Hamburg, 9. Juli 2020: Bis zu 85 Milliarden zusätzlicher Zahlungstransaktionen pro Jahr werden durch das Internet of Things (IoT) erzeugt. Dies ist eines der wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Studie “Internet of Payments” des Beratungs- und Softwarehauses PPI AG. Dieser gewaltige Zuwachs ergibt sich durch die ständig zunehmende Vernetzung von Geräten untereinander und den damit verbundenen neuen Geschäftsmodellen. Denn soll das IoT sein volles Potenzial im Geschäfts- und Privatleben entfalten, sind komplett autonome Zahlungsvorgänge zwischen Maschinen unverzichtbar. “Es ist unzweckmäßig, wenn der selbstständig nachbestellende Kühlschrank erst dann Ware bekommt, wenn sein Besitzer die Zahlung freigegeben hat. Vergisst dieser nämlich die Autorisierung oder wird daran aus anderen Gründen gehindert, fehlt die Milch zum Frühstück”, erklärt Michael Titsch, der die Studie bei PPI verantwortet. Für die Zahlung selbst kommt vor allem digitales Geld in Betracht, beispielsweise Stable Coins oder E-Währungen und E-Geld. Von den klassischen Bezahlverfahren ist auch Instant Payments geeignet.
Die aktuelle Infrastruktur wäre überfordert
Für Zahlungsdienstleister gehören M2M-Payments daher zu den bedeutendsten Themen. Daher ist es sinnvoll, heute schon mit den Vorbereitungen zu beginnen und die Geschäftsprozesse auf die neue Technologie anzupassen. Unter den vielen Herausforderungen ist das Thema Compliance nur ein Beispiel: In wessen Namen handelt die Maschine? Ist sie vertrauenswürdig? Wer ist der wirtschaftlich Berechtigte? Künftig heißt es also neben Know Your Customer (KYC) auch Know Your Object (KYO). Zudem sind erhebliche Anpassungen der IT-Landschaft notwendig, sowohl auf der Softwareseite als auch bei Rechenleistung und Verfügbarkeit. “Neue Identitäten und Zertifikate, Prozessanpassungen sowie Milliarden zusätzliche Transaktionen werden europäische, historisch gewachsene Systemlandschaften endgültig an ihre Grenzen bringen”, so Managing Consultant Titsch.
Am Scheideweg: Anbieter datenbasierter Lösungen oder reine Abwickler
Die Zeit läuft also, nicht zuletzt aufgrund der gut aufgestellten Mitbewerber. Große Plattformen und Betreiber geschlossener Ökosysteme, wie zum Beispiel Anbieter autonomer Automobilflotten, haben schon mit konzeptionellen oder technischen Vorarbeiten begonnen. “Wenn die Finanzinstitute nicht jetzt anfangen, die Grundlagen für die zukünftige Nutzung von M2M-Payments zu schaffen, laufen sie Gefahr, nur noch zuschauen zu können, während andere den Markt rund um IoT-Dienstleistungen unter sich aufteilen”, erklärt Michael Titsch.
Neue Leistungsangebote denkbar
Aus dieser Marktsituation ergibt sich die Grundsatzfrage, die jedes Unternehmen für sich selbst schnellstmöglich beantworten sollte: Tritt der Zahlungsdienstanbieter als reiner Infrastrukturanbieter auf oder entwickelt er selbst Kundenlösungen und datenbasierte Geschäftsmodelle? Letzteres bietet einige Vorteile, setzt aber voraus, dass die Institute sich entweder selbst “auf” den Geräten etablieren oder zumindest als Datenaggregator positionieren. Daraus lassen sich Leistungsangebote ableiten, beispielsweise die Lancierung neuer, verbrauchsorientierter Finanzierungsmodelle.
Gesetzliche und technische Grundlagen bald vorhanden
Noch finden M2M-Payments nur in kleineren Pilotprojekten statt, nicht zuletzt, weil die rechtlichen und technischen Voraussetzungen noch fehlen. Aber die Anpassung des Rechtsrahmens auf nationaler und europäischer Ebene ist derzeit in Arbeit. Zu klären sind vor allem Haftungsfragen und die Ausgestaltung der Rechtspersönlichkeit von Maschinen. Technisch steht zunächst das Thema “Sichere Maschinenidentität” im Vordergrund. Ist dies zufriedenstellend gelöst und der legislative Unterbau geschaffen, liegt der Ball für die Implementierung von M2M-Payments im Spielfeld der Marktteilnehmer und damit auch der Finanzdienstleister. “Viel Zeit zur Vorbereitung bleibt ihnen nicht mehr”, mahnt der Experte.
Die Studie “Internet of Payments” kann auf der Website der PPI AG kostenlos angefordert werden: www.ppi.de/studie-iop
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