Eine Sepsis entsteht, wenn die körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt. Sepsis ist ein Notfall; sie kann innerhalb kürzester Zeit zu Schock, Multiorganversagen und Tod führen – vor allem wenn sie nicht frühzeitig erkannt und sofort behandelt wird. Bei einem Verdacht müssen daher schnellstmöglich weiterführende Tests durchgeführt und eine Ersttherapie begonnen werden. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 280.000 Menschen, davon versterben fast 70.000. Damit ist Sepsis die dritthäufigste Todesursache. Trotzdem ist Sepsis bei nur etwa der Hälfte der Deutschen bekannt. Durch verbesserte Diagnose und Therapie ließen sich hierzulande jährlich 15.000-20.000 Leben retten.
Großbritannien hatte Ende 2015 einen nationalen Aktionsplan gegen Sepsis ins Leben gerufen [2]. Seitdem ist die Anzahl der Patienten, die landesweit routinemäßig auf Sepsis getestet wurden deutlich erhöht worden. In einer Veröffentlichung der BBC vom Juli dieses Jahres legten hochrangige britische Gesundheitspolitiker sogar nahe, dass Sepsis als medizinischer Notfall genauso ernst genommen werden sollte wie Herzinfarkt [3]. Trotz der bereits sichtbaren Verbesserungen im Kampf gegen Sepsis schätzt der NHS, dass in bis zu einem Viertel der Fälle akut erkrankte Patienten nicht früh genug auf Sepsis getestet werden. Dies beschreibt Professor Sir Bruce Keogh kürzlich in einem eindringlichen Appell während einer Veranstaltung in London. In Zusammenarbeit mit der britischen Stiftung UK Sepsis Trust kündigt der NHS jetzt die nächste Phase bei der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans an.
Professor Sir Bruce Keogh sagte: Mediziner, Pflegepersonal und andere medizinische Fachkräfte erkennen und behandeln mehr Sepsis Fälle als jemals zuvor, aber wir können noch immer mehr dafür tun, dass weniger Familien mit dem schmerzlichen Verlust von Todesfällen durch Sepsis konfrontiert werden. Es ist traurig, dass noch immer so viele Menschen an Sepsis versterben. Daher bringen wir jetzt eine weitere Aufklärungskampagne auf den Weg und implementieren nötige Maßnahmen zur Unterstützung von Organisationen und medizinischem Personal, um so die Überlebenschancen Betroffener erhöhen und die Anzahl schwerer Verläufe reduzieren zu können.”
Professor Sir Bruce Keogh zitierte eine Reihe von Beispielen, in denen es in der Vergangenheit durch vergleichbare Programme gelungen ist, Todesfälle durch schwere Erkrankungen zu verringern. So habe beispielsweise die Meningitis B Impfung von Babys die Häufigkeit der Erkrankungen praktisch halbieren können.
Innerhalb eines knappen Jahres nach Einführung des NHS England Sepsis Aktionsplans [2] sei ebenfalls schon viel erreicht worden. Im nächsten Schritt stünde nun medizinisches Fachpersonal im Fokus. Mit Unterstützung des britischen Gesundheitsministers und des UK Sepsis Trusts würden zudem Programme zur Verbesserung der Sepsis Diagnose bei Kindern unter dem fünften Lebensjahr und eine Kampagne zur Erhöhung des Sepsis Bewusstseins bei jungen Eltern und Kinderpflegekräften in die Wege geleitet. Weitere Initiativen sollen folgen.
Dr. Ron Daniels, Vorsitzender des UK Sepsis Trust, sagt dazu: “Wir begrüßen es sehr, dass durch unsere Partnerschaft mit dem NHS England die dringend benötigten Bewusstseinskampagnen für Sepsis auch für medizinisches Personal weiter voran getrieben wird. Mit diesem weitreichenden und sehr sichtbaren Programm stellen wir sicher, dass die medizinische Weiterbildung innerhalb der Gesundheitsdienste mit den bereits erzielten Fortschritten bei der Aufklärung der allgemeinen Bevölkerung Schritt hält. Diese Initiative ist daher wegweisend, allerdings sollten zukünftig auch Pflichtkurse zur Sepsis Weiterbildung vom NHS eingeführt werden. Auch bei der Sepsis Behandlung müssen Verbesserungen erreicht werden. Klinisches Personal kann durch schnelleres Handeln dabei helfen, tausende Menschenleben jährlich zu retten. Wir begrüßen daher die weitere Zusammenarbeit.”
Die Sepsis Stiftung setzt sich bei Politik und Gesundheitsverbänden für die Durchführung ähnlicher Programme auch in Deutschland ein. Auch hierzulande ließen sich durch Vorbeugung, frühere Diagnose und bessere Therapie tausende Menschenleben jährlich retten. Unterstützen Sie auch für Deutschland einen nationalen Aktionsplan gegen Sepsis. Weitere Infos unter:
http://www.sepsis-stiftung.eu/nationaler-aktionsplan-gegen-sepsis/
https://www.england.nhs.uk/2016/11/nhs-unites-to-tackle-sepsis/
https://www.england.nhs.uk/wp-content/uploads/2015/08/Sepsis-Action-Plan-23.12.15-v1.pdf [3] Treat sepsis ‘the same as heart attacks”
http://www.bbc.com/news/health-36774751
Kontakt
Sepsis Stiftung
Holger Ruchatz
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