhörnchen half ihm und erzählte dabei die ganze Zeit von dem Wintervorrat, den es sich angelegt hatte. Keine Pilze, nein, aber Bucheckern, Eicheln und Nüsse.
Als Nepomuck endlich aufblickte, war er weit abgekommen von dem Weg, den er sonst ging. Der Wald kam ihm unbekannt vor.
Da hörte er ein lautes Jammern. Neugierig ging er der Stimme nach und sah ein kleines Männchen mit einer roten Zipfelmütze.
Der Zwerg erhob seine zornige Stimme und fuhr Nepomuck wütend an: „Was schaust du so dumm herum? Siehst du nicht, dass ich hier festhänge?!“
Nepomuck trat näher heran und sah, dass der Zwerg mit seinem langen weißen Bart in eine Kaninchenfalle geraten war und nicht mehr loskam.
„Moment!“
Zum Glück hatte Nepomuck immer sein scharfes Schnitzmesser dabei. Er stellte den Korb mit den Pilzen zu Boden und holte das Messer heraus. Schnipps! Ab war der Bart.
Der grimmige Zwerg fuhr sich mit der Hand über das Kinn und schrie außer sich vor Wut: „Was hast du getan? Mein schöner Bart, über lange Jahre gewachsen und mein ganzer Stolz … oje oje … was tu ich nur?“
Er sprang wie von einer Tarantel gestochen durch den Wald und das Eichhörnchen suchte schnell das Weite.
„Entschuldigen Sie, Herr Zwerg, aber ich wollte Sie nur befreien“, sagte Nepomuck zerknirscht.
„Du Nichtsnutz von einem Kobold!“, meckerte der Zwerg.
Jetzt wurden andere Stimmen laut und plötzlich wimmelte es von kleinen roten Zipfelmützen.
„Wo bleibst du denn Machbösemienezumgutenspiel?“
Der Zwerg berichtete mit mürrischer Miene. Die anderen Zwerge lachten, was seine Laune nicht gerade verbesserte.
„Wir können dich jetzt auch Dermitdemhalbenbart nennen“, kicherte einer von ihnen.
Nepomuck hatte inzwischen gezählt, es waren sieben Zwerge. Sie stellten sich vor und dem kleinen Kobold schwirrte der Kopf.
„Ich heiße Lachmichvomstuhl!“
„Und ich Schaumichschlau.“
„Stolperüberjedenstein.“
„Gebemeinensenfdazu.“
„Neunmalklug.“
„Und ich bin Habeinbrettvormkopf.“
Nachdem sich Nepomuck auch vorgestellt hatte, luden die Zwerge ihn in ihre Höhle ein. Die befand sich in einem großen Berg und wurde von Fackeln erhellt. Viele Zwerge liefen emsig mit Schubkarren hin und her. Andere werkelten an langen Holzbänken. Wieder andere schmiedeten und hämmerten an Metall. Nepomuck nahm einen schönen mit Edelsteinen besetzten Dolch in die Hand und bewunderte ihn ausgiebig.
„Na, da könnt ihr Kobolde wohl nicht mithalten, was? Ihr wisst ja gar nicht, was Arbeit ist und nervt nur alle mit euren Späßen, die nur ihr selbst versteht!“

Produktinformation
Geschichten aus dem Reich der Hexen, Elfen und Kobolde
Taschenbuch : 80 Seiten
ISBN-13 : 978-3735790729

©byChristine Erdic

Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
https://literatur-reisetipps.blogspot.com/

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