(Mynewsdesk) München, 17.02.2017. Seit 2011 führt der Deutsche Verband für Physiotherapie, LV Bayern, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Situation von Physiotherapie-Praxen in Bayern durch. Das vierte Gutachten des Projekts, das sich mit dem Erhebungsjahr 2013 beschäftigt, wurde vergangene Woche in Ingolstadt vorgestellt. Viele Tendenzen aus den Vorjahren bestätigten sich. So arbeiten nach wie vor größere Praxen in der Regel wirtschaftlicher, gleichzeitig sind aber auch die Wochenarbeitsstunden der Praxisinhaber mit im Schnitt 61,6 Stunden gerade bei großen Praxen immens. Die für eine flächendeckende Versorgung wichtigen kleineren Praxen haben weiterhin große finanzielle Probleme, den Praxisinhabern bleibt nach Abzug der Sozialversicherungsausgaben oft nur der Mindestlohn oder sogar noch weniger.
Wichtig für die Rentabilität einer Praxis ist nach wie vor der Anteil der privatversicherten Patienten, der im Durchschnitt bei etwa 30 Prozent liegt. Bei den Aufwandskosten schlagen ganz klar die Personalkosten mit durchschnittlich 55 Prozent am stärksten zu Buche.
Wie bereits in den Vorjahren wurde auch für das Jahr 2013 der Verwaltungsaufwand erhoben. Erstmals wurde hieraus ein Bürokratieindex entwickelt, mit dem die Zunahme des Verwaltungsaufwands dargestellt werden kann. Das aktuelle Gutachten unterscheidet zwischen Bürokratiezeitindex – also die Zeit, die der Praxisinhaber für Verwaltung aufbringt – und Bürokratiekostenindex – also die ihm dadurch entgangenen Einnahmen. Beide Indizes steigen konstant seit der ersten Erhebungsphase für das Jahr 2009, der Bürokratiekostenindex dabei stärker als der Bürokratiezeitindex. Das bedeutet, dass die entgangenen Einnahmen aufgrund von unbezahlten Bürokratieleistungen wie Arztberichte, Rezeptprüfungen oder Rezeptverwaltung stetig weiter anwachsen. Durch solche Leistungen ist den Praxisinhabern im Jahr 2013 eine beträchtliche Summe an Reinerträgen entgangen. „Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation physiotherapeutischer Praxen besteht hier dringend Handlungsbedarf“, so Rüdiger von Esebeck, 1. Vorsitzender des LV Bayern. „Es müsste eigentlich selbstverständlich sein, dass der Bürokratiewahnsinn, der uns in zunehmendem Maß aufgebürdet wird, als bezahlte Servicerleistung honoriert wird!“
Auch das vierte PhysioPraX-Gutachten macht überdeutlich, wie hoch der wirtschaftliche Druck auf physiotherapeutische Praxen ist. Um Entlastung zu schaffen und dem kontinuierlich steigenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken, müssen von Seiten der Politik und Kostenträger dringend veränderte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Mit dem gerade vom Bundestag beschlossenen Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz ist hier ein wichtiger Schritt getan.
Das Projekt PhysioPraX läuft weiter, aktuell werden die Zahlen aus dem Jahr 2015 erhoben. Erstmals haben sich auch etliche Berufsverbände aus anderen Bundesländern angeschlossen.
Über PhysioPraX
Seit 2011 führt der Deutsche Verband für Physiotherapie, LV Bayern, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Situation von Physiotherapie-Praxen durch. Ziel des Projektes unter Leitung von Prof. Dr. Günter Neubauer ist es, eine objektive Datengrundlage zu erhalten: Einerseits stellt die Analyse den teilnehmenden Praxisinhabern Orientierungs- und Vergleichswerte für eine wirtschaftliche Praxisführer zur Verfügung. Andererseits liefern die anonymisierten Daten dem Verband valides Datenmaterial, das als Grundlage für die Vertragsverhandlungen mit den Gesetzlichen Krankenkassen dient.
Weitere Infos zum Projekt unter www.bwa-physioprax.de.
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