Hamburg (ots) –
Weltärztechef wirft Bundesgesundheitsminister “Wurstigkeit” vor / Ausmaß von Test-Betrug unklar / Deutschland “Komplettversager” bei der Digitalisierung
Der Chef des Weltärzteverbands, Frank Ulrich Montgomery, wirft Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine “schlampige” Verordnung zur Regelung der Corona-Testzentren vor. Diese “fordert zu Betrug auf”, sagte Montgomery bei “19 – die Chefvisite” mit Blick auf Ermittlungen wegen des Verdachts auf betrügerische Abrechnungen von Schnelltests. Es sei “unverschämt” von Spahn, die Kontrolle auf Gesundheitsämter und Kassen abschieben zu wollen, so Montgomery. Während der Bundesgesundheitsminister für einen “Bürokratiemarathon beim Impfen” gesorgt habe, falle Spahn jetzt seine “Wurstigkeit beim Testen” auf die Füße. Der Weltärztechef betonte, er rechne nur mit einem “sehr, sehr kleinen Anteil” von Betrügerei bei den rund 60 Millionen abgerechneten Tests.
Beim digitalen Impfzertifikat habe Spahn sich ebenfalls “verzettelt”, so Montgomery. Daher stehe Deutschland einmal mehr als “Komplettversager bei der Digitalisierung” da. Schaffe es das Bundesgesundheitsministerium nicht, rasch eine Software für das Digitalzertifikat zu entwickeln, “wird man sich über uns totlachen”, prophezeite Montgomery. Denn: “So lange müssen wir uns mit dem gelben Impfpass behelfen.” Minister Spahn rief er auf, die Möglichkeit zu prüfen, die Zertifikatssoftware aus Israel zu kaufen – dort habe die Entwicklung “sechs Wochen gedauert”.
Sollte die Software einsatzfähig sein, fordert Montgomery Vertrauen in die Bürger. Sie sollten nach dem Motto “Selbstauskunft und Sanktionsmechanismen” ihre Digitalzertifikate selbst ausfüllen. Dabei müssten Strafen angedroht werden, falls bei späteren Kontrollen Unregelmäßigkeiten ans Licht kommen. So wäre der Streit darüber, wer für die Umschreibung vom Impfpass auf Papier in das Digitalzertifikat zuständig ist, zu lösen.
Im Videocast “19 – die Chefvisite” diskutieren der Verleger Jens de Buhr und Professor Jochen A. Werner, Chef des Essener Universitätsklinikums, täglich die aktuell wichtigsten Entwicklungen der Corona-Krise und ihre medizinischen und wirtschaftlichen Aspekte – in nur 19 Minuten. Alle Sendungen sind jederzeit abrufbar in der Mediathek auf DUP-magazin.de.
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