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Krems (Österreich), 31. Mai 2023: Genveränderungen bei Gallenwegs-Karzinomen bieten potenzielle Angriffspunkte für aktuelle oder zukünftige Präzisionstherapien. Das zeigt eine viel beachtete Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien. In dieser Studie wurden Zellen von Gallengangs-Tumoren auf genetische Veränderungen untersucht. Die Ergebnisse demonstrieren das Potenzial des genetischen Profilings von Tumoren als Grundlage für vielversprechende und zielgerichtete Therapien.

 

Fortgeschrittene Krebserkrankungen des Gallengangs (BTC – Biliary Tract Cancer) sind fast immer fatal. Bei einer derzeitigen Fünfjahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von 2 Prozent wird nach neuen, effizienten Behandlungsmethoden gesucht. Eine Herausforderung dabei ist die hohe genetische Variabilität und Heterogenität der Tumorzellen. Damit diese Variabilität für gezielte Therapien besser genutzt werden kann, wurde sie nun systematisch untersucht. Als Basis dienten dem Team der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) und der Medizinischen Universität Wien Daten von 92 Betroffenen in 3 Zentren in Österreich.

Zielkoordinaten

„Heutige Sequenzierungsmethoden erlauben es, genetische Abweichungen in Tumorzellen sehr genau zu lokalisieren“, erklärt Dr. Hossein Taghizadeh, PhD von der Klinische Abteilung für Innere Medizin 1 des Universitätsklinikum St. Pölten, einer der Lehr- und Forschungsstandorte der KL Krems, und Erstautor der Studie. „Diese Abweichungen sind so etwas wie Zielkoordinaten für moderne, sehr effiziente und präzise Krebstherapien. Basierend auf Daten Betroffener in Österreich wollten wir mit unserer Studie eine systematische genetische „Landkarte“ dieser Zielkoordinaten für Gallengangs-Krebs schaffen. Gleichzeitig war unser Ziel zu zeigen, dass die Methodik leicht in den Klinikalltag integriert werden kann und eine frühe Tumor-Sequenzierung beim fortgeschrittenen Gallenwegs-Karzinom angestrebt werden sollte.“

Die Analyse im Rahmen der international publizierten Studie lieferte dann umfangreiche Ergebnisse. Tatsächlich wurden bei 61 Betroffenen insgesamt 205 molekulargenetische Abweichungen festgestellt. Nur bei 15 Betroffenen wurden gar keine Abweichungen festgestellt, und bei weiteren 16 reichte das Probenmaterial für eine Analyse nicht aus.

Die 205 Abweichungen inkludierten insgesamt 198 Mutationen, die in 89 verschiedenen Genen auftraten. Weitere Abweichungen waren u.a. auf die Fusionen von Genen zurückzuführen. Am häufigsten traten Mutationen des KRAS- und des TP53-Gens auf (jeweils 22,4 Prozent). Beide sind „gute Bekannte“ in der Onkologie, da ihre Mutationen an der Entstehung einer ganzen Reihe verschiedener Krebsarten beteiligt sind.

Präzisions-Ergebnis

Zur Beurteilung, inwieweit die gefundenen Mutationen sich als Zielkoordinaten für eine bereits existierende Präzisionstherapie eignen würden, zog das Team um Dr. Taghizadeh, PhD, die sogenannte ESCAT-Klassifikation heran. Diese stuft Mutationen von Krebszellen nach ihrer Eignung als Ziel einer Präzisionstherapie ein. „Unser Ergebnis zeigte, dass ein Viertel aller Betroffenen mit nachgewiesenen genetischen Abweichungen von Präzisionstherapien profitieren könnte.“ Damit zeigt die Studie eindeutig, dass Gallengangs-Krebs zahlreiche mögliche Ansatzpunkte für wirkungsvolle Präzisionstherapien bietet.

„Auf Grundlage unserer Ergebnisse“, meint Dr. Taghizadeh, PhD, „sehen wir gute Argumente für das frühzeitige Erstellen eines molekulargenetischen Profils von Gallengangs-Tumoren als Teil des Standardprotokolls – am besten vor Beginn einer systemischen Therapie. So könnten mögliche Zielkoordinaten für Präzisionstherapien frühzeitig gefunden und die Behandlung darauf eingestellt werden. Zumal unsere Arbeit auch die Durchführbarkeit der notwendigen Analysen im Klinikalltag belegt.“ Damit unterstützt auch diese Studie den onkologischen Forschungsfokus der KL Krems, der auf klinischer Forschung mit hoher Relevanz für einen raschen Nutzen für Patientinnen und Patienten liegt.

Originalpublikation: Austrian tricentric real-life analysis of molecular profiles of metastatic biliary tract cancer patients. H. Taghizadeh, T. Schmalfuss, A. Maj-Hes, J. & G. W. Prager. Front. Oncol. Sec. Molecular and Cellular Oncology, Vol 13 – 2023. DOI: 10.3389/fonc.2023.1143825

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (Stand 2023)

An der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) in Krems ist die umfassende Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit eine grundlegende Zielsetzung für Forschung und Lehre. Die KL stellt mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Mastersystem eine flexible Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden, die Anforderungen des Arbeitsmarkts ebenso, wie auf die Herausforderungen der Wissenschaft abgestimmt ist. In den Studienrichtungen Medizin und Psychologie studieren aktuell rund 600 Studierende. Die drei Universitätskliniken in Krems, St. Pölten und Tulln gewährleisten eine klinische Lehre und Forschung auf höchstem Qualitätsniveau. In der Forschung konzentriert sich die KL auf interdisziplinäre Felder mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz – u.a. der Medizintechnik, der molekularen Onkologie, der mentalen Gesundheit und den Neurowissenschaften sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.

 

Wissenschaftlicher Kontakt

Dr. Hossein Taghizadeh, PhD

Arbeitsgruppe Gastrointestinale und Urogenitale Onkologie

Klinische Abteilung für Innere Medizin 1

Universitätsklinikum St. Pölten

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E hossein.taghizadeh@stpoelten.lknoe.at

 

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Till C. Jelitto

Von PRD

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