Kein Weg vorwärts, kein Weg zurück: die bittere Realität der in Bosnien gefangenen Migranten.
St.Gallen, 10.02.2021. „Bosnien ist ein Transitland für Migranten, die versuchen, in die Europäische Union zu gelangen, aber die Außengrenze der Europäischen Union ist geschlossen. Derzeit sind tausende von Migranten in Bosnien gestrandet und wissen nicht, wie es weitergehen soll“, erklärt Kommunikationsexperte Michael Oehme. Viele von ihnen schlafen in verlassenen Gebäuden, provisorischen Zelten und sogar in alten Güterwagen. Andere leben bereits seit Monaten in eben solchen. „Die Temperaturen im Winter liegen in Bosnien und Herzegowina weit unter Null. Diese Leute gehören in Notunterkünfte“, fügt Oehme hinzu.
Viele der Migranten haben mehrmals versucht, die bosnisch-kroatische Grenze zu überqueren und wollen es wieder versuchen. Die lokalen Behörden weigern sich, ein Migrantenlager in der Region Tuzla zu eröffnen, aber die Stadt bleibt eine wichtige Transitzone zwischen Serbien und Kroatien.
NGOs wie EMMAUS springen ein und bieten ihnen einen Ort zum Aufwärmen, duschen und Kleidung wechseln. Viele der Menschen seien Wirtschaftsmigranten aus Pakistan oder Nordafrika, so die Organisation. „Viele Menschen haben massive Gewalt an der kroatisch-bosnischen Grenze erlebt. Das muss aufhören. Diese Leute wollen nicht hier bleiben, es muss eine Lösung gefunden werden, die es ihnen ermöglicht, Bosnien zu verlassen und nach Europa zu reisen“, fügt Michael Oehme hinzu.
Unterdessen war das Lipa-Lager in Westbosnien um die Weihnachtszeit niedergebrannt – wer das Feuer gelegt hat, ist noch unklar. Das Lipa Camp wurde für den Sommer eingerichtet. Die lokalen Behörden haben es nicht geschafft, es für den Winter geeignet zu machen. Die bosnische Regierung fand einen anderen Ort in der Nähe von Sarajevo. Aber lokale Proteste machten die Übertragung unmöglich. Um zu verhindern, dass Menschen erfrieren, übernahm das Innenministerium und baute beheizte Zelte auf. Derzeit gibt es in Bosnien und Herzegowina rund 9000 Migranten. „Es sollte keine schwierige Aufgabe sein, Schutz für sie zu finden und die Maßnahmen zu beschleunigen. Das bestätigt sogar der EU-Botschafter in Sarajevo.