Sa. Aug 17th, 2024

Ein Knall ertönt und explosionsartig stößt sich Danny mit den Beinen vom Startblock ab, fliegt und taucht elegant kopfüber ins Wasser ein. Wasser – das ist sein Element. Seit über zehn Jahren widmet Danny sein Leben nun dem Schwimmsport. Eine Zeit dauerhaften Trainings, großer Erfolge und ehrlicher Dankbarkeit. Seine Dankbarkeit, sagt er, gilt seinen Eltern, die ihn stets unterstützt haben; seinen Trainern, welche ihm das nötige Handwerkszeug gelehrt und zu Höchstleistungen motiviert haben und seinen Freunden, die wie seine Heimat ein Hafen völliger Entspannung sind.

Es dauert nicht lange, bis Danny vom “normalen” Schwimmen zum Rettungsschwimmen übergeht – wir schreiben das Jahr 2007. In der DLRG Ortsgruppe Stralsund erlernt er von nun an die Grundlagen des Rettungsschwimmens. Dazu zählen neben der klassischen ersten Hilfe und dem Schwimmen auf Zeit, auch die richtige Technik des Transports, Abschleppens und An-Land-Bringens. Wenig später überredet ihn sein Stralsunder Teamkollege und Freund, Christian Ertel, zum Rettungssport überzugehen. Der Unterschied zwischen Rettungsschwimmen und Rettungssport besteht darin, dass es beim Rettungsschwimmen ausschließlich darum geht, verunfallte oder ertrinkende Leute (aus dem Wasser) zu retten. Beim Rettungssport hingegen treten die Schwimmer in verschiedene Disziplinen gegeneinander an: zum Beispiel im Retten einer Puppe, im Hindernisschwimmen oder dem Freiwasserretten mit Brettern, Kajaks und Booten. Sein Freund Christian, Teamkollegen und Trainer sehen schnell, dass Danny großes Potential besitzt – wie groß, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.

Während nationale Wettkämpfe und beständiges Training Dannys Alltag wurden, verpflichtet er sich bei der Bundeswehr. “Die vier Jahre beim Bund haben die perfekten Voraussetzungen geschaffen, um mein Training effektiv und effizient zu gestalten. Dort konnte ich viel lernen und in meinen eigenen Sport integrieren – denn Disziplin, Fokus und Willensstärke spielen auch im Leistungssport eine wichtige Rolle”, sagt Danny.

2012 war es dann soweit und Danny konnte mit seinem Team die ersten Medaillen bei internationalen Wettkämpfen sammeln. Der größte Moment seiner Sportler-Karriere und sein persönlicher Höhepunkt ereignete sich bei der Weltmeisterschaft 2014: Auf den Startschuss perfekt springt Danny ins Wasser, schwimmt 25 Meter und taucht hinab zum Beckenboden. Dort sammelt er die großkindschwere Rettungspuppe ein und legt mit ihr die restlichen 25 Meter zurück. Danny ist der erste der anschlägt, sichert sich Gold und obendrein seinen ersten Weltrekord. “Ein grandioses Gefühl, wenn ich daran zurückdenke”, sagt er.

Vom Erfolgshunger gepackt, trainiert Danny ohne Unterlass. Neun mal pro Woche mit seinen Teamkollegen im Wasser und zusätzliche vier mal im Fitnessstudio – im Schnitt 22 bis 24 Stunden pro Woche. Und das hat einen Grund: “Beim Schwimmen geht es darum, dass das Gesamtpaket stimmt und alle Muskeln ausgeglichen trainiert sind. Kräftige Arme und Schultern ermöglichen ein schnelles Vorankommen im Wasser, starke Beine sorgen für einen explosiven Start und einen guten Übergang aus der Tauchphase.” Ob Danny da mal keine Lust auf Training hat? “Klar, dass kommt auch vor. Das hat glaube ich jeder. Da bringt es aber nichts, einfach nicht zu trainieren. Auch an solchen Tagen muss ich mich motivieren.”

In den darauffolgenden Jahren erweitert Danny seine Trainingsmethoden. Neben Paddel für intensives Krafttraining der Arme, nutzt er den Powerbreather. Ein innovativer Sportschnorchel, bei dem der Atemwiderstand selber geregelt wird. Durch unterschiedliche Aufsätze wird gezielt der Zwerchfellmuskel trainiert.
“Mit dem Powerbreather kann ich effektiv meine Ausdauer trainieren, den Fokus dabei jedoch ganz auf die saubere Ausführung der Technik legen”, erklärt Danny.

Durch Talent, Fleiß und innovative Trainingsmethoden lassen die nächsten Titel nicht lange auf sich warten. Nach weiteren Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften geht Danny bei den World Games 2017 an den Start – dem Olympia für nicht olympische Sportarten. Im Einzel hat er sich selber übertroffen und seinen eigenen Rekord unterboten. Außerdem siegten Danny, sein langjähriger Kumpel Christian und zwei weitere Teamkollegen in der 4×25 Meter Puppenstaffel – in Weltrekordzeit. Obwohl Danny schon unzählige Turniere geschwommen ist, war er bei den World Games aufgeregt. “Das war der einzige Titel in meiner Sammlung, der noch gefehlt hat. Ansonsten bleibe ich eigentlich ziemlich entspannt bei Wettkämpfen. Ich habe für mich festgestellt, dass Nervosität zwar dazu gehört, dann aber doch eher kontraproduktiv ist.” Sobald Danny auf dem Startblock steht, ist er sowieso im Tunnel. Ein Tunnel, an dessen Ende sich Gold statt Licht befindet.

Solche Siege werden dann auch gebührend gefeiert, wo Danny zur Ausnahme mal das ein oder andere Bier trinkt. Nach spätestens zwei Wochen Pause geht es dann wieder los. “Lange halte ich es nicht ohne Wasser aus. Sobald ich einen Pool, das Meer oder ein Schwimmbad sehe, muss ich einfach schwimmen”, sagt Danny, zieht Paddles und Powerbreather auf und stößt sich kraftvoll vom Beckenrand ab. Heute muss er noch fünf Kilometer im Wasser zurücklegen. Fokussiert, auf die Puppe am Boden des Beckens und die Weltmeisterschaft in Australien im nächsten Jahr.

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Andreas Twinkler

Von prgateway

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