20 Prozent Wasserstoff im Erdgasnetz. Ob Heizungen und andere Gasgeräte dies vertragen, untersucht derzeit die Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) – unter Federführung ihrer Schwestergesellschaft Avacon in einem gemeinsamen Feldtest mit dem Deutschen Verband der Gas- und Wasserwirtschaft DVGW. Der Versuch findet in dem Ort Schopsdorf in Sachsen-Anhalt statt.
Das bestehende Gasnetz stellt einen idealen Speicher für grünes Gas dar, das mittels der Elektrolyse aus grünem Strom gewonnen wird. Die Power-to-Gas-Technologie kann die Dekarbonisierung des bislang vernachlässigten Wärmesektors vorantreiben. So hat die HanseWerk-Tochter Schleswig-Holstein Netz kürzlich in Brunsbüttel die erste Anlage Schleswig-Holsteins zur Aufnahme von grünem Wasserstoff ins Erdgasnetz in Betrieb genommen.
Das Problem: Derzeit sind nur die Beimischung von wenigen Prozent ins Erdgasnetz zulässig. Um dies zu ändern, wurde das Projekt “Pilotversuch 20.-Vol% Wasserstoff” gestartet. “Um die Energiewende nachhaltig zum Erfolg zu führen, brauchen wir neben einer reinen Stromwende auch eine Mobilitäts- und Wärmewende. Dies entlastest den Netzausbau und trägt dazu bei, dass mehr vor Ort erzeugte Energie im Rahmen der Sektorenkopplung auch vor Ort verbraucht wird. Power-to-Gas kann hier zu einem wichtigen Baustein werden.”, erläutert SH Netz-Vorstand Dr. Joachim Kabs.
Doch bisher stimmen die Rahmenbedingungen dafür nicht. Ohne Umstellung des Ablagen- und Umlagensystems ist die Technologie noch unwirtschaftlich. Zudem besteht in Sachen Aufnahmepotenzial der Gasnetze für grünen Wasserstoff noch einige Luft nach oben. Und dieses stellt SH Netz gemeinsam mit den Projektpartnern nun auf den Prüfstand. Bis zu zehn Prozent Wasserstoffbeimischung sind derzeit in Ortsnetzen erlaubt.
In Schopsdorf soll nun die doppelte Beimischungs-Konzentration getestet werden, erstmalig in Deutschland. Die Endgeräte werden dabei einem Verträglichkeitstest unterzogen. Der Test läuft bis Ende 2022.
Der konkrete Netzabschnitt des Gasverteilnetzes in Schopsdorf eignet sich deshalb für das Projekt, da die dort verbaute Netzinfrastruktur und Endgerätetechnik repräsentativ und die Ergebnisse für unterschiedliche Verteilnetzbetreiber skalierbar sind.
Sollte der Test zu dem Ergebnis kommen, dass 20 Prozent Wasserstoff in Ortsnetzen endgerätverträglich und damit zulässig ist, könnte die Grenze im DVGW-Regelwerk von maximal zehn auf bis zu 20 Prozent angehoben werden.
2015 hat Schleswig-Holstein Netz bereits in einem Feldtest im Nordfriesländischen Klanxbüll belegen können, dass Haushaltsgeräte zehn Prozent Wasserstoff vertragen. Mit dem aktuellen Feldtest in Schopsdorf gehen Schleswig-Holstein Netz und Avacon nun den nächsten Schritt. Sollte der Test erfolgreich verlaufen, käme dem Energiespeicher Erdgasnetz eine immer größere Bedeutung zu – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen zum Ablagen- und Umlagensystem werden angepasst.
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