In dieses unheimliche alte Hotel muss man sich einfach verlieben. Sicher, nicht alles geht mit rechten Dingen zu, aber im Luhg Holiday wird Romantik groß geschrieben.
Leseprobe aus dem Buch
„Die Sonne ist da!“, rief ich euphorisch. Eben hatte es noch geregnet. Eilig hastete ich zur Tür. Erstmals Sonnenschein über dem Luhg Holiday. Ein Wunder war geschehen. Der Graf erhob sich ebenfalls von seinem Platz und murmelte eine Entschuldigung. Blitzschnell schnappte er seinen um sich schlagenden und keifenden Sohn und trug ihn davon. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er nicht die Treppe zu den Schlafgemächern hinaufging, sondern durch die Tür verschwand, die zum Keller führte. Sicher gab es dort unten irgendwo eine besonders düstere Kammer mit drei Särgen, die mit blutrotem Samt ausgelegt waren. Unwillkürlich musste ich grinsen. Die Wolkenwand hatte sich aufgelöst und ein blauer Himmel leuchtete mir entgegen. Ein neuer Tag begann.
Dimitri gesellte sich zu mir.
„Sabrina, ich muss mit dir reden“, sagte er leise.
Vorsichtig sah ich mich um, dann nahm ich seine Hand.
„Lass uns ein Stück in den Wald gehen“, schlug ich ihm vor. Dort, so dachte ich zumindest, würde uns niemand belauschen. Mir war klar, dass er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte, das nicht für die Ohren anderer bestimmt war. Bevor ich die Tür leise schloss, sah ich noch Bettys enttäuschtes Gesicht.
Als wir den Waldrand erreicht hatten, atmete ich auf.
„Sabrina, ich weiß nicht, wo ich beginnen soll …“
„Du bist ein Werwolf!“, entfuhr es mir. Entgeistert starrte er mich an.
„Seit wann weißt du das?“
„Seit gestern … nein, eigentlich schon länger. Es war eher eine Ahnung.“
„Du hast keine Angst?“ Er sah mich fragend an.
„Nein. In meinem Leben gibt es bereits Ghule, Vampire und einen Kobold. Warum also nicht auch einen Werwolf?“
Dimitri lächelte und ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder. Er klopfte auf den freien Platz an seiner Seite, und ich setzte mich neben ihn.
„Es war nie ein großes Problem für mich. Ich ging ganz normal in den Kindergarten und zur Schule, später zur Uni. Kaum einer weiß davon. Es geschieht ja nur einmal im Monat in der Vollmondnacht …“ Schwer stützte er den Kopf in seine Hände.
„Was geschieht dann, Dimitri?“, hakte ich nach.
„Dann verwandele ich mich in einen Wolf. Nicht in eine dieser blutrünstigen Bestien, wie es in den Horrorfilmen gern dargestellt wird. Nein, in einen ganz normalen Wolf.“
Er sah mir direkt in die Augen.
„Dann reißt du keine Beute in der Vollmondnacht? Ich meine, du bist nicht … gefährlich?“
„Werwölfe sind nicht gefährlicher als Menschen, die sich im Gegensatz zu uns nicht offensichtlich verwandeln. Selbst wenn wir einmal im Monat ein Huhn oder ein Wildschwein reißen. Wir züchten zumindest keine Tiere auf engstem Raum unter unvorstellbaren Bedingungen, um sie dann zu schlachten. Wir machen auch keine Tierversuche in irgendwelchen Laboren. In der Vollmondnacht lasse ich mich übrigens freiwillig in einem Kellerraum einsperren, damit ich keinem zur Gefahr werde. Deshalb mussten wir das Friday- Night- Gruselspecial auch vorverlegen …“
Ich nahm seine schmale Hand und betrachtete sie lange. Daraus sollte also eine Wolfsklaue werden?
„Wölfe haben sehr feingliedrige Pfoten und Hinterläufe“, sagte er, als habe er meine Gedanken gelesen.
„Sind alle in deiner Familie Werwölfe?“, fragte ich ihn.
„Ja, fast alle. Ich habe aber einen Cousin, der ein Wervamp ist.“
„Ein was?“ Entgeistert sah ich ihn an.
„Nun, mein Onkel hat eine Vampirdame geheiratet. Ich kann dir sagen, das hat einen richtigen Aufruhr gegeben. Beide Seiten waren strickt gegen solch eine Beziehung. Aber der kleine Wladimir war schon unterwegs, und dann ging es plötzlich in Windeseile. Mein Cousin ist ein Wervamp“, sagte Dimitri und grinste vor sich hin.
„Oh“, hauchte ich, „und wie ist der so?“
„Du wirst ihn sicherlich noch kennenlernen. Er ist ein Energiebündel. Bringt alle Lehrer zur Verzweiflung. Schon im Kindergarten wurde er als hyperaktiv eingestuft. Aber er ist clever und hat eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe. Besonders in den Vollmondnächten muss man ihn natürlich in Schach halten. Er entzieht seinen Opfern erst die Lebensenergie, dann werden sie zu leichter Beute. Aber seine Eltern wissen das und können damit umgehen.“
„Wie alt ist er jetzt“, wollte ich wissen.
„Er müsste 12 oder 13 Jahre alt sein, ganz genau weiß ich es nicht mal, aber er ist ein richtiges Computergenie“, antwortete Dimitri und fuhr sich mit einer Hand durch das dichte Haar. Die andere ruhte immer noch in meiner.
Plötzlich fiel mir etwas ein.
„Was passiert eigentlich, wenn ein Werwolf und ein Mensch ein Kind bekommen. Wird sich das dann auch in Vollmondnächten verwandeln?“
„Wohl schon – wahrscheinlich aber eher in einer abgeschwächten Form“, sinnierte Dimitri.
Ich musste lachen.
„Siehst du auch das, was ich grad sehe?“, fragte ich ihn.
Dimitri nickte und prustete dann laut raus: „Ja, einen kleinen Wolfsmenschen, der im Schein des Vollmonds mit seinen behaarten Pfötchen gierig einen Kartoffelacker oder ein Kohlfeld umpflügt und dann plündert.“
Noch immer lachend saßen wir Hand in Hand auf dem Baumstamm und blickten auf das Luhg Holiday hinunter, das im strahlenden Sonnenschein plötzlich gar nicht mehr so düster aussah. Das Leben konnte so schön sein.
Luhg Holiday
Dieser Sammelband vereint zwei spannende Geschichten: Willkommen im Luhg Holiday Als Familie Kohlmann wegen eines vorausgesagten Schneesturms ganz spontan im Hotel Luhg Holiday einkehrt, ahnt sie noch nicht, was sie dort erwartet. In dem alten unheimlichen Haus scheint nichts mit rechten Dingen zuzugehen, und schon bald finden sich die drei Kinder und ihre Eltern im unglaublichsten Abenteuer ihres Lebens wieder.
Auf Wiedersehen im Luhg Holiday Auf einer Urlaubsreise in den Süden fahren Sabrina, Gudrun und Betty im Nebel gegen einen Baum und müssen im Luhg Holiday einkehren. Das Hotel hat sich verändert, denn es sind 7 Jahre vergangen, seitdem Sabrina mit ihrer Familie dort unfreiwillig ihre Ferien verbrachte. Wer ist der nette junge Mann, der sich nach dem Unfall so rührend um sie kümmert und doch ein düsteres Geheimnis mit sich trägt? Und was ist aus den Ghulen geworden, die das Luhg Holiday verwalteten? Ein spannendes Abenteuer wartet auf die Freundinnen. Werden sie der Gefahr entkommen, die dort hinter den düsteren Mauern auf sie lauert? Eine Gruselkomödie der Sonderklasse und ein besonderes Lesevergnügen für die ganze Familie.
ISBN-13 : 978-3743152625
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©byChristine Erdic
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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
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